Landkreis Wolfratshausen:Bei Impfschutz an letzter Stelle

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Weit unter dem bayerischen Durchschnitt: Die Impfquoten im Landkreis stagnieren seit Jahren. Eine Ärztin schlägt Alarm.

Johanna Wimmer

Bad Tölz-Wolfratshausen - Laut einer aktuellen Studie der Techniker-Krankenkasse ist der Impfschutz gegen Kinderlähmung im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen niedriger als in allen anderen bayerischen Kreisen. Lediglich 89 Prozent der Schulanfänger seien gegen die Infektionskrankheit geimpft. Die Impfquote im Freistaat liege bei 96 Prozent. Die Untersuchung ist zwar nur bedingt repräsentativ, weil sie sich ausschließlich die etwa drei Millionen Mitglieder der Ersatzkassen in Bayern bezieht. Das staatliche Gesundheitsamt in Bad Tölz bestätigt die Angaben jedoch mit eigenen Zahlen.

Beim Impfschutz liege der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ohnehin weit unter dem bayernweiten Durchschnitt, beklagt Jutta Hölscher-Obermaier. Der Ärztin am Gesundheitsamt in BadTölz sind die sehr geringen Impfquoten schon länger ein Dorn im Auge. Während sich der bayernweite Durchschnitt immer weiter nach oben schraube, stagnierten die Prozentwerte in Bad Tölz-Wolfratshausen auf einem weit niedrigeren Niveau, bedauert Hölscher-Obermaier. Auch im Vergleich mit Nachbarkreisen wie Weilheim oder Starnberg könne der Landkreis bei Weitem nicht mithalten.

"Besonders schlimm ist es bei den Masern", sagt die Ärztin - vor allem weil die eine Krankheit seien, vor der man auch daheim im Landkreis nicht gefeit ist, während die Kinderlähmung eher als Reiseerkrankung gilt. Nur 63 Prozent der Kleinkinder im Landkreis sind laut Gesundheitsamt mit zwei Einzelimpfungen voll gegen Masern geschützt, im Landesdurchschnitt sind es 85 Prozent. Ähnlich niedrige Zahlen gebe es bei Impfungen gegen Mumps, Röteln und Keuchhusten. Das ist laut Hölscher-Obermaier vor allem deshalb schlecht, weil die Gesundheitsbehörden eine so genannte Härteimmunität erreichen wollen. Die sei erreicht, wenn sich der Erreger auch unter Nicht-Geimpften nicht mehr weiter verbreiten könne. Doch dazu müssten mindestens 90 Prozent der Bevölkerung im Landkreis gegen die jeweilige Krankheit geimpft sein, was ist bei keiner der genannten Krankheiten der Fall ist.

Hölscher-Obermaier erklärt sich den schlechten Durchschnitt mit "festgefahrenen Meinungen gegen das Impfen", von denen die vielen Impfverweigerer im Landkreis schwer abzubringen seien. Es herrsche eine allgemeine Impfskepsis, und vor allem in Waldorf- oder Montessorischulen werde das Impfen häufig nicht gutgeheißen. Gerade in solchen Schulen brächen Krankheiten wie Masern dann auch oft aus, sagt die Ärztin. Aus ihrer Perspektive bleibt ihr aber zumindest ein Lichtblick: "Bei der Tetanusimpfung stehen wir gar nicht so schlecht da."

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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