Landkreis:Wenig Interesse an Kommunalwahl

Während in allen drei Städten die Wahlbeteiligung schlecht ist, wollen in den kleineren Landgemeinden mehr Bürger darüber bestimmen, wer im Rathaus die Geschäfte in die Hand nimmt.

Von Wolfgang Schäl undKlaus Schieder

Kommunalwahl  2014

Die moderne Technik hat längst Einzug in den Rathäusern wie hier in Wolfratshausen gehalten: Mit einem Scanner-Stift werden die Ergebnisse von den Listen eingelesen und automatisch übermittelt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wahlbeteiligungsquote, das unbekannte Wesen - Diskussionen, warum in welcher Gemeinde wie viele Bürger von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht beziehungsweise darauf verzichtet haben, gehören fest zum Wahlanalyse-Ritual, wenngleich sich vieles im Bereich der Spekulation bewegt. Konstante Entwicklungen festzumachen, ist schwierig, wohl aber gibt es im Landkreis eine Auffälligkeit: Die Städte schneiden schlecht ab. Das Schlusslicht bei den Bürgermeisterwahlen bildet heuer ausgerechnet die Kreisstadt Bad Tölz. Gerade einmal 45,2 Prozent der Wähler haben sich auf den Weg zur Urne gemacht, das waren noch einmal 0,2 Prozent weniger als vor sechs Jahren.

Hier mag das geringe Interesse mit dem vorhersehbaren Wahlausgang zu erklären sein, denn dass Josef Janker in seinem Amt bestätigt würde, war anzunehmen. Anders war dies in Geretsried. wo mit einem knappen Wahlausgang gerechnet werden musste. Mit 49,1 Prozent hat sich die größte kreisangehörige Stadt im Vergleich zum Jahr 2008 um immerhin 2,1 Prozent verbessert. Trotzdem hatte nur jeder zweite Geretsrieder Interesse, den Wahlausgang zu beeinflussen. Die 50-Prozent-Marke hat Wolfratshausen bei der Wahlbeteiligung klar übersprungen, sich im Vergleich zu den vergangenen Kommunalwahlen aber auch drastisch verschlechtert. Damals hatten noch 60,5 Prozent der Wahlberechtigten den Gang in die Kabine angetreten. Das vergleichsweise geringe Interesse erscheint schwer erklärbar, denn klare Prognosen, wer hier das Rennen machen würde, hat sich kaum jemand zugetraut. Selbst die nervenaufreibende Dietramszeller Zitterpartie spielte sich auf einer zahlenmäßig nicht überwältigenden Bühne ab: 66,4 Prozent im Vergleich zu wesentlich ambitionierteren 71,7 Prozent vor sechs Jahren.

In den kleineren Landgemeinden wollen da mehr Bürger mitbestimmen, wer im Rathaus die Geschäfte in die Hand nimmt. Hubert Oberhauser, der mit knapp 57 Prozent gewählte neue Eglinger Bürgermeister, kann sich auf eine Wahlbeteiligung von immerhin 72,6 Prozent stützen, auf ähnlich breiter Grundlage darf der alte und neue Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel seines Amtes walten: 72,6 Prozent der Bürger gingen ins Wahllokal. Spitzenreiter ist die kleine Gemeinde Jachenau, wo der Anteil der wählenden Bürger bei 78,0 Prozent lag - auch hier war eine kleine Erosion zu beobachten, 2008 waren es 2,6 Prozent mehr. Markante Sprünge hat es außer in Wolfratshausen noch in Wackersberg gegeben (von 71,2 Prozent im Jahr 2008 auf jetzt 59,2 Prozent), ebenso in Bad Heilbrunn (von 68,9 auf 52,5 Prozent) und in Greiling (66,5 auf 55,8 Prozent).

Ziemlich ernüchternd ist die Beteiligung an den Wahlen für den Kreistag: Nur 55,98 Prozent der Bürger wollten darüber mitbestimmen, wer in diesem Gremium in den kommenden sechs Jahren über die Belange des Landkreises entscheidet.

In Bad Tölz war die dramatisch niedrige Wahlbeteiligung das beherrschende Thema unter all jenen, die im Sitzungssaal des Rathauses auf den Ausgang der Stadtratswahl warteten. "Miserabel" sei sie, sagte SPD-Fraktionssprecher Willi Streicher. "Katastrophal", meinte gar CSU-Ortsvorsitzender Anton Heufelder. Vielleicht liege dies daran, dass Tölz viele Neubürger habe, die in der Kommunalpolitik noch nicht verankert seien. Andreas Wiedemann (FWG) versuchte sich erst gar nicht an einer Erklärung. "Es ist nicht nachvollziehbar", sagte der unterlegene Bürgermeister-Kandidat. Gerade bei Kommunalwahlen hätten die Stimmberechtigten noch den meisten Einfluss. Es ist für ihn rätselhaft, "warum so wenig Interesse daran besteht, wie man seine Heimatstadt gestalten will".

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