Landkreis:Neue Rekorde bei Immobilienpreisen

Landkreis: An der Ecke Schubertweg/Richard-Wagner-Straße in Geretsried wird das Richtfest gefeiert. Die Sozialwohnungen sollen im Dezember bezugsfertig sein.

An der Ecke Schubertweg/Richard-Wagner-Straße in Geretsried wird das Richtfest gefeiert. Die Sozialwohnungen sollen im Dezember bezugsfertig sein.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Langsam kommt der Wohnungsbau auch in der Region wieder in Schwung. Doch noch müssen Käufer und Mieter immer tiefer in die Tasche greifen.

Von Lea Utz und Lisa Fey

Von sozialem Wohnungsbau bis zur luxuriösen Eigentumswohnung: Wohnraum schaffen für jedermann. Das hat sich die Stadt Geretsried zumindest vorgenommen. "Die Kommune hat es sich zur Aufgabe gemacht, bezahlbares Wohnen zu schaffen", sagt Bürgermeister Michael Müller (CSU). Die Stadt macht derzeit zwei kleine Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel. Projekt 1: Am Mittwoch wurde das Richtfest für den Neubau im Schubertweg gefeiert. Auf 1800 Quadratmetern entstehen bis zum Sommer nächsten Jahres 27 Wohnungen für bis zu 67 Bewohner. Die Kaltmiete soll fünf bis sieben Euro pro Quadratmeter betragen. Gefördert wird das Projekt der Baugenossenschaft Geretsried durch die Regierung von Oberbayern.

Projekt 2: In der Adalbert-Stifter-Straße 29 soll ein neuer Gebäudekomplex besonders durch seine "attraktive Architektur" auffallen, die an die natürliche Umgebung des Wohnraums angepasst sei, erklärt Hanka Stephan, Geschäftsführerin der Keval-Gruppe. Ihre Firma hat zusammen mit dem Immobilienbüro Bartsch und Bürgermeister Müller am Donnerstag mit dem Spatenstich die entscheidende Phase des Bauprojekts eingeleitet. Die 26 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen sollen ab September 2018 bezugsfertig sein. Die etwa 68 bis 130 Quadratmeter großen Wohnungen werden pro Quadratmeter je nach Lage zwischen 4200 und 4300 Euro kosten, sagte Rudolf Kirmeier vom Immobilienbüro Bartsch. Die beiden Bauprojekte sollen zumindest eine Gemeinsamkeit haben: Jeweils eine Tiefgarage mit Stellplätzen für 28 Fahrzeuge.

Der Wohnungsbau springt also langsam wieder an. Doch die Jahre des Stillstands und der starke Zuzug in die Region haben ihre Spuren hinterlassen: Die Immobilienpreise und Mieten steigen - und erreichen neue Rekordwerte. Das zeigt der aktuelle Marktbericht des Maklerverbandes IVD für das Münchner Umland und ein Vergleich mit den Daten aus dem Jahr 2011, in dem der IVD bereits für die Städte Bad Tölz, Geretsried und Wolfratshausen die Preise erhob. Eine Übersicht:

Bad Tölz

Wer eine Eigentumswohnung oder ein Baugrundstück in Bad Tölz kaufen will, muss dafür immer tiefer in die Tasche greifen: Der Preis eines Baugrundstücks für ein Einfamilienhaus in guter Lage schnellte in den vergangenen fünf Jahren um 38 Prozent in die Höhe, auf durchschnittlich 620 Euro pro Quadratmeter. Das gilt auch für Eigentumswohnungen: Neue Eigentumswohnungen sind für 4000, ältere für 3300 Euro pro Quadratmeter zu haben. Auch frei stehende Einfamilienhäuser, Reihenmittelhäuser und Doppelhaushälften sind deutlich teurer geworden. Vergleichsweise moderat entwickelten sich dagegen die Mieten: Sie stiegen für Altbauten und für Erstbezugswohnungen um 50 Cent pro Quadratmeter auf 8,50 und 11 Euro. Mietwohnungen, die nach 1950 gebaut wurden, sind mit 9,20 Euro pro Quadratmeter sogar etwas günstiger als noch vor fünf Jahren. Um den Preisanstieg zu stoppen, will die Stadt Bad Tölz künftig wieder in den sozialen Wohnungsbau mit Genossenschaften einsteigen.

Benediktbeuern

Die Nachfrage nach Wohnungen und Grundstücken in der Klostergemeinde ist hoch. Verglichen mit den übrigen kleineren Gemeinden sind Immobilien in Benediktbeuern aber relativ günstig: Frei stehende Einfamilienhäuser kosten im Durchschnitt 490 000 Euro, Doppelhaushälften 430 000 Euro. Neue Eigentumswohnungen wechseln für 3300 Euro pro Quadratmeter den Besitzer. Für Baugrundstücke werden im Schnitt 430 Euro pro Quadratmeter fällig. Die Mieten liegen in guter Wohnlage im Schnitt bei 8 bis 9,90 Euro pro Quadratmeter - je nachdem, wann die Wohnung gebaut wurde.

Egling

Baugrundstücke für Einfamilienhäuser sind in Egling verglichen mit den anderen Gemeinden, in denen Daten erhoben wurden, am billigsten. Laut IVD sind Kommunen, die nicht direkt an der Autobahn oder an der S-Bahn liegen, nicht so überlaufen. Der Quadratmeter kostet in Egling 320 Euro. Für frei stehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften muss man im Schnitt eine halbe Million Euro investieren. Ältere Eigentumswohnungen schlagen mit 2700, Neubauten mit 3300 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Mieter zahlen für eine gute Lage derzeit je nach Baujahr der Wohnung zwischen 7,50 und 10 Euro pro Quadratmeter.

Geretsried

Die größten Baustellen im Landkreis gibt es derzeit in Geretsried, die Stadt will mehr Wohnraum schaffen. Denn auch dort machen sich die steigenden Preise am Immobilienmarkt bemerkbar: Neue Eigentumswohnungen sind mit rund 3500 Euro pro Quadratmeter zwar immer noch günstiger als in Bad Tölz und in Wolfratshausen, doch mit einem Plus von 45 Prozent haben die Preise enorm angezogen. Reihenmittelhäuser und Doppelhaushälften sind um ein Drittel teurer geworden. Frei stehende Einfamilienhäuser kosten in Geretsried derzeit rund 510 000 Euro. Weniger rasant entwickelten sich die Preise für Baugrundstücke: Mit 410 Euro kostet der Quadratmeter in Geretsried gut 200 Euro weniger als in Wolfratshausen und in Bad Tölz. Auch Mieter müssen weniger bezahlen als in den Nachbarstädten: Die Mieten liegen zwischen 7,80 Euro in Altbauten und 9,70 Euro pro Quadratmeter bei Erstbezügen. Das entspricht einem Preisanstieg von rund 11 Prozent.

Icking

In Icking - und insbesondere in den Ortsteilen Irschenhausen und Dorfen - ist die Nachfrage nach Wohnraum nach wie vor groß. Dennoch entschieden sich die Ickinger in einem Bürgerentscheid im Juli dagegen, mit der "Huberwiese" eine der letzten großen Freiflächen zu bebauen. In Icking sind die Preise deutlich höher als in den Städten des Landkreises: Wer ein Baugrundstück kaufen will, muss für den Quadratmeter 690 Euro hinlegen.

Frei stehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften kosten rund 800 000 Euro. Für eine neue Eigentumswohnung werden pro Quadratmeter 4300 Euro verlangt. Die Mieten liegen bei 11,50 Euro pro Quadratmeter, für erstbezogene Wohnungen sogar bei 13,50 Euro.

Schäftlarn

Ähnlich hoch wie in Icking ist das Preisniveau auch im benachbarten Schäftlarn. Kleinere und bezahlbare Wohnungen sind in der Gemeinde Mangelware. Baugrundstücke kosten in guter Lage 690 Euro pro Quadratmeter. Wer ein frei stehendes Einfamilienhaus erwerben will, muss rund 820 000 Euro in die Hand nehmen. Für eine Doppelhaushälfte werden im Durchschnitt 770 000 Euro fällig. In einer neuen Eigentumswohnung kostet der Quadratmeter um die 4300 Euro.

Die Mieten in Schäftlarn sind höher als im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: Wohnungen, die vor 1950 gebaut wurden, kosten rund 9,70 Euro, neuere Wohnungen rund 12 Euro pro Quadratmeter. Wer eine Mietwohnung komplett neu bezieht, zahlt für einen Quadratmeter fast 14 Euro.

Wolfratshausen

In Sachen Wohnungsbau tut sich in der Flößerstadt wenig. Entsprechend entwickeln sich auch die Immobilienpreise: Der Quadratmeterpreis für eine neue Eigentumswohnung ist in den vergangenen fünf Jahren um 41 Prozent auf 4100 Euro angestiegen - damit hat Wolfratshausen die Stadt Bad Tölz überholt. Für eine ältere Eigentumswohnung muss man pro Quadratmeter 3200 Euro investieren. Reihenmittelhäuser kosten 440 Euro, Doppelhaushälften 550 Euro pro Quadratmeter. Die Grundstückspreise schnellten um ein gutes Drittel in die Höhe, in guter Lage kostet der Quadratmeter 630 Euro. Die Mieten haben in Wolfratshausen im Vergleich am stärksten angezogen: 2011 zahlten Mieter von Wohnungen, die nach 1950 gebaut wurden, noch 9 Euro pro Quadratmeter - inzwischen sind es 10,50 Euro. Im Neubau werden 12 Euro pro Quadratmeter fällig.

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