Landkreis:Die Wohnungsnot der Flüchtlinge

Landkreis: In Geretsried entsteht gerade am Schulzentrum eine neue zentrale Unterkunft für 220 Asylsuchende.

In Geretsried entsteht gerade am Schulzentrum eine neue zentrale Unterkunft für 220 Asylsuchende.

(Foto: Hartmut Pöstges)

260 anerkannte Asylsuchende bleiben in den Unterkünften - weil sie sonst obdachlos würden

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Flüchtlingskrise hat viele Kommunen in Bedrängnis gebracht. Richtig schlimm aber würde es für sie, wenn sie für die sogenannten Fehlbeleger sorgen müssten. Dann brauchte etwa Lenggries auf einen Schlag 58 Obdachlosenwohnungen, Bad Tölz 75 oder Schlehdorf 13. Aus dem Landratsamt aber kommt noch Entwarnung: Fehlbeleger würden auch weiterhin nicht der Unterkünfte verwiesen, sagt Sprecherin Sabine Schmid.

Als Fehlbeleger werden jene Flüchtlinge bezeichnet, deren Asylverfahren positiv abgeschlossen wurde, die aber keine eigene Wohnung finden. Denn als anerkannte Flüchtlinge haben sie eigentlich keinen Anspruch mehr auf Unterbringung in einer staatlich gestellten Asyl-Unterkunft. Da aber - insbesondere im Speckgürtel um die Landeshauptstadt München - der Wohnungsmarkt schon für Einheimische schwierig ist, haben anerkannte Flüchtlinge meist wenig Chancen. "Sie bekommen die Aufforderung, dass sie sich eine Wohnung suchen müssen", sagt Sabine Schmid. Aber wenn sie nichts finden, werde nichts unternommen. "Es gibt bis dato keine Pläne, dass sich das in absehbarer Zeit ändern soll." Auch der Freistaat zahle nach wie vor die Unterbringung der Fehlbeleger.

Im Landkreis werden laut aktueller Statistik 1852 Personen in 186 Asyl-Unterkünften, dezentral wie zentral, beherbergt. Davon sind 260 Fehlbeleger. Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (derzeit 49) werden in sozialen Einrichtungen wie dem "Inselhaus" betreut. Die größte Anzahl von Flüchtlingen lebt derzeit in Bad Tölz (412), an zweiter Stelle steht Wolfratshausen (180), an dritter die Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern-Sachsenkam-Greiling (171). Unter den 32 Nationalitäten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stellen die Afghanen die größte Gruppe, gefolgt von den Syrern. Auch aus Nigeria, Eritrea, dem Irak und Pakistan kommen relativ viele Asylsuchende. In der gesamtdeutschen Statistik der Asylsuchenden stehen die Syrer auf Platz eins.

Während des Monats April hat die Regierung von Oberbayern den Landkreisen keine neuen Asylsuchenden mehr zugewiesen; das soll sich im Mai wieder ändern. Dennoch sagt Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), momentan sei "der Druck heraußen".

In der Stadt Geretsried, die sich gerade einer unbefristeten Asyl-Unterkunft an der Jeschkenstraße widersetzt hat, lebt die Hälfte der Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften; der Container am Robert-Schumann-Weg bietet Platz für maximal 80 Personen. Im Mai soll eine neue Unterkunft in der ehemaligen Filigranhalle für 143 Menschen eröffnet werden. Im Bau ist derzeit außerdem die Anlage am Schulzentrum Geretsried, die Platz für 220 Menschen bringt.

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