Kurzkritik:Vom Brautmarsch zur Hexenpolka

Fraunhofer Saitenmusik

Michael Klein, Michaela Schmid, Richard Kurländer (v. li.) und Gerhard Zink (nicht im Bild) bei ihrem stimmungsvollen Auftritt im Barocksaal.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Fraunhofer Saitenmusik überzeugt in Benediktbeuern mit einem stimmungsvollen Programm

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Seit 1978 existiert die Fraunhofer Saitenmusik, die sich nach ihrem Gründungsort, dem Münchner Wirtshaus "Fraunhofer", benannte. In dieser langen Zeit hat sie sich eine treue Fangemeinde erspielt. So war das Abendkonzert zum 1. Advent im Barocksaal des Kloster Benediktbeuern heuer so rasch ausverkauft, dass zusätzlich eine Matinée angesetzt wurde. Trotz des unwirtlich nasskalten Wetters ist der Saal am Sonntagmorgen immerhin zur Hälfte gefüllt. Die Gründungsmitglieder der Fraunhofer Saitenmusik - Richard Kurländer (Hackbrett, Harfe), Michael Klein (Gitarre) und Gerhard Zink (Kontrabass) - haben sich nach einer Phase der Neufindung, die durch den Tod der Hackbrettspielerin Heidi Zink 2013 ausgelöst wurde, nun mit Michaela Schmid (Flöte, Violoncello) wieder als Quartett aufgestellt und erneut zu harmonischer Einheit gefunden.

Abwechselnd moderieren sie ihr stimmungsvolles Programm, das einen deutlichen Schwerpunkt im skandinavischen Repertoire hat. Die Klänge aus Schweden, Norwegen oder Finnland lassen Naturbilder vor dem inneren Auge des Hörers entstehen, der vermeint, über die weite nordische Landschaft und das Meer hinweg zu fliegen. Daneben wird man mit Volksbräuchen vertraut gemacht: In Norwegen ist es üblich, die Braut von ihrem Elternhaus zur Kirche mit einem Brautmarsch zu geleiten. Dieser beginnt mit einer wehmütigen Celloeinleitung, die Abschiedsschmerz suggeriert, bis die verhaltene Freude in der Harfe Aufbruchsstimmung verkündet. Ebenso wird nebenbei Musikgeschichte vermittelt: Man erfährt von einem dänischen Tanzgeiger, der um 1750 auf der Insel Fünen eine Handschrift verfasste, deren Stücke "zum Repertoire eines jeden dänischen Geigers zählen".

Und auch die Instrumentenkunde kommt nicht zu kurz: Kurländer spielt ein Salzburger Hackbrett, das in der alpenländischen Musik üblicherweise verwendet wird, daneben ein Appenzeller Hackbrett, das eine andere Spieltechnik verlangt, sowie einen Streichpsalter für ein französisches Stück des 16. Jahrhunderts, der einen kristallklaren, fast schneidenden Klang entfaltet.

Geografisch springt das Ensemble zwischen Skandinavien und den Alpenländern wild hin und her. So steht der Walzer aus Finnland mit zart perlenden Harfenklängen neben der Polka aus dem Tessin, die südliches Feuer entwickelt, oder dem oberbayerischen Landler, der Behaglichkeit verströmt wie ein warmer Kachelofen. Als Rausschmeißer gibt es eine schwungvolle "Hexenpolka"

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