Nördlicher Landkreis:Das gemeinsame, große Hallenbad steht vor dem Aus

Die Wolfratshauser Bürgervereinigung will sich nicht an den Betriebskosten der Schwimmhalle in Geretsried beteiligen. Die Nachbarstadt stellt ein Ultimatum.

Von David Costanzo, Wolfratshausen

Kurz vor der entscheidenden Abstimmung steht das Wasser plötzlich wieder bis zum Hals: Seit Jahren planen die acht Städte und Gemeinden im Nordlandkreis an der großen, gemeinsamen Schwimmhalle in Geretsried - das so genannte interkommunale Hallenbad. Am Dienstag soll der Wolfratshauser Stadtrat über seine Zuschüsse befinden. Weil Wolfratshausen als zweitgrößte Kommune nach Geretsried auch den zweitgrößten Anteil an der Finanzierung tragen soll, kommt alles auf diese Abstimmung an - doch die Bürgervereinigung von Bürgermeister Klaus Heilinglechner bereitet sich auf den "Hallenbaxit" vor.

Die Fraktion will sich nämlich nicht an den Betriebskosten beteiligen, sondern nur die Schulstunden der Kinder abrechnen. In Zahlen: Statt etwa 135 000 Euro pro Jahr soll Wolfratshausen nach derzeitigem Stand nur rund 30 000 Euro nach Geretsried zuschießen. So steht es im Antrag der Bürgervereinigung für die Sitzung am Dienstag, das bestätigt auch Wirtschaftsreferent Helmut Forster. Dann würden also mehr als 100 000 Euro im Jahr fehlen - und das große Bad baden gehen. Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagt nämlich: "Dann können wir uns dieses große Bad nicht mehr leisten."

Nördlicher Landkreis: Ein Ja zum großen Hallenbad fordern viele Wolfratshauser: Die Bürgerinitiative verteilte am Sonntag innerhalb von drei Stunden genau 721 dieser Aufkleber.

Ein Ja zum großen Hallenbad fordern viele Wolfratshauser: Die Bürgerinitiative verteilte am Sonntag innerhalb von drei Stunden genau 721 dieser Aufkleber.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Antrag der Bürgervereinigung hat am Sonntag auch alle Teilnehmer des Stammtischs der Wolfratshauser SPD alarmiert - die Sozialdemokraten an der Loisach und in Geretsried, die Grünen wie auch die Bürgerinitiative pro Hallenbad. "Wir werden alles dafür tun, damit wir zum Hallenbad kommen", bekräftigte SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner. Grünen-Stadtrat Hans Schmidt spricht von einem "sehr guten Angebot" und bringt zumindest eine Vertagung ins Spiel. Die Bürgerinitiative droht mit einem Bürgerbegehren.

Der Geretsrieder SPD-Stadtrat Walter Büttner überbringt sogar ein gute Nachricht aus der Nachbarstadt - und ein Ultimatum. Die gute Nachricht: Nachdem Icking kürzlich abgesprungen ist, wird der Anteil dieser Gemeinde nicht auf alle anderen umgelegt. Geretsried zeigt sich spendabel und übernimmt die 21 000 Euro im Jahr gleich selbst. Die Stadt will eine halbe Million Euro im Jahr selbst tragen - das Fünffache des geplanten Wolfratshauser Anteils. Und dann das Ultimatum: Wenn Wolfratshausen bis September nicht zustimmt, werde Geretsried unmittelbar danach ein eigenes, kleines Bad beschließen. Statt fünf Bahnen und vier Trainingsbereiche in drei Becken inklusive Sprungbrettern gibt es dann wohl eher ein kleines Becken, erklärt Bürgermeister Müller. Und die anderen Städte stehen begossen da.

Dauerparker im Rathaus

Alle wollen mehr Parkplätze, aber nichts geht voran. Auch das jüngste Debakel in der Loisachstadt stand bei der SPD auf der Tagesordnung: Der Stadtrat hatte im November 2014 eine Studie in Auftrag gegeben, um weitere Stellflächen zu untersuchen. Doch bei der Vorstellung vor wenigen Tagen war der Erkenntnisgewinn für viele gleich Null. Die Empörung war groß. Jetzt nahm SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner den Gutachter in Schutz und gab der Stadtverwaltung die Schuld. Die Studie sei bereits im August 2015 im Rathaus eingegangen. Schon damals habe der Planer darauf hingewiesen, dass er weitere Informationen benötige, um das Gutachten konkreter werden zu lassen. Warum die Studie so lange liegen geblieben war, sei "unergründlich", monierte Meixner - und sprach sich wie die anderen Anwesenden gegen ein Parkhaus am Hatzplatz aus. dac

Die Wolfratshauser Bürgervereinigung sieht die Lage freilich ganz anders. Der Antrag für Dienstag sei in Wahrheit ein Entgegenkommen der Loisachstadt, sagt Wirtschaftsreferent Forster. Schließlich werde man die Schulstunden auf zehn Jahre im Voraus buchen. Das gebe Planungssicherheit. Von einer Beteiligung an den Betriebskosten in sechsstelliger Höhe sei bis vor Kurzem nie die Rede gewesen. Das komme einem "Blankoscheck" gleich.

Der Geretsrieder Bürgermeister Müller betont, dass dem seriöse Planungen zugrunde liegen. Er sagt - auch mit Blick auf seine CSU-Parteifreunde an der Loisach: "Ich hoffe, dass die Vernunft noch siegt."

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