Kurviertel:Warum Bad Tölz auf Hotels statt auf Apartments setzt

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Von der lang gestreckten Wandelhalle (Mitte) bis zum Kurhotel Eberl an der Buchener Straße reicht das "Sondergebiet Bäderviertel Mitte". (Foto: Manfred Neubauer)

Der Stadtrat will den Charakter des Bäderviertels erhalten. Das durchkreuzt auch die Pläne der Jod AG für die denkmalgeschützte Wandelhalle.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit dem Ende der alten Kur hat das Bäderviertel in Bad Tölz viel von seinem früheren Charme verloren. Sanatorien und Pensionen verschwanden, dafür wurden immer mehr Wohnhäuser aus dem Boden gestampft. Diesen Trend will die Stadt stoppen. Für das Areal des Hotels Jodquellenhof und des ehemaligen Spaßbads Alpamare hat sie bereits einen Bebauungsplan erlassen, der eine touristische Nutzung vorschreibt, also wieder ein Hotel. Das Gleiche gilt nun auch für das Gebiet zwischen dem Kurhotel Eberl an der Buchener Straße über den Parkplatz an der Seppstraße bis hin zur Wandelhalle und dem angrenzenden kleinen Kurpark. Einem entsprechenden Bebauungsplan stimmten die Stadträte im Bauausschuss am Donnerstagabend zu, nur Florian Rein (FWG) votierte dagegen. Zugleich verhängten sie eine Veränderungssperre.

Damit schoben sie Plänen der Jod AG einen Riegel vor, die in ihre denkmalgeschützte Wandelhalle gerne Wohnungen einbauen möchte. Ebenso wenig wäre darin dann eine Asylunterkunft erlaubt, über die der Landkreis schon einmal nachgedacht hatte. Der neue Bebauungsplan für dieses "Sondergebiet Bäderviertel Mitte" sei notwendig, damit die Ansiedlung touristischer oder auf Gesundheit ausgerichteter Betriebe "überhaupt eine realistische Umsetzungschance bekommt", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Andernfalls würde "alles mit Wohnbebauung voll". Neben Hotels und Pensionen denkt die Stadt auch an Kliniken oder an Tagungshäuser.

Damit begibt sie sich abermals auf Konfrontationskurs zur Jod AG. Schon beim Jodquellenhof und dem Alpamare hat sie baurechtlich das Vorhaben des Eigentümers durchkreuzt, alles abzureißen und Wohnhäuser hinzustellen. Im Rathaus sei man gerade dabei, den Bebauungsplan samt Veränderungssperre für dieses Areal "sehr ausführlich zu begründen, weil es zu einem Rechtsstreit kommen kann", teilte Fürstberger mit. Nun sind auch die Wohnbaupläne der Jod AG in der Wandelhalle erst einmal obsolet. Der Bauamtschef hält sie ohnehin für unrealistisch. "Es wäre sehr teuer, dort Wohnungen hineinzubauen", sagte er.

Wohnungen in der Wandelhalle, wie von der Jod AG geplant, sind nicht erlaubt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Außer der Wandelhalle und dem Parkplatz besteht das Gebiet des "Bäderviertels Mitte" fast nur aus Grünflächen. Eben deshalb sei es für eine touristische Nutzung attraktiv, meinte Fürstberger. "Das sind nicht kleine 2000-Quadratmeter-Grundstücke, sondern Flächen, auf denen man richtig was machen kann." Das sahen die meisten Stadträte genauso. Franz Mayer-Schwendner (Grüne) schlug vor, den Geltungsbereich des neuen Bebauungsplanes noch großzügiger zu zeichnen, die kleine Gärtnerei und das neue Vitalzentrum mit dem Haus des Gastes, dem Haus der Gesundheit und der Kurbücherei einzubeziehen. "Das würde Sinn machen", befand er. Für die Gärtnerei, die ja nicht dem Tourismus dient, müsste dann allerdings eine Sonderlösung gefunden werden. Für Fürstberger wäre dies durchaus möglich. Es dauere ein Jahr, bis der Bebauungsplan rechtskräftig werde, sagte er. In dieser Zeit könne der Stadtrat immer noch beschließen, den einen oder anderen Teil aus dem Geltungsbereich herauszunehmen.

"Wohnbebauung haben wir genug gemacht", unterstützte CSU-Fraktionssprecher Josef Steigenberger das Vorgehen der Stadt. Im Kurviertel müsse nun auch mal Tourismus zum Zuge kommen. Aus der Sicht von Robert Paintinger (CSU) stellt die Wandelhalle "ein absolutes Kleinod" dar, das sich für Seminare geradezu anbietet. Als Tagungsstätte würde sie "in Deutschland ihresgleichen suchen", sagte er. Für Michael Lindmair (FWG) ist die mit dem Bebauungsplan verbundene Veränderungssperre "kein Beschluss zum Stillstand, sondern zu konstruktiven Lösungen".

Das sieht Florian Rein (FWG) anders. Im Bäderviertel seien mittlerweile viele Flächen für Fremdenverkehr vorgesehen, "aber es ist ja nicht so, dass die Hotels Schlange stehen in Tölz", gab er zu bedenken. Für ihn stelle sich die Frage, "ob wir uns da nichts verbauen". Bürgermeister Josef Janker (CSU) forderte Geduld. Dem Konzept der "Neuen Tölzer Hotelkultur" mit dem Spa "Natura Tölz" und den zwei Sterne-Hotels müsse man ein wenig Zeit geben, sagte. Er sei sich sicher, "dass sich da etwas entwickelt". Bauamtsleiter Fürstberger verwies darauf, dass ein Bebauungsplan nicht für alle Zeit in Stein gemeißelt sei. "Wenn es nicht funktioniert, werden wir in zehn, 20 Jahren nachjustieren."

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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