Kunstlehrer und Musiker:"Ich habe meine Nische gefunden"

Hias Brandstäter

Auf Kinder im Vorschulalter übt Troll Wurlitz die größte Faszination aus. Für sie hat Matthias Brandstäter nun auch wieder eine CD gemacht.

(Foto: Privat)

Vor dem Haus das Moor, dahinter die Isar: Schon als Kind sah sich Matthias Brandstäter dem Wesenhaften der Natur gegenüber. Als Troll Wurliz bringt er nun seine fünfte CD heraus

Interview von Barbara Brießmann

Der kleine Troll Wurliz ist wieder unterwegs und hat seine fünfte CD im Gepäck. "Frisches Grün im Buchenwald" heißt sie. Von rockig bis leise besingt er die Natur, spricht von Blattsalat ohne Ameisen oder der Adlerfeder, was vor allem drei- bis siebenjährige Kinder fasziniert. Im Troll-Kostüm steckt der Wolfratshauser Matthias Brandstäter. Der 48-jährige Vater von zwei Söhnen lebt mittlerweile in Hausham und ist Kunstlehrer an einem Gymnasium.

SZ: Wie kamen Sie auf den Namen Wurliz?

Matthias Brandstäter: Da steckt weder eine Geschichte noch eine geniale Idee dahinter. Seit 2002 bin ich schon als kleiner Troll unterwegs, habe dann die erste CD auf den Markt gebracht. Eine Agentur hat mir gesagt, dass der Troll einen Namen braucht. Aber mir ist nichts eingefallen. Ich habe gehofft, dass die Kinder was Lustiges sagen, das ich dann nehmen könnte. Aber es kam nichts.

Und dann?

Dann habe ich angefangen, mit Silben zu spielen. Ich mag zum Beispiel das W sehr gerne, weil es so weich ist. U klingt auch schön. Da war es nicht weit zum "Wur", was ja auch in Wurzel steckt. Das passt zum Troll.

Der Name Wurliz erinnert aber sehr an Wurlitzer, die Jukeboxen, die bis Mitte der Achtziger gebaut wurden.

Ich wusste gar nicht, dass es den Namen gibt. Aber ich wurde oft darauf angesprochen.

Die Zielgruppe für Ihre Lieder und Texte sind relativ kleine Kinder. War das Absicht?

Das hat sich so herauskristallisiert. Für Kinder bis zur ersten Klasse hat der kleine Troll die größte Faszination. Sie sind noch in einem Alter, wo sie an den Osterhasen und das Christkind glauben. Beim Nikolaus sehen sie zwar, dass das ein verkleideter Mensch ist, aber sie sind sich nicht sicher, ob er nicht doch echt ist. So verhält es sich auch mit dem Wurliz.

Haben Sie auch ältere Fans?

Eltern finden meine Sachen oft anrührend, größere Kinder mögen die Sachen vom Wurliz auch noch gern. Aber sie machen das Fenster zu, wenn sie die Lieder hören. Sonst wäre es ihnen peinlich, wenn das Gleichaltrige mitbekommen.

Haben Sie nicht das Bedürfnis auch einmal etwas für Jugendliche zu machen?

Für Jugendliche? Das kann ich nicht. Das ist ein ganz eigener Schlag, die haben ihre ganz eigene Sprache. Diese spreche ich nicht.

Wie sieht es mit Erwachsenen aus?

Ich bin als Student als Kabarettist, Musiker und Schauspieler auf der Bühne gestanden, habe deswegen meine Ausbildung an der Kunstakademie in München abgebrochen, dann aber doch das Examen gemacht. Es ist wahnsinnig schwer, sein Publikum zu finden.

Also bleibt es beim Kinderpublikum?

Natürlich juckt mich Kabarett schon. Bloß welche Themen sollte ich aufgreifen? Die sind doch eigentlich alle vergeben oder schnelllebig. Ich kenne von früher die Luise Kinseher, den Christian Springer, den Helmut Schleich, interessiere mich sehr für Kabarett. Aber ich sehe dort keinen Platz für mich.

Sie wollen etwas ganz Eigenes?

Ja. Ich habe meine Nische gefunden: die Natur. Davon erzähle ich. Meine Lieder haben keinen Zeitverschleiß.

Haben Sie viel Zeit in der Natur verbracht?

Es gab in meiner Kindheit und Jugend eigentlich nichts anderes an Zeitvertreib. Vor unserem Haus war das Moor, dahinter die Isar. Geboren bin ich zwar in Wolfratshausen, aber aufgewachsen in Bairawies bei Dietramszell. Wir hatten damals weder Skaterparks noch Handys noch eine digitale Welt.

Wie kam dann die Natur in ihre Kunst?

Mit etwa 15 habe ich zur Gitarre meine ersten Lieder geschrieben, darin habe ich verarbeitet, was ich beobachtet hatte. Den Mond oder einen Fuchs im Schnee. Für mich hat in der Natur alles etwas Wesenhaftes, ich sehe das sehr archaisch.

Sie vermitteln den Kindern viel Wissen über die Natur. Liegt Ihnen das als Kunsterzieher?

Ich wollte nie Lehrer werden, wirklich nie.

Was wäre die Alternative?

Jetzt finde ich meinen Beruf ganz wunderbar. Im Grunde bin ich mein eigener Herr und mit den Schülern kann ich sehr kreativ arbeiten. Den Wurliz habe ich ja auch noch.

Also sind Sie voll ausgelastet?

Anarchisches Musik-Kabarett habe ich früher gemacht. Jetzt würde es mich sehr reizen, eine Spaß-Rock-Band mit Kumpels zu haben, ab und zu in den Probenkeller zu verschwinden und dann auf Partys zu spielen.

Die neue CD von Wurliz "Frisches Grün im Blätterwald" (13,99 Euro) ist bei Spielwaren Tausend in Wolfratshausen und bei Bücher Ulbrich in Geretsried erhältlich. Den ersten öffentlichen Auftritt mit seinem neuen Programm gibt Matthias Branstäter am Sonntag, 19. April, im Bergtierpark Blindham. Weitere Infos unter www.wurliz-derkleinetroll.de

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