Kulturherbst-Pleite:"Sehr, sehr schlecht für Geretsried"

Geretsrieder Kulturherbst 2014

Günter Wagner leitete den Kulturherbst zweimal und schrieb dafür die Theaterstücke "Aufstand" und "Flucht", für die Konstantin Wecker komponierte.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ex-Veranstalter Günter Wagner sieht Mitschuld bei der Stadt

Interview von Stephanie Schwaderer, Geretsried

Günter Wagner hat den Kulturherbst groß und bekannt gemacht. 2012 und 2014 fungierte er als Festivalleiter. Die Entscheidung der Stadt, Organisation und Verantwortung an einen Externen zu geben und lediglich eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 80 000 Euro zu übernehmen, bedeutete für ihn das Aus: Wagner bewarb sich nicht einmal. In der Nachbarstadt Wolfratshausen hingegen wirkt er weiterhin als Festivalleiter.

SZ: Der Kulturherbst ist geplatzt - was sagen Sie dazu?

Günter Wagner: Das ist dramatisch. Sehr, sehr schlecht für das Festival, aber auch für Geretsried. Nun ist das eingetreten, was ich befürchtet hatte: Dass man das alleine einfach nicht stemmen kann. Man muss ja nur nach Bad Tölz schauen, wo gerade ein Privatmann an fünf Tagen 100 000 Miese gemacht hat (gemeint sind Peter Frech und das Summer Village, Anm. d. Red.). Wer kann sich das leisten?

Fanden Sie das Kulturherbst-Programm attraktiv?

Sagen wir so: Ich hätte es anders gemacht. Aber der Veranstalter hatte nicht viel Zeit: Von Januar bis Oktober - das ist zu knapp. Man braucht in der Regel eineinhalb Jahre Vorlauf. Das Programm für das nächste Flussfestival in Wolfratshausen, zum Beispiel, steht bereits. Und das findet in einem Jahr statt.

Lässt sich in Geretsried noch etwas retten? Könnte man auf die Schnelle ein bisschen improvisieren?

In einer Woche? Wenn der Hauptveranstalter wegfällt? Das wird nicht nur klein, das wird sehr klein, eine Rumpfgeschichte.

Was bedeutet das für den Kulturherbst?

Der Name ist angeschlagen. So etwas spricht sich herum, nicht nur bei den Gästen, auch unter Künstlern. Aber es geht ja nicht nur um die Kultur, es geht auch um das Image der Stadt. Der Kulturherbst hatte Geretsried richtig gut getan, die Absage bewirkt das Gegenteil.

Was müsste die Stadt Ihrer Ansicht nach ändern?

Vor allem die Finanzierung. Die Ausfallbürgschaft von 80 000 Euro gibt es ja erst im Nachhinein. Ein Veranstalter muss alles vorfinanzieren, und ein Haufen Zahlungen wird fällig, bevor die erste Karte verkauft wird. In Wolfratshausen, zum Beispiel, läuft das anders. Da macht die Stadt das Flussfestival, und ich bin als künstlerischer Leiter angestellt.

Das ist aber auch eine Frage des Budgets.

Natürlich. Man kann an Vielem sparen, aber irgendwann ist es dann halt nicht mehr das, was es sein sollte.

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