Künstlergespräch in der Realschule:Joints vor dem Frühstück

Künstlergespräch in der Realschule: Warnende Worte und Reggae: Willy und Amy Warning (v. re.) garnieren ihre Erfahrungsberichte an der Geretsrieder Realschule mit Musik.

Warnende Worte und Reggae: Willy und Amy Warning (v. re.) garnieren ihre Erfahrungsberichte an der Geretsrieder Realschule mit Musik.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Willy und Ami Warning sprechen in Geretsried mit Jugendlichen über die Gefahren der Sucht

Von Peter Buchholtz, Geretsried

"Ich wollte nie Rauschgift rauchen, obwohl alle meine Freunde das gemacht haben. Ich hab immer gesagt: Ich bin cool, ich bin natural high", erzählt der Sänger Wally Warning am Dienstag in der Realschule Geretsried. Zuvor hat er mit seiner Tochter Ami zwei Songs gespielt, darunter den "One Drop Reggae" auf der Cuatro, einem Instrument, das er aus seiner Heimat Aruba kennt. "Love and peace, if you agree, say yeah", singt er darin. Die Schüler aus der 9. Klasse nehmen die Aufforderung an, geben erst schüchtern, dann lauter ein "Yeah!" zurück.

Angefangen hatte die Sucht bei Wally Warning in der Heimat in der südlichen Karibik nicht mit einem Joint, sondern mit Schokolade mit Cannabis versetzt. "Ich habe die ganze Zeit gelacht wie ein Blöder", erinnert sich der Musiker, der heute in München lebt. Später habe er jeden Tag Joints geraucht, "schon vor dem Frühstück", wie er selbst sagt. War er nicht high, war er grantig und genervt. "Ich wollte aufhören, doch ich konnte nicht." Erst als er selbst bei der Beerdigung seines Stiefvaters heimlich konsumierte, fühlte er sich elendig. "Seitdem habe ich bis heute keinen Joint mehr geraucht", sagt Wally Warning.

Seine Tochter Ami war noch sehr jung, als der Vater noch kiffte, kennt aber viele Drogengeschichten aus der Musikszene. "Ich finde es beim Kiffen gefährlich, weil es kein Tabu ist. Es hat einen normalen Status und wird überhaupt nicht richtig als Droge gesehen, wovon man nicht mehr wegkommt", sagt Ami Warning und fragt in die Runde: "Ihr seid doch in dem Alter - wer hat denn schon mal geraucht?" Ein paar der Schüler heben die Hand. In der Schule seien die Grenzgänger die Coolen, meint Ami Warning, die 2013 ihr Abitur gemacht hat. "Aber später musst du komplett überlegen, was du machst. Da kommt eine Eigenverantwortung ins Leben." Daran knüpft auch der nächste Song an, den sie anstimmt: "Frei fühlen - hoch springen und tief fallen. Frei fühlen - um keinem zu gefallen." Normalerweise singt sie auf Englisch, derzeit nimmt sie aber ihr erstes Album auf Deutsch auf.

Woher Wally denn sein Gras immer herbekommen hat, will ein Schüler wissen. "Es gibt immer neue Plätze, man findet immer wieder was", sagt Warning. Ob das Gras bei Migräne hilft, fragt ein anderer Schüler. "Das kann ich nicht sagen. An Medizin habe ich jedenfalls nie gedacht", entgegnet der Sänger und lacht.

Alle sechs 9. Klassen der Geretsieder Realschule bekommen an diesem Vormittag die Möglichkeit, Wally und Ami Warning kennenzulernen und ihnen Fragen zu stellen. Organisiert hat die Präventionsveranstaltung Angela Heim von der Schulsozialarbeit an der Realschule. Im Vorfeld hatte sie alle Klassen besucht, mit ihnen über stoffgebundene und stoffungebundene Süchte gesprochen. Derzeit wird für die Schule ein Gesamtpräventionskonzept erarbeitet, auch das Thema Alkohol spielt darin eine Rolle.

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