Kriminalität:Braucht der sicherste Kreis im Oberland eine Sicherheitswacht?

Kriminalität: .Mit beschränkten Befugnissen: Eine Sicherheitswacht als Hilfsorgan der Polizei soll spätestens von Pfingsten an hoch frequentierte Gebiete in Starnberg überwachen.

.Mit beschränkten Befugnissen: Eine Sicherheitswacht als Hilfsorgan der Polizei soll spätestens von Pfingsten an hoch frequentierte Gebiete in Starnberg überwachen.

(Foto: Claus Schunk)

Politiker im Landkreis sind skeptisch. Sie fordern stattdessen mehr Stellen für die Polizei.

Von Alexandra Vecchiato

Bürger, die durch Städte und Gemeinde patrouillieren und nach dem Rechten sehen - nach dem Doppelmord in Höfen bei Königsdorf hatte Polizeipräsident Robert Kopp angeregt, auch im Landkreis solche ehrenamtlichen Helfer einzusetzen. Auf diese Weise Präsenz zu zeigen, sagt Kopp, könne das Sicherheitsgefühl der Menschen verbessern helfen. Die Kommunalpolitiker im Landkreis sind eher skeptisch. "Mal ganz langsam", sagt etwa CSU-Kreisvorsitzender Martin Bachhuber und plädiert wie andere auch dafür, die Polizei stattdessen mit mehr Personal auszustatten.

Im April dieses Jahres hatte Polizeipräsident Robert Kopp beim Sicherheitsgespräch im Tölzer Landratsamt angeregt, Sicherheitswachten einzusetzen. Diese von der Polizei ausgebildeten ehrenamtlichen Kräfte seien keine Hilfspolizisten, geschweige denn eine Art Bürgerwehr. Vielmehr könnten sie die Arbeit der Polizei im öffentlichen Raum unterstützen, hatte Kopp ausgeführt. Andernorts habe man mit Sicherheitswachten gute Erfahrungen gemacht, etwa im Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau, wo in Schongau sieben ehrenamtliche Männer und Frauen die gefühlte Sicherheit der Bürger erhöhen.

Diese Schnittstelle zwischen gefühlter und tatsächlicher Sicherheit ist für Klaus Koch der Knackpunkt. "Was ist das Ziel einer Sicherheitswacht?", fragt der Grünen-Kreisrat und Dritte Landrat. Bei einem Gewaltverbrechen wie in Höfen seien die Ehrenamtlichen überfordert. Koch will beim Thema Sicherheit daher lieber auf die Polizei mit ihren ausgebildeten Fachkräften setzen, die sich zudem auf Recht und Gesetz stützen könnten. "Die Polizei muss entsprechend ausgestattet werden. Das muss sich unsere Gesellschaft leisten können", sagt er und verweist auf die Landespolitik.

Die habe einen Anfang gemacht, erklärt Martin Bachhuber, der Landtagsabgeordneter ist. Mehr als 3000 Stellen seien geschaffen worden. Im Übrigen sei er kein großer Freund von Sicherheitswachten. "Ich sehe bei uns im Landkreis den Bedarf nicht. Wir haben Gott sei Dank keine Brennpunkte."

Große Bedenken haben einige Kreisräte bei dem Gedanken, wer sich dazu berufen fühlen könnte, bei einer Sicherheitswacht mitzumachen. Grundsätzlich seien Bürger, die als Beobachter Informationen an die Polizei weitergäben, nichts Schlechtes, sagt SPD-Kreisrat Reiner Berchtold, selbst früher bei der Polizei. "Je mehr Augen aufpassen und so strafbare Handlungen verhindern, umso besser", sagt er. Problemtisch wäre es für ihn, wenn "Möchtegernsheriffs" durch die Straßen patrouillierten. Berchtold verweist darauf, dass jeder Bürger das Recht habe, etwa einen Ladendieb quasi festzunehmen, also festzuhalten, bis die Polizei eintrifft. "Besser wäre es, wenn mehr Polizei in die Fläche käme", sagt Berchtold. Er kritisiert, dass unter dem früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die personelle Ausstattung der Ordnungskräfte derart heruntergefahren worden sei. Und dass die nun beschlossenen Neueinstellungen sicherlich in den Städten des Freistaats konzentriert würden. Auf dem Land werde dieses zusätzliche Personal wohl nicht ankommen. "Das ist eine zähe Angelegenheit", sagt Berchtold. Dem widerspricht Bachhuber: Die Landespolitik werde für eine gerechte Verteilung der neuen Polizisten sorgen.

Das Landratsamt habe die Ausführungen des Polizeipräsidenten Kopp zur Kenntnis genommen, sagt stellvertretender Landrat Thomas Holz (CSU). Wenn eine Einführung gewünscht werde, sei dies Sache der Kommunen. Aber Euphorie sei nach diesem Vorstoß im April nicht ausgebrochen unter den Bürgermeistern, sagt Holz, selbst Bürgermeister in Kochel am See. Denn für Sicherheit zu sorgen sei die Aufgabe des Staates - und gut ausgebildeter Polizisten. Da die Menschen im Landkreis so sicher lebten wie kaum andernorts in Deutschland, könne er nicht verstehen, warum Kopp die Sicherheitswacht thematisiert habe.

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