Kreistag: Umweltausschuss:Niedermaier kündigt Windräder an

Der Landrat hält eine reine Negativplanung für nicht mehr möglich - auch wenn nur wenige Flächen zwischen Icking und Jachenau infrage kommen.

Klaus Schieder

Im Landkreis werden sich Windräder drehen. "Jene, die sagen, dass dies hier ein kompletter Ausschlussgebiet wird - das geht nicht", erklärte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) am Dienstag um Umweltausschuss des Kreistags. Allerdings gibt es nach seinem Dafürhalten nur wenige Flächen zwischen Icking und der Jachenau, die sich für die Nutzung der Windenergie anbieten, wenn alle gesetzlichen Vorgaben berücksichtigt werden. "Das wird nicht der Wind-Landkreis schlechthin", sagte Niedermaier.

Dem Landrat zufolge ist es nicht mehr möglich, eine reine Negativplanung zu verfolgen, sprich: Areale festzulegen, auf denen keinesfalls Windräder in die Höhe ragen dürfen. Der Landkreis sei verpflichtet, eine Positivfolie zu erstellen und Gebiete für solche Propellertürme zu benennen, erklärte er. Schon jetzt übten Städte und Gemeinden in Nordbayern Kritik am Süden und sagten, "wir machen das für euch, und ihr seid das reiche Oberbayern, bei euch geht das nicht und jenes nicht".

Gleichwohl blieben auch mit dem Planungsziel, geeignete Flächen für Windräder zu finden, nicht viele Grundstücke übrig. Dies liegt laut Niedermaier daran, dass über die Karte des Windatlasses elf andere Pläne übereinander geschoben werden müssen. Als Beispiel nannte er die Tiefflugzone der Bundeswehr, die quer über den Landkreis geht.

Eine Änderung müsste vom Bundestag beschlossen werden, dagegen werde sich aber das Verteidigungsministerium wehren, prophezeite er. Ein anderer Aspekt sei etwa, dass Windräder nur mit einem Mindestabstand von 800 Meter zu Wohngebieten errichtet werden dürften. Dies sei zwar gesetzlich nicht so festgelegt, jedoch durch Urteile bestätigt, sagt der Landrat.

Wolfgang Seiler treibt die Befürchtung um, dass nun immer mehr Investoren auf die Gemeinden zukommen werden, um sich Vorzugsflächen für Windräder zu sichern. Der Run auf die einzelnen Bürgermeister gehe bereits los, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung "Energiewende Oberland". Diese Interessenten suchten sich die besten Plätze aus, stellten dort ihre Anlagen hin und holten dann Geld raus. Dies sei "Rosinenpickerei".

Dagegen müsse man gemeinsam vorgehen, denn es sei wichtig, die Wertschöpfung in der Region zu behalten, sagte Seiler. Eine "Goldgräberstimmung" macht auch Landrat Niedermaier aus. Aber "bei uns wird sich nicht so viel tun", schränkte er ein. Die Entscheidung liege letztlich immer noch beim Grundstückseigentümer. Und wenn ein Landwirt auf seinem Boden kein Windrad wolle, "dann will er es da nicht".

Wolfratshausen sieht Kreisrat Richard Kugler (CSU) bei der Windenergie außen vor. Die Loisachstadt liege in einer Senke, die Windgeschwindigkeiten seien zu gering. Die Frage sei dort eher, welche Wasserkraftwerke optimiert oder wieder in Betrieb genommen werden, meinte er. Wind gebe es auch in Wolfratshausen, widersprach Seiler. Wegen der dichten Wohnbebauung "können Sie sie nur nicht nutzen", sagte er.

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