Kreisausschuss:Geburtshilfe-Station in Tölz "kein Thema"

Säuglinge

Vorerst können Frauen ihre Kinder im Landkreis nur in Wolfratshausen zur Welt bringen.

(Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa)

Landrat Josef Niedermaier erklärt, zuerst müsse die neue Abteilung an der Klinik Wolfratshausen etabliert werden.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Voraussichtlich im Herbst 2018 wird eine Geburtshilfe-Hauptabteilung in der Kreisklinik Wolfratshausen eröffnet. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) geht davon aus, dass die Hauptabteilung, die vom Kreiskrankenhaus Starnberg betrieben wird, bis zu zwei Jahre brauchen werde, um sich einzuspielen und zu etablieren. Erst dann könne man sich Gedanken über eine Geburtshilfe-Station in Bad Tölz machen, sagte Niedermaier am Montag im Kreisausschuss des Kreistags. "Derzeit ist sie kein Thema." Abwarten wollen die Kreisräte, was das staatliche "Zukunftsprogramm Geburtshilfe" bringen wird. Auch ein neues Geburtshaus in Bad Tölz ist im Gespräch. Dort könnten Frauen in der Obhut von Hebammen wohnortnah entbinden.

Gut drei Stunden beschäftigte sich der Kreisausschuss am Montag mit den Anträgen zur Geburtshilfe und der Versorgung von Schwangeren und Müttern, die CSU, Grüne und die Ausschussgemeinschaft eingebracht hatten. Zunächst informierte der Landrat über den Sachstand der Verhandlungen mit der Klinik in Starnberg. So sei beim bayerischen Gesundheitsministerium eine Aufstockung der Bettenanzahl beantragt worden. Bislang gibt es in Wolfratshausen sieben Betten für werdende Mütter. Künftig sollen es zwölf sein. Diese Betten seien standortgebunden, sagte Niedermaier. Das habe das Ministerium mit Nachdruck erklärt. Der Krankenhausplanungsausschuss hat mittlerweile zugestimmt, dass die Starnberger am Klinikum Wolfratshausen eine Außenstelle der Fachrichtung Gynäkologie und Geburtshilfe eröffnen. Noch gebe es offene Fragen zu klären. Der Landrat sprach etwa von einem weiteren Operationssaal, der in Wolfratshausen gebaut werden müsse. Dieser stünde dann ausschließlich der Geburtshilfe-Abteilung zur Verfügung.

Die CSU will zunächst das neue staatliche Förderprogramm geklärt wissen

Im Übrigen interpretiere er den Kreistagsbeschluss vom März dieses Jahres mitnichten so, dass in Tölz eine Geburtshilfe betrieben werden solle. Er sehe sich beauftragt, mögliche Kooperationspartner für einen Standort Bad Tölz zu suchen. Die gebe es nicht. "Wenn Wolfratshausen funktioniert, sehen wir weiter, ob ein Ableger in Tölz zu realisieren ist." Aber ohne Belegärzte sei nichts zu machen. "Das war und ist das Hauptproblem." Dem widersprach Werner Weindl (CSU). Er habe den Beschluss durchaus so verstanden, dass in Bad Tölz eine Entbindungsstation betrieben werden soll. "Von diesem Ziel will ich nicht abrücken." Sein Fraktionskollege, Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber, informierte das Gremium über ein neues Förderprogramm. 30 Millionen Euro umfasst es und soll die Geburtshilfe im ländlichen Raum stärken: entweder über die Sicherstellung der Hebammenhilfe oder die Finanzierung defizitärer Geburtshilfe-Stationen. Man müsse sehen, was das Programm genau umfasse, sagte Bachhuber. Weindl sprach sich dafür aus, zuerst die Förderung zu klären und anschließend ein Gesamtpaket zu schnüren. Ein Bestandteil könne der Aufbau eines Geburtshauses in Bad Tölz sein. Der CSU-Kreisrat griff damit einen Punkt aus dem Antrag der Grünen-Kreisrätinnen auf.

Laut Landrat geht der Trend zur Entbindung in zentralen Geburtsabteilungen

Hebamme Kathleen Hodbod stellte in der Sitzung ihr Konzept für ein neues Geburtshaus in Bad Tölz vor. Vom Landkreis erhofft sie sich eine Anschubfinanzierung in Höhe von etwa 75 000 Euro. Die Nachfrage sei enorm, versicherte sie. Während Niedermaier das Vorhaben skeptisch sieht, könnten sich Weindl und Josef Janker (CSU) das Geburtshaus als Zwischenlösung und Alternative durchaus vorstellen. "Das wäre ein ergänzendes Angebot", sagte auch Barbara Schwendner (Grüne). Der Landrat wiederum rief in Erinnerung, dass der Trend hin zur klinischen Entbindung in zentralen Geburtsabteilungen gehe. Denn viele Schwangere wollten das Risiko nicht eingehen, ohne Arzt an der Seite ein Baby auf die Welt zu bringen. In einem Geburtshaus werden Schwangere nur von Hebammen begleitet. Sollte es Komplikationen geben, könnten die Frauen in ein Krankenhaus gebracht werden, sagte Hodbod. Agatharied mit 22 Minuten Fahrzeit und Wolfratshausen mit 27 Minuten seien tragbar.

Letztlich wurde eine Abstimmung vertagt. Der Landrat soll erst Informationen zu dem neuen Förderprogramm einholen, wenn dieses von der Staatsregierung beschlossen wurde. Im Januar wollen die Kreisräte erneut über das Thema Geburtshilfe beraten. Abgelehnt wurde vom Gremium der Antrag, der Landkreis solle den Hebammen Kilometergeld zahlen. "Das ist rechtswidrig", sagte Niedermaier. Auch eine Petition des Kreistags an den Landtag, die Geburtshilfe als Grundversorgung in den Krankenhausplan aufzunehmen, wurde von der Mehrheit nicht unterstützt.

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