Krankenhaus:Beatmung für die Kreisklinik

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Der Landkreis hat endgültig einen Teil des Wolfratshauser Krankenhaus-Parks an einen privaten Investor vergeben, der dort ein Gesundheitszentrum bauen soll. Die Klinik selbst erhofft sich davon Synergien in der Lungenheilkunde

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Der Vertrag für ein neues Gesundheitszentrum an der Wolfratshauser Kreisklinik ist besiegelt. Nun kann die Münchner Schütz-Gruppe als privater Investor den Bau des voraussichtlich viergeschossigen Zentrums im Klinik-Park vorantreiben. Neben einigen niedergelassenen Ärzten und einer psychiatrischen Tagesklinik des Bezirks soll sich dort eine private Pflegeeinrichtung für beatmete Intensiv-Patienten ansiedeln. Von ihr erhofft sich Klinik-Geschäftsführer Hubertus Hollmann eine Ergänzung zur eigenen Schwerpunktsetzung und damit eine Stärkung der Kreisklinik. Dass der Landkreis für den Neubau einen Teil des Parks samt einem riesigen Haselnussbaum opfert, stößt nach wie vor auf heftige Kritik.

Anwohner um den Wolfratshauser Hermann Böcking hatten Landrat Josef Niedermaier (FW) Anfang Juni eine Liste mit 834 Unterschriften gegen das Projekt übergeben. Sie fordern den Erhalt des Parks als wertvolle Erholungsfläche für Patienten, Nachbarn und die Bewohner des nahen Pflegeheims. Davon unbeeindruckt hat Niedermaier nun vor einigen Tagen beim Notar den Vertrag unterzeichnet, mit dem der Kreis das in rückwärtiger Verlängerung des Klinik-Gebäudes gelegene Grundstück in Erbpacht an die Schütz-Gruppe überträgt. Deren Baupläne sind längst mit dem Landratsamt abgestimmt, doch den Wolfratshauser Stadträten lagen sie bisher noch nicht vor. Die Kritiker um Hermann Böcking erhoffen sich nun von den Räten ein - in letzter Konsequenz allerdings nicht entscheidendes - Veto gegen den Neubau, der aus ihrer Sicht ökonomisch unsinnig ist, aber mehr Verkehr in die umliegenden Straßen ziehen wird. Die betriebswirtschafliche Argumentation des Landrats sehen sie als gescheitert an. Statt eines privaten Neubaus im Park solle die geplante psychiatrische Tagesklinik direkt im Krankenhaus unterkommen, wo es zu viele leere Betten gebe.

Doch Klinik-Geschäftsführer Hollmann erwartet die größeren Synergien nicht von der Tagesklinik, sondern von einer "außerklinischen Intensivwohngesellschaft", für die es schon einige mögliche Betreiber gebe. Darin sollen auf Dauer künstlich beatmete Patienten betreut werden, die ansonsten Intensiv-Betten belegen würden oder mit enormem Aufwand rund um die Uhr daheim gepflegt werden müssten.

Ein solcher Partner würde sich laut Hollmann ideal in die Strategie der Kreisklinik fügen, Schwerpunkte auf die Themen Bauch und Lunge zu setzen. Im März hat die Klinik nach längerer Suche den Lungenarzt Klaus-Peter Uehlein eingestellt. Er kommt von der Lungenklinik Köln und leitet nun als Oberarzt die Pneumologie. Eins seiner Spezialgebiete ist es, Patienten, die nach schweren Operationen oder Krankheiten dauerhaft beatmet werden müssen, wieder von der Maschine zu entwöhnen. Dafür sei eine von ihm mitbetreute und überwachte Wohngesellschaft der ideale Kooperationspartner, sagt Uehlein, der ansonsten einen großen Wildwuchs auf diesem noch jungen Pflegesektor kritisiert. In Kombination mit der Wohngruppe könne es aber gelingen, dass große Häuser entsprechende Patienten nach Wolfratshausen überweisen. Im Gesundheitszentrum soll die Gesellschaft ein bis zwei Etagen belegen, eine ist für die psychiatrische Tagesklinik reserviert.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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