Kräftemessen der Nachbarstädte:Um die Wette strampeln

Kräftemessen der Nachbarstädte: Strampeln für die Umwelt: Die Bürgermeister Klaus Heilinglechner (li.) und Michael Müller radeln voran, mit Helm und gutem Beispiel.

Strampeln für die Umwelt: Die Bürgermeister Klaus Heilinglechner (li.) und Michael Müller radeln voran, mit Helm und gutem Beispiel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Stadtradeln herrscht freundliche Konkurrenz - voriges Jahr hatte Wolfratshausen im Vergleich zu Geretsrried klar die Nase vorn

Von Konstantin Kaip, Geretsried/Wolfratshausen

Etwa 20 Kilometer ist Astrid Wilgerich von ihrem Wohnort Schäftlarn am Montag bis zum Geretsrieder Rathaus geradelt, um gemeinsam mit etwa 30 anderen Fahrradfahrern das diesjährige Stadtradeln zu eröffnen. Eine Strecke, die schon mal auf dem Konto von Wolfratshausen liegt - denn die 66-Jährige fährt für das Team des Partnerschaftsvereins Barbezieux, in dem sie Mitglied ist. Ganz fair ist das nicht, denn eigentlich dürfen nur Bürger beider Städte bei der Aktion mitmachen. Wilgerich sagt, sie sei seit kurzem auch Mitglied im Partnerschaftsverein Chamalières. Sie könnte also auch für Geretsried fahren.

Dort könnte man ihre Kilometer wohl dringend brauchen. Schließlich haben in Geretsried im vergangenen Jahr 97 Teilnehmern 12 790 Kilometer erstrampelt - in Wolfratshausen haben 159 Radler 43 759 Kilometer zurückgelegt. Beim Stadtradeln kann jeder mitmachen, der ein Fahrrad mit Tachometer hat. Bis einschließlich 9. Juli kann der Radler Kilometer sammeln, bei der Abschlussveranstaltung in der Wolfratshauser Loisachhalle am 19. Juli werden die fleißigsten Teams und Einzelfahrer geehrt. 589 Kommunen in ganz Deutschland nehmen heuer an der Aktion teil, die möglichst viele Leute dazu bringen will, aufs Auto zu verzichten und etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

Dabei sein ist also alles, auch wenn beim Auftakt die Wolfratshauser Dominanz an den Pedalen spürbar ist. Er habe schon den Ehrgeiz, die etwa 400 Kilometer, die er 2016 erfahren habe, heuer zu toppen, erklärt Grünen-Stadtrat Hans Schmidt. Für ihn ist die Teilnahme Ehrensache. "Wir wollen ja eine Verkehrswende. Und da muss man die Leute dazu bewegen, aufs Fahrrad umzusteigen." Der neue Sportreferent Maximilian Schwarz (BVW) macht zum ersten Mal mit. "100 Kilometer pro Woche wären schon nicht schlecht", sagt er.

Die Stimmung ist gut unter den Radlern, die trotz der Sommerhitze immer mehr werden. Eva Kiel, bei der Stadt Wolfratshausen für die Aktion zuständig, ist zuversichtlich. "Aktuell schaut's gut aus", sagt die Beauftragte für Energie- und Umwelt, die im vorigen Jahr noch unter ihrem Mädchennamen Vorderobermeier gestartet ist. In Wolfratshausen hätten sich schon 140 Radler in 17 Teams angemeldet, darunter auch das der Polizeiinspektion und der Wasserwacht. Susanne Leonhard vom Bauamt, die als leidenschaftliche Radlerin maßgeblich für die Premiere 2016 verantwortlich war, hat demnächst Urlaub, wie sie berichtet. Da sie den aber überwiegend auf dem Rad verbringen werde, seien der Stadt viele Kilometer sicher.

In Geretsried sind derzeit 40 Teilnehmer in sieben Gruppen angemeldet. Warum dort deutlich weniger Leute aufs Rad steigen als in der Nachbarstadt, kann sich Ilka Dietrich-Naumann vom Tourismus- und Stadtmarketing nicht wirklich erklären. "Wir lassen Wolfratshausen ja gern den Vortritt", sagt der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller in seiner Begrüßung. Die Strecke der Auftakttour nach Wolfratshausen führe an der künftigen S-Bahn-Linie vorbei und auch an der möglichen Trasse einer Umgehungsstraße, für die "wir gerne bereit sind, zusammen mit Wolfratshausen eine Lösung zu suchen". Die gemeinsame Radtour sei "symbolisch für die gemeinsame Anstrengung für die Zukunft des Mittelzentrums". Auch wenn das Stadtradeln natürlich auch "ein bisschen für Konkurrenz" stehe. Er sei gespannt, wer am Ende die Nase vorn haben werde, sagt Müller. "Ich habe da schon so eine Ahnung." Sein Wolfratshauser Amtskollege Klaus Heilinglechner betont, dass man sich noch bis zum 9. Juli beim Stadtradeln anmelden kann. "Es soll kein Wettbewerb sein", sagt er. "Wir wissen, dass wir besser sind."

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