Kostenexplosion:Sanierung wird teurer als erhofft

Kostenexplosion: Für den Bürgerladen schien die Sanierung zu teuer, doch die Billigversion funktioniert wohl auch nicht. Das Haus am Untermarkt 10.

Für den Bürgerladen schien die Sanierung zu teuer, doch die Billigversion funktioniert wohl auch nicht. Das Haus am Untermarkt 10.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das externe Gutachten ist da und es zeigt: Wenn Wolfratshausen das Gebäude am Untermarkt 10 instand setzen will, muss die Stadt viel Geld in die Hand nehmen - mehr, als einige Stadträte im Februar versprachen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Sanierung des städtischen Gebäudes am Untermarkt 10 wird voraussichtlich teurer, als es einige Wolfratshauser Stadträte vorausgesagt haben. Das geht aus dem externen Gutachten hervor, das nun vorliegt. Die Untersuchung wurde im Februar in Auftrag gegeben, nachdem der Stadtrat mehrheitlich beschlossen hatte, dass das Gebäude von der Stadt selbst genutzt werden soll. Zuvor wollte eine Initiative dort einen Bürgerladen unterbringen. Die Sanierung dafür hätte etwa 800 000 Euro gekostet. Das lehnte die Mehrheit des Stadtrats ab. Nachdem der Bürgerladen auch im Bürgerentscheid gescheitert ist, sollen dort nach einem interfraktionellen Beschluss nun unter anderem das Kulturamt, ein Tourismusbüro und der neue Stadtmanager unterkommen. Die Kosten der Instandsetzung, so hatte der Fraktionssprecher der CSU, Günther Eibl, im Februar gesagt, würden unter den ursprünglich veranschlagten 460 000 Euro bleiben.

Die Euphorie, die das Konzept fraktionsübergreifend ausgelöst hatte, wird nun vom externen Gutachten gebremst, das die nötigen Arbeiten auflistet. Wie der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) sagt, haben die Stadträte das Gutachten Ende vergangener Woche zugesandt bekommen. Er habe das umfangreiche Papier zwar bislang erst überflogen, sagt Schnaller. Was er darin gelesen habe, gehe aber über die erwarteten Kosten hinaus. Zahlen wolle er nicht nennen. "Die Schätzungen entsprechen nicht dem, was einige erhofft haben", sagt Schnaller jedoch. Auch Wirtschaftsreferent Helmut Forster (BVW) will das Gutachten erst noch genauer lesen. Er räumt aber ein, dass ihn "die Kosten aufs Erste überrascht" haben. Das Haus, einst Königliches Landgericht, sei jedoch Eigentum der Stadt. Man müsse es daher "nachhaltig in Ordnung bringen, damit man es so nutzen kann wie geplant."

Laut Schnaller bezieht sich das Gutachten auf das gesamte Gebäude: auf das Erdgeschoss mit Anbau und das Heimatmuseum im Obergeschoss mit den dort dringend notwendigen Brandschutzmaßnahmen. Zudem hätten die Planer auch den Ausbau des Dachgeschosses geprüft. Dort sind derzeit notdürftig Exponate des Museums gelagert. Der Ausbau sei freilich nur eine Option und würde die Gesamtkosten noch einmal deutlich erhöhen. Doch auch ohne den Dachausbau handle es sich um "eine Generalsanierung, von Grund auf", betont Schnaller. Und die sei nach der Vorstellung einiger Kollegen gar nicht notwendig. Schnaller selbst hatte sich schon im Februar dafür ausgesprochen, sich in der Instandsetzung auf das Nötigste zu beschränken. "Man kann das Gebäude herrichten, dass es wieder ganz neu ist, oder so sanieren, dass man die nächsten 20,30 Jahre vernünftig darin arbeiten kann", sagt er. "Das ist schon eine Grundsatzentscheidung, die man zu treffen hat."

Die wollen auch die Grünen, die den Beschluss im Februar als "finanziellen Blindflug" abgelehnt hatten. "Unserer Fraktion geht es um eine richtige, nachhaltige Sanierung des städtischen Gebäudes an exponierter Stelle", sagt Grünen-Stadtrat Hans Schmidt, "und die ist eben teuer". Eine "Pinselsanierung" mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit, wie sie einige andere Stadträte favorisiert hatten, sei nicht praktikabel. Die Stadträte werden sich nach den Ferien genauer mit dem Gutachten befassen - auch Eibl und sein am Konzept maßgeblich beteiligter Fraktionskollege Alfred Fraas, die am Montag nicht erreichbar waren. Dann wird es auch um Zahlen gehen. Die seien durchaus in der Größenordnung von denen des Bürgerladens, glaubt Schmidt. Selbst wenn man sich nur auf das Nötigste beschränke, sagt der Grünen-Stadtrat, "wird die Summe deutlich höher als eine halbe Million bleiben."

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