Konzerttipp:Verschmelzung der Kulturen

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Kritiker bescheinigen dem Trio Gaon einen ausgereiften Sinn für Transparenz und Klangbalance. Den Beweis treten sie nun in Icking an. (Foto: Wolf Schäfer, Shin-Joon Kiml/oh)

Bestechende Virtuosität und Empathie: Am Samstag gastieren die jungen Musiker des Klaviertrios Gaon in Icking

Von Thomas Kubina, Icking

"Wärme erschaffen" oder "Mittelpunkt der Erde" sind zwei Bedeutungen des aus dem Koreanischen stammenden Ausdrucks "Gaon". Das gleichnamige Klaviertrio Gaon beansprucht diese Doppeldeutigkeit als ihre Vision: Drei Musiker, drei kulturelle Hintergründe und drei Persönlichkeiten, die aus Unterschieden eine harmonische Einheit formen wollen.

Am Samstag, 16. Juni, tritt das junge Klaviertrio, bestehend aus der koreanische Violonistin Jehye Lee, dem deutschen Cellisten Samuel Lutzger und dem koreanischen Pianisten Tae-Hyung Kim, im Konzertsaal des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums auf. Die Idee ein Klaviertrio ins Leben zu rufen, hatte Kim vor fünf Jahren in München. Seither versucht die junge Musikgruppe ihrer Philosophie gerecht zu werden. Sie bestehe, nach Ansicht der Musiker, aus dem Suchen des augenblicklichen Mittelpunktes der Welt in der Musik. Sie möchten durch die mitreißende Energie der Musik zwischenmenschliche Wärme und Empathie vermitteln.

Sie sind nicht nur als Klaviertrio erfolgreich, sondern auch als Solisten: Den Durchbruch zur Pianistenkarriere schaffte Tae-Hyung Kim 2013, als er sich den ersten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb "Hastings" sicherte. Doch schon zuvor sicherte er sich 2004 als erster koreanischer Pianist den ersten Preis und den Beethoven-Spezial-Preis beim Klavierwettbewerb in Porto. Seine Kollegin und Violinistin Jehye Lee schaut auch auf eine lange Erfolgsliste: 2002 gewann sie unter anderem den dritten Platz beim Violinwettbewerb "Sion Valais" in der Schweiz oder drei Jahre später den zweiten Preis beim "Prager Frühling". Der dritte im Bunde, Samuel Lutzker, ist seit Frühjahr 2014 Mitglied im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Chefdirigent Mariss Jansons. Neben Rezitalen und solistischen Auftritten bildet die Kammermusik einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. In Europa und Asien wirkte er an Konzerten, CD-Aufnahmen und Rundfunkproduktionen mit. Als Trio gewannen sie 2015 unter anderem den zweiten Preis beim "Joseph Haydn Wettbewerb" für Kammermusik in Wien und im vergangenen Jahr den ersten Preis beim "Premio Trio di Trieste".

Das Ensemble steht laut Musik-Kritiker für seine glasklaren Phrasierungen und spritzigen Interpretationen. Diesem Anspruch wollen sie auch am Samstag gerecht werden: Das Programm beginnt mit dem Klaviertrio "Opus 1 Nummer 1" in Es-Dur von Ludwig van Beethoven. Dieses stammt aus dem Jahr 1795 und ist das erste seiner drei frühen Trios, mit dem Beethoven der Gattung "Klaviertrio" in ihrer Komplexität und ihrem Temperament eine neue Dimension gab. Zudem stellt die Komposition den Beginn seiner großen "Wiener Erfolge" dar.

Die musikalische Zeitreise setzt sich rund 200 Jahre später fort: Es folgt das Klaviertrio von Jean Françaix aus dem Jahr 1986. Der französische Pianist war nicht nur als Komponist mit großer Schaffenskraft international erfolgreich, sondern auch selbst Klaviervirtuose. Mit seinem Klaviertrio "Nummer 1" schuf er ein pulsierendes Werk. Der Stil geht zurück auf die Einflüsse von Francis Poulenc, Darius Milhaud und Dmitri Schostakowitsch. Die tänzerischen Rhythmen vermischen sich mit seiner eigenen Note und weisen Inspirationen aus den an lateinamerikanischen Tänzen wie Samba und Tango auf.

Zum Abschluss bringen die Musiker das einzige Klaviertrio in a-Moll von Maurice Ravel zu Gehör, das 1914 entstanden ist. Das Werk, das eigentümlich zwischen den Tonarten changiert, ist geprägt von den mehrdeutigen Rhythmen aus Ravels baskischer Heimat. Der Rückzug auf romantische Klangpoesie und neobarocke Strenge wird als bewusste Abkehr von der bedrohlichen politischen Stimmungslage im Jahr 1914 gedeutet.

Das Trio Gaon wird folglich im Ickinger Konzertsaal eine spannende musikalische Reise durchlaufen. Wer die Philosophie und das Können der drei Musiker in der Isartalgemeinde hören und erleben möchte, kann sich im Internet unter www.klangwelt-klassik.de Informationen einholen oder Karten bestellen (Preise zwischen 26 und 32 Euro, ermäßigt 15 respektive 20 Euro). Der Erwerb von Tickets ist auch auf telefonischem Wege unter der Rufnummer 08178 / 7171 möglich. Die Abendkasse öffnet von 18 Uhr an, das Konzert beginnt um 19.30 Uhr.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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