Konzert:Einheit der Vielfalt

Konzert: Martin Funda, Johanna Staemmler, Teresa Schwamm und Peter-Philipp Staemmler sind das Armida-Quartett.

Martin Funda, Johanna Staemmler, Teresa Schwamm und Peter-Philipp Staemmler sind das Armida-Quartett.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Rasender Applaus für das Armida-Quartett in der Loisachhalle

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Eine sagenhaft formale Ausgewogenheit, beneidenswerte Intonation, substanzvolle Spannungsbögen, feinsinnigste Balancen in stetig changierenden Stimmungen, und das Ganze mit jugendlichem Feuer: Alles andere als harmlos präsentierte sich das Armida-Quartett am Sonntag in der Loisachhalle.

Kein Wunder also, dass Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Cello) nicht lange brauchten, um das Publikum restlos von sich zu überzeugen: Bereits nach dem Auftakt mit Haydns Streichquartett op. 76, auch "Kaiser-Quartett" genannt, gab es starken Applaus und Bravorufe. Und das, obwohl jeder Vergleichsmöglichkeiten kennt: Zum einen, weil es eines der bekanntesten Musikwerke überhaupt ist. Zum anderen, weil in den Variationen des langsamen Satzes jene Melodie erklingt, die heute als deutsche Nationalhymne verwendet wird.

Das junge Armida-Quartett, Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs, arbeitete hier die Haydn-typischen Dynamikkontraste und Akzente sehr gut heraus, die einzelnen Sätze waren im Charakter getroffen und elegant gegeneinander gewichtet, insgesamt eine noble, aber nicht getragene Interpretation.

Daraufhin aber brachen sie jegliches Wohlgefühl in Sachen Hörgewohnheiten auf: Denn der erste Eindruck von Strawinskys "Drei Stücke für Streichquartett" mag befremden. Die Melodie tragende Geige spielte derart erbärmlich, dass man, sofern einem das Stück unbekannt gewesen wäre, an Fehler hätte glauben können. Aber nein, das war tatsächlich gewollt: Strawinsky setzt das Geigengekratze bewusst als Stilmittel ein.

Das erste Stück "Dance" war rhythmisch aber vertrackt und konstant irritierend. "Excentrique" wog zwischen geschlagenen Akkorden und gespielten Melodien hin und her. Das dritte Stück, "Cantique", überraschte indes mit elegisch-zarter Anmut.

Zuletzt spielten die vier Musiker Franz Schuberts anspruchsvolles Streichquartett G-Dur. Hier entfaltete das Armida-Quartett gänzlich seine Stärken: Immer ging es um die Intensität und Dichte des Vierergesprächs. Auffallend, wie konzentriert sie sich einander zuwandten, miteinander phrasierten und so eine Einheit der Vielfalt schufen, die alle musikalische Energie in sprechenden Ausdruck verwandelte. Ohne Klangmassierungen, sondern selbst im Furor stets federnd, vorwärtsdrängend, im besten Sinne scharf konturiert. Rasender Applaus als Dank.

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