Konzert:"A bisserl Rock 'n' Roll"

the KELLNER band âē The Basement Tape Tour

Ein musikalisches Talent mit selbstironischen Fähigkeiten: Mathias Kellner: "... the most beautiful of them - okay, the most oft them".

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Beste aus 40 Jahren der "Kellner-Band"

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Das Konzept des Abends ist schon mal klar: "Mia san die Kellner-Band und spuin heit a bisserl Rock 'n' Roll". Die "englische Phase" solle wieder gefeiert werden, sagt Frontman Mathias Kellner am Freitag im vollen "Gasthaus" in Bad Tölz: "Das Beste aus 40 Jahren", samt zwei nagelneuen Songs aus der im Frühjahr veröffentlichten EP "The Basement Tape".

In den vergangenen Jahren hat sich die Kellner Band mit Andy Schechinger (Schlagzeug) und Johannes Molz (Bass) rar gemacht; Familien gegründet, Kinder bekommen. Kellner, dessen Sohn inzwischen vier ist, hat drei Mundart-Soloalben herausgebracht - gesungene Geschichten mit viel niederbayerischem Gefühl. Am Freitag lässt der 33-Jährige den Englisch-Rocker von der Leine: Laut, geradlinig und kraftvoll sind die Rock-Pop-Country-Nummern, dazwischen die ein oder andere Ballade zum Verschnaufen.

Auch die beiden neuen Songs "Maneater" und "Just Another Day" reihen sich nahtlos ein, Überraschungen gibt es nicht. Der Bass wummert in der Magengrube, Gitarre und Schlagzeug - das manchmal ein bisschen zu dominant wirkt - hüllen den Barraum in einen mächtigen Sound. Dazu Kellner, der die kleine Bühne mit seiner bärigen Statur und ebensolchem Stimmvolumen einnimmt. Manchmal schließt er die Augen und gibt sich mit geschmerztem Gesicht ganz der Musik hin. Blass wirkt sein Gesicht am Freitag, nach zwei Stunden glänzt es schweißnass.

Der Gewölbekeller ist von Bänken befreit; und auch wenn nicht wild getanzt wird - ruhig sitzen bleiben ist schwer bei dieser Musik. Nur wenige Takte genügen, und die Leute im Publikum wissen Bescheid. Sie wippen, nicken, klatschen oder singen mit bei "Carry On", "Cotton Candy Lies", beim Radiohit "iSong" oder bei "Bees in My Head": 2007 sei es mit diesem Song "losganga", erzählt Kellner in breitem Niederbairisch. Damals habe ihn ein Freund angerufen: "Oida, du läufst im Radio auf Bayern 3" - zwischen Bon Jovi und Bruce Springsteen. Zu den Fans der ersten Stunde hätten die Tölzer gehört, erzählt er. Auch durch die Bananafishbones, die "mich damals bei einem ihrer Weihnachtskonzerte mitgnomma ham". Und so stehe die Kurstadt immer ganz vorn auf seiner Auftritts-Prioritätenliste.

Zur Freude des Publikums, das auch die One-Man-Vorband Ralf Müller wohlwollend aufgenommen und mit viel Applaus verabschiedet hat. Der 25-jährige Musiker aus Bad Aibling, Frontman der Band VAIT, steht am Freitag allein mit seiner Gitarre auf der Bühne und eröffnet das Konzert mit flotten Rock-Pop-Nummern auf Deutsch: Songs mit gut gemachten Texten, "Fuß von Pelé" zum Beispiel, oft über geplatzte Lebensträume, witzig, selbstironisch und eindringlich gesungen. Auch in den "Mundartplattn" von Kellner spielen die Texte eine wichtige Rolle, bei den englischen Songs der Kellner-Band dominiert die Musik. So habe es etwa für die dritte CD "The Road Sessions" noch eine "kleine, spritzige Ballade" gebraucht, erzählt er. Die Akkorde standen, "aber textlich is mir einfach nix eigfallen". Immer nur "Wanna hold you tonight, i can see the light"? Also habe er sich von dem Mafia-Film, der gerade im Fernsehen gelaufen sei, ein paar Versatzstücke geklaut - und fertig war die Mafia-Ballade "Goodfellas".

Die Anekdote zum Song "Children's Birthday Party" über den Kindergeburtstag, der im Sanka endet, fehlt auch am Freitag nicht, ansonsten fallen Anmoderation und Geschichten deutlich kürzer aus als bei seinen Solokonzerten.

Eine kleine Kostprobe seines außermusikalischen Talents gibt es am Schluss. "Habt's no Zeit, dann dean ma halt no a bisserl", sagt Mathias Kellner kokett, denn die Leute haben sich die Zugaben längst heftig erklatscht. Und dann improvisiert er eine irrwitzige Geschichte zum Blues-Rhythmus: Über drei Männer, darunter "Mathias, the most beautiful of them - okay, the most of them". Und ihre Begegnung mit einem "one-eyed dog with three legs", die im "Dog-Song" mündet: "Wau, wau, wau".

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