Kontroverse Wahl:Nicht mit dem

Die AfD ist zur Diskussion der Bundestagskandidaten in Bad Tölz eingeladen. SPD-Politiker Hannes Gräbner will sich nicht mit einer "undemokratischen Partei" aufs Podium setzen, der Grüne Karl Bär antwortet mit "Feindschaft".

Von Konstantin Kaip

Mit einem "Wahl Warm-Up" wollen Kreisjugendring, Jugendamt, die Stadt Bad Tölz und die evangelische Jugend im Landkreis junge Menschen dazu motivieren, wählen zu gehen. Bei der Veranstaltung am Freitag, 28. Juli, in Bad Tölz, sollen sich die Direktkandidaten für die Bundestagswahl vorstellen und Fragen beantworten. Alle haben bereits zugesagt, darunter auch Constantin Prinz von Anhalt-Dessau von der AfD. Seine angekündigte Teilnahme sorgt nun bei den Kandidaten der anderen Parteien im Wahlkreis für Irritation - und zum Teil für Entrüstung. "Ich werde mich auf keinen Fall mit einem Kandidaten einer undemokratischen Partei auf ein Podium setzen", erklärt Hannes Gräbner, Direktkandidat der SPD, auf Anfrage.

Von der Teilnahme des AfD-Kandidaten habe er nichts gewusst, sagt Gräbner. Aus der Einladung sei sie nicht ersichtlich gewesen. Den Termin habe er sofort zugesagt. "Ich halte es für wichtig, Erstwähler zu überzeugen, wählen zu gehen." Ob er seine Teilnahme nun absagt, müsse er noch entscheiden. "Ich weiß nicht, wie die Veranstaltung ablaufen soll. Ich werde mich bei den Organisatoren genau informieren."

Auch der grüne Bundestagskandidat Karl Bär ist erstaunt über die angekündigte Teilnahme des AfD-Kandidaten. Er sieht dem Termin jedoch gelassen entgegen. "Ich war schon einmal auf einer Veranstaltung, wo er angekündigt war und dann nicht erschienen ist", sagt Bär über Constantin Prinz von Anhalt-Dessau. "Das passt zu seinem Verhalten. Insofern mache ich mir nicht große Sorgen." Sollte der AfD-Kandidat nach Tölz kommen, werde er ihm aber "nicht anders als in offener Feindschaft entgegentreten", sagt Bär. "Ich halte es für politisch falsch, wenn man im Rahmen der Demokratiepflege Leute zu Wort kommen lässt, die der Demokratie nicht positiv gegenüberstehen", sagt Bär. Eine "elegante Lösung" wäre es für ihn gewesen, nur Kandidaten der Parteien einzuladen, die bereits im Bundestag sind.

Kontroverse Wahl: Entrüstet über die Teilnahme eines AfD-Kandidaten bei der Podiumsdiskussion: Hannes Gräbner.

Entrüstet über die Teilnahme eines AfD-Kandidaten bei der Podiumsdiskussion: Hannes Gräbner.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Überrascht hat die Teilnahme der AfD auch den Direktkandidaten der Linken, Andreas Wagner. Schließlich habe der Deutsche Bundesjugendring 2016 beschlossen, der AfD keine Bühne zu bieten. Er werde aber dennoch zur Veranstaltung kommen, sagt Wagner. Entsprechend dem diesjährigen Motto des bayerischen Jugendrings gelte: "Gemeinsam Haltung zeigen."

An seiner Zusage hält auch der FDP-Kandidat Fritz Haugg fest. Zwar sei das, was die AfD betreibe, zum Teil "nicht mehr im demokratischen Spektrum", sagt Haugg. "Aber ich denke, dem muss man mit Argumenten begegnen. Das ist Demokratie." Gerade den Jungwählern müsse man aufzeigen, was die AfD vom demokratischen Spektrum unterscheide. So sieht das auch der CSU-Kandidat Alexander Radwan, der ebenfalls auf das Podium kommt. "Dann muss man darlegen, dass diese Partei eben keine Alternative ist", sagt er.

Die Veranstalter hätten lange über den Umgang mit der AfD diskutiert, sagt Kerstin Barth, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings. Man habe dann aber im Konsens entschieden, alle Kandidaten der zur Wahl zugelassenen Parteien einzuladen. Dies habe sie auch in der Einladungsmail klar formuliert. "Ich fände es sehr schade, wenn Herr Gräbner absagen würde", sagt Barth, "weil dann ein wichtiger Kandidat fehlen würde." Allerdings könnten sich Organisation für Jugendarbeit nicht über die Entscheidung des Wahlausschusses stellen, der die AfD mit der Zulassung zur Bundestagswahl demokratisch legitimiert habe. Wie Barth sagt, liegen inzwischen sämtliche Zusagen vor, auch von Maximilian Stocker von der Bayernpartei.

Kontroverse Wahl: Auch der grüne Bundestagskandidat Karl Bär ist erstaunt über die Ankündigung..

Auch der grüne Bundestagskandidat Karl Bär ist erstaunt über die Ankündigung..

(Foto: Manfred Neubauer)

"Wir wollen Werbung machen für die Wahl und das demokratische Recht, und nicht für Parteien", sagt Kreisjugendpflegerin Verena Peck, "Wenn wir die AfD ausschließen, wäre das nicht mehr demokratisch." Ziel der Veranstaltung sei es, dass sich die Gäste selbst ein Bild von dem politischen Spektrum machen, das im September zur Wahl steht - "und sich eine eigene Meinung bilden, wen sie wählen".

Im Pistolero-Club wird eine Moderatorin den Kandidaten nach einer kurzen Vorstellungsrunde Fragen stellen, die zuvor bei Jugendlichen gesammelt wurden. Etwa, warum so wenig in Bildung investiert wird oder wie sie sich Deutschland in 50 Jahren vorstellen. An dem Ablauf halte man fest, sagt Barth. "Aber wir behalten uns schon das Recht vor, bei rassistischen oder sexistischen Äußerungen einzugreifen. Auch, wenn sie aus dem Publikum kommen."

"Wahl Warm-Up", Freitag, 28. Juli, Pistolero-Club, Moraltpark 3, Bad Tölz. 19 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr

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