Kommission stellt Ziele vor:Lawinen-Damm am Fahrenberg

Projekt am Herzogstand soll Bundesstraße 11 schützen

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Viel Schnee für die Skipisten, aber wenig Arbeit für die Lawinenkommission: Dies wünschte Toni Stowasser bei der Auftaktbesprechung des Lawinenwarndienstes am Dienstagabend im Gasthaus Reindlschmiede. Dem beinahe paradox klingenden Satz fügte der Sachgebietsleiter vom Tölzer Landratsamt noch eine persönliche Anmerkung hinzu. Er hoffe, dass heuer vor allem an Silvester genug Schnee auf den Bergen liege, sagte er. Damit erinnerte er an das Großfeuer, das zwei Wanderer aus München in der vergangenen Neujahrsnacht fahrlässig am Jochberg gelegt hatten. 100 Hektar Wald standen in Flammen, die Löscharbeiten dauerten mehrere Tage. "Unsere Webcam hat geholfen, die Brandursache aufzuklären und die Schuldigen herauszufinden", betonte Stowasser.

Ansonsten hatten die Obmänner der Lawinenkommission im Landkreis einen ruhigen Winter. Föhn im Dezember, Trockenheit zum Jahreswechsel, Schnee erst im Januar, Tauwetter wieder im Februar und ein Meter Neuschnee in zwei Tagen im März - "da haben wir einmal in dem Winter vor großer Lawinengefahr gewarnt, aber das war gleich wieder vorüber", rekapitulierte Hans Konetschny, Leiter der Lawinenwarnzentrale Bayern. Die Einsätze der Lawinenkommission hielten sich denn auch in Grenzen. "Der Winter war nicht so mächtig", sagte Stowasser.

In den Bergen liegt derzeit schon etwas Schnee. Zwei Netzsperren sollen Stowasser zufolge an der Bundesstraße 307 in Richtung Vorderriß eingebaut werden, ungefähr auf der Höhe der Rinne, wo die Lawinennotumfahrung am Lahnergaster beginnt. Dies soll möglichst noch in diesem Jahr geschehen. Ein anderes Projekt ist erst in Planung: Am sogenannten "Krummen Graben" am Fahrenberg, auf den die Herzogstandbahn fährt, soll ein acht Meter hoher Lawinen-Auffangdamm entstehen. Die Alternative dazu wären drei Hektar Stahlverbauung, erklärte Konetschny: "Aber der Naturschutz sieht es gar nicht gerne, wenn alles zu gepflastert wird." Außerdem geriete man so in die Trasse der Bergbahn, zerschneide die nötigen Flucht- und Rettungswege. Vom Krummen Graben aus könne eine Lawine die Bundesstraße 11 unten treffen, obgleich dies nur selten passieren dürfte. Konetschny sprach von "einem 150-jährlichen Ereignis". Und wenn, dann wären es auch "keine gewaltigen Schneemassen". Die Kosten für einen Damm müssen noch kalkuliert werden.

Neue Icons für verschiedene Schnee-Arten, ein übersichtlicheres Design, eine bessere Ausrichtung auf neue Medien wie Smartphone und Tablets, ein personenbezogener Zugang: Die Lawinenwarnzentrale ist gerade dabei, ihr EDV-System zu modernisieren. Ziel sei es, dass die Obmänner der Lawinenkommission künftig "miteinander chatten und untereinander Informationen austauschen können", sagte der Leiter. "Wir müssen das so machen, dass es für euch attraktiv ist." Ebenfalls neu ist, dass die Zuständigkeit für den Lawinenschutzbau im Landkreis vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim auf das Staatliche Bauamt Weilheim übergeht. "Wir werden das in den nächsten zehn Jahren peu á peu übergeben", sagte Peter Gröbl vom Wasserwirtschaftsamt.

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