Kommentar:Zusammenrücken ist gefordert

Die Not der Flüchtlinge rückt näher an alle heran. Jetzt sind Toleranz und Hilfe gefragt

Von Alexandra Vecchiato

Die nächsten Monate, ja gar Jahre, werden den Landkreisbürgern viel abverlangen. Denn mit der Belegung der Schulturnhallen werden auch diejenigen mit dem Thema Asyl unmittelbar konfrontiert sein, die sich damit bislang höchstens über die Medien auseinandergesetzt haben. Doch von Herbst an werden selbst in den kleinsten Gemeinden im Landkreis Menschen aus fremden Ländern Obdach erhalten. Das fordert ein Zusammenrücken, Toleranz und Hilfe.

Es sei bis dato ein Tabu gewesen, dauerhafte Flüchtlingsunterkünfte in unmittelbarer Nähe von Schulen einzurichten, sagt Landrat Josef Niedermaier. Mit an die 2000 Asylsuchenden bis Ende 2015 bleibt dem Kreis nichts anderes übrig, als geeignete Turnhallen zu nutzen. Niedermaier sagt dazu: "Das ist die Pest." Die Cholera wäre es seiner Ansicht nach gegen den Willen von Lenggries, Bad Heilbrunn und Bad Tölz Immobilien zu beschlagnahmen. Die Kommunen fürchten nicht zu Unrecht, dass durch eine jahrelange Wohnnutzung Präzedenzfälle geschaffen werden könnten, die nicht in ihrem Interesse liegen. Lenggries möchte kein neues Wohngebiet auf dem Kasernenareal, ebenso will sich Bad Heilbrunn vorbehalten, die Entwicklung im Ortskern selbst zu gestalten. Das gilt auch für Bad Tölz und das Kurviertel.

Es darf nicht sein, dass durch die Not anderer hiesige Grundstücksbesitzer das große Geschäft wittern. Berlin ist gefragt. Das deutsche Planungsrecht muss dahin gehend geändert werden, dass eine zeitlich befristete Asyl-Nutzung möglich ist ohne rechtliche Konsequenzen.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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