Kommentar:Wolfratshauser Ignoranz

Kein Glanzpunkt: Die Stadt Wolfratshausen glänzt bei Ausstellungseröffnung durch Abwesenheit

Von Felicitas Amler

Sehr gut gemacht, Geretsried. Ganz schlecht gemacht, Wolfratshausen. In der einen Stadt wurde mit feierlicher Würde, historischer Seriosität und einem Bekenntnis zu den Lehren aus der Vergangenheit die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" eröffnet. Die andere Stadt - der historisch eng verbunden zu sein die eine soeben betont hatte - glänzte derweil durch Abwesenheit.

Nicht ganz, könnte man sagen, denn Wolfratshauser Bürger waren ja da, am Donnerstagabend im Ratsstubensaal Geretsried. Die "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" nämlich. Dieser Verein leistet rein ehrenamtlich so Großes, so Wichtiges für Wolfratshausen und wird dafür von der Stadtspitze noch nicht einmal durch schlichte Präsenz gewürdigt. Das Projekt des Vereins - die millionenschwere Gestaltung des historischen Badehauses im ehemaligen Lager Föhrenwald, dem heutigen Stadtteil Waldram, zu einer Gedenkstätte - ist jeder Unterstützung wert. Das hat der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller längst erkannt. Seine Stadt ist Mitglied im Verein geworden - so wie übrigens auch Penzberg, Pullach und Berg. Wolfratshausen aber, auf dessen Grund sich die Nazigeschichte des Rüstungsarbeiterlagers und die jüdische Geschichte des DP-Lagers abspielte, Wolfratshausen ist weder Mitglied im Verein, noch schickt es wenigstens einen Abgesandten, wenn das Thema behandelt wird.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner sagt auf Nachfrage, er habe sich entschuldigt, weil er am selben Abend eine Sitzung zu leiten hatte. Ob er mit seinen Stellvertretern über den Termin gesprochen habe, wisse er nicht mehr. Dergleichen nennt man Ignoranz.

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