Kommentar:Vorbild Geretsried

Die größte Stadt ist die erste Kommune im Landkreis, in der ein Jugendrat gewählt werden kann. Zwanzig Jugendliche haben sich um eine Nominierung beworben. Für den ersten Versuch, Kinder und Jugendliche an der demokratischen Willensbildung zu beteiligen, ist dies ein ausgezeichnetes Ergebnis.

Von Felicitas Amler

Einer, der es wissen muss, hat kürzlich gesagt: "Jugendliche zu beteiligen, das geht nie, ohne dass man viel Energie reinsteckt." Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit in Geretsried, wollte damit vor allzu hohen Erwartungen an die Resonanz auf die erste Wahl eines Jugendrats warnen. Doch schon jetzt hat sich die Energie der Stadtjugendpflege gelohnt, die darin bestand, Briefe an alle wahlberechtigten Jugendlichen zu senden, Plakate zu drucken, an Schulen, Jugendzentren und via Facebook auf die Wahl aufmerksam zu machen. Zwanzig Jugendliche haben sich um eine Nominierung beworben. Was will man mehr. Für den ersten Versuch, Kinder und Jugendliche an der demokratischen Willensbildung in der Stadt zu beteiligen, ist dies ein ausgezeichnetes Ergebnis.

Geretsried ist die bisher einzige Kommune im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die einen Jugendrat installiert. Und sie tut dies mit einem angemessenen Vertrauen in die Kinder und Jugendlichen. Die Satzung gewährt ihnen Handlungsfreiheit und ein eigenes Budget. Der Jugendrat kann sich seine Geschäftsordnung selbst geben. Für lokalpolitisch aufgeschlossene junge Leute kann dies eine faszinierende, lehrreiche, wunderbare Aufgabe sein. Dass es auch eine Herausforderung ist, womöglich schwierig und anstrengend, wird sich gewiss noch zeigen.

Kommentar: "Jugendliche zu beteiligen, das geht nie, ohne dass man viel Energie reinsteckt" hat Rudi Mühlhans (rechts im Bild mit Kerstin Halba), Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit in Geretsried, kürzlich gesagt.

"Jugendliche zu beteiligen, das geht nie, ohne dass man viel Energie reinsteckt" hat Rudi Mühlhans (rechts im Bild mit Kerstin Halba), Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit in Geretsried, kürzlich gesagt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Es sollte auch niemand zu hohe Anforderungen an das neue Gremium stellen. In anderen Städten, in denen Jugendräte schon länger etabliert sind, konnte man verfolgen, dass sie einem Auf und Ab an Engagement und Resonanz unterliegen. Das Personal und seine Interessen wechseln viel stärker als in der erwachsenen Lokalpolitik. Ein Beispiel aber ragt heraus, es zeigt, dass die Arbeit in einem Jugendrat politische Bildung im besten Sinn ist. In der Großen Kreisstadt Dachau ist im vergangenen Jahr Florian Hartmann mit 27 Jahren zum jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands gewählt worden. Seine politische Laufbahn hatte zehn Jahre zuvor begonnen - im Jugendrat.

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