Kommentar:Räte im Dunklen

Die Rede von einem Bauträger für das Isar-Kaushaus gleicht einer Geisterbeschwörung

Von Matthias Köpf

Das Isar-Kaufhaus kann weg: So sehen es die Mitglieder des Wolfratshauser Bauausschusses, die sich vor dieser Entscheidung selbst ein Bild von der prominenten Problemimmobilie in der Marktstraße gemacht haben. Doch schon die Art dieser Erkundung ist bezeichnend. Denn selbst wenn es im dem völlig ausgeweideten Komplex noch irgendwo einen Lichtschalter geben sollte, dann würde ihn niemand finden. Also irrlichterten die vom Makler geführten Räte mit ihren Taschenlampen in den Räumen herum. Mit anderen Worten: Sie tappten im Dunkeln. Genau wie danach bei ihrer Entscheidung.

Oft war in der Sitzung von dem Bauträger die Rede, dem man da entgegenkommen müsse; der höhere Decken brauche und ein breiteres Dr. Happ-Gassl für die Zufahrt zu einer künftigen Tiefgarage, aber bestimmt keine historische Fassade am früheren Seifensieder-Anwesen, das ohne Wissen der Stadt erst kürzlich seinen Status als Einzeldenkmal verloren hat. Doch die stete Rede von diesem Bauträger glich einer Geisterbeschwörung. Es gibt ihn schlicht und einfach nicht, wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner nach der Sitzung einräumte. Genau so wenig, wie es die erhofften Investoren gegeben hat, als die Stadt vor einigen Monaten einen Vorbescheid für einen Umbau zur sogenannten "Hugo-Passage" billigte. Allem Anschein nach dienten schon diese Pläne nur dazu, die Vermarktungschancen zu verbessern. Gut sind diese Chancen deswegen noch lange nicht, wie sich gezeigt hat. Inzwischen fühlen sich davon doch einige Räte an der Nase herumgeführt. Auch sie reden jetzt vom Bauträger - und sei es aus reiner Verzweiflung, damit im Untermarkt überhaupt irgendetwas passiert. Dass es aber allerlei Interessenten gebe, die große Pläne haben, gehört in der Immobilien-Branche zum Repertoire. Die Stadt sollte sich endlich überlegen, was sie im Markt eigentlich will. Was sie nicht mehr will, ist jetzt jedenfalls klar.

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