Kommentar:Kultur der Klarheit

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Die Festival-Ausschreibung in Geretsried ist vorbildlich - auch für Wolfratshausen

Von Felicitas Amler

Vielleicht ist am Ende der neue Festivalleiter der alte. Und doch: Etwas wird sich dann verändert haben, und das ist das Klima in der Stadt Geretsried, man könnte auch sagen, die politische Kultur. Bürgermeister Michael Müller hatte im Wahlkampf vor anderthalb Jahren Offenheit und Transparenz versprochen. Gemeinsam mit dem Stadtrat setzt er dieses Versprechen nach und nach tatsächlich um. Die Türen zu Rathaus und Sitzungssaal stehen längst weiter offen als früher. Die telefonische Leitung zum Bürgermeister ist öfter frei. Aus dem fast niemandem bekannten Jugendbeirat ist ein öffentlicher, demokratisch gewählter Jugendrat geworden. Und jetzt geht's an eine wichtige Großveranstaltung der Stadt - den Kulturherbst.

Keine Missverständnisse: Günter Wagner hat seine Sache als Festivalleiter großartig gemacht. Er hat den Kulturherbst, ehedem ein überschaubarer Event, in ein überregional ausstrahlendes, attraktives Festival verwandelt, das vielen Leuten viel Laune gemacht hat. Das Flair des Festivalzelts, die großen Künstler, die lockere, urbane Atmosphäre - all das war neu und gut für Geretsried.

Es blieben allerdings Fragen, die eine Kommune schon beantworten können muss: Warum exklusiv Wagner? Gäbe es auch andere Anbieter; andere, vielleicht breitere Programmspektren? Und warum wird das gar nicht erst verglichen? Inhaltlich, aber auch finanziell muss dergleichen geklärt sein.

Das wird es nun in Geretsried. Und das ist gut so. Ganz egal, ob die Stadt dazu verpflichtet ist, das Kulturfestival öffentlich auszuschreiben oder nicht - es ist jedenfalls der saubere Weg. Die Nachbarstadt wird erklären müssen, warum sie ihn nicht geht. Denn Wolfratshausen hat sein Flussfestival ebenfalls zum zweiten Mal an Günter Wagner vergeben - freihändig. Da ist man mit der politischen Kultur in Geretsried doch ein Stückchen weiter.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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