Kommentar:Es zählen nicht nur Zahlen

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Geretsried bekommt nicht bloß eine neue Eishalle, sondern einen vielseitig nutzbaren Bau

Von Felicitas Amler

Die Entscheidung des Geretsrieder Stadtrats fürs Eisstadion ist gut. Natürlich gut für den ESC Riverrats und den Sport. Doch auch gut für die gesamte Stadt. Geretsried ist nicht gerade reich an Markenzeichen. Das Eisstadion aber ist eines. Im Landkreis gibt es außer diesem nur noch die Arena in Bad Tölz. Und welche Stadt könnte es sich heutzutage noch leisten, ein neues Eisstadion zu bauen? Man kann es daher nur begrüßen, wenn ein vorhandenes aus den 1970er-Jahren gerettet, saniert, ja sogar ausgebaut wird.

Sollten die Pläne des Architekturbüros Kiessel und Partner realisiert werden - was derzeit keineswegs beschlossen ist -, dann bekäme Geretsried viel mehr als eine moderne Eissportstätte. Das Konzept sieht einen attraktiven Bau vor, der sich zum Festplatz hin offen zeigt, der ganzjährig zu nutzen und auch für die ein oder andere Kulturveranstaltung geeignet wäre. Was für eine Bereicherung! Wer hätte noch zu hoffen gewagt, dass sich irgendwo im Landkreis, in dem es allenthalben an Räumen für Kultur mangelt, so eine Chance auftäte. Der Stadtrat hat sie gar nicht weiter diskutiert. Das sollte er aber, denn er wird Menschen für das Vorhaben Eisstadion-Sanierung begeistern, die allein durch den Sport nicht zu entflammen wären.

Glücklicherweise hat die Mehrheit im Stadtrat mehr als Zahlen im Kopf. Denn wer nur auf die kalkulierte Summe von 6,5 Millionen Euro starrt, kann leicht übersehen, was die Stadt dafür bekommt.

Vermutlich hat Bürgermeister Michael Müller unbeabsichtigt zur ablehnenden Haltung der Stadtratsminderheit beigetragen. Er hat in der Klausur am Wochenende zwei Zahlen vorgestellt: die geschätzten Einnahmen der Stadt im kommenden Jahr von 33 Millionen Euro und die Pflichtaufgaben in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Und nun hat sich bei einigen eine Milchmädchenrechnung festgesetzt: Es blieben nur drei Millionen, um etwas Neues auf die Beine zu stellen. Das stimmt so nicht. Denn große Projekte wie Hallenbad oder Eisstadion werden immer über mehrere Jahre hinweg finanziert. Der Stadtrat muss den Rahmen dafür setzen. Mit sorgsamem Blick aufs Geld. Aber nicht ohne politische Vision.

© SZ vom 27.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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