Kommentar:Die SPD empfiehlt sich

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Gerade hatte die Partei in Geretsried mehr Profil gezeigt, da stellt sie sich an die Seite der CSU.

Von Felicitas Amler

Ganz wohl ist es der Geretsrieder SPD offenbar nicht, sonst würde sie sich nicht so winden mit ihrer Wahlempfehlung für den CSU-Bürgermeisterkandidaten. Nicht die SPD spreche sich für die CSU aus, lautet die Formel, sondern Hans Hopfner für Michael Müller. Ach, je. Was stellen sich die Sozialdemokraten eigentlich vor: dass die Geretsrieder Wahlberechtigten allesamt schielen - mit dem einen Auge die Partei sehen und mit dem anderen die Person? Und wollen sie tatsächlich den Eindruck erwecken, Müller stehe nicht für seine Partei? Da würde sich die CSU schön bedanken. Müller ist seit 25 Jahren Mitglied der CSU, war und ist Vorsitzender verschiedener Gliederungen der Partei, bekennt sich auf seiner Homepage in jeder Beziehung zu ihr, zeigt Fotos von sich im Gespräch mit örtlichen Repräsentanten ebenso wie mit Edmund Stoiber, Ilse Aigner, Alexander Radwan . . .

Die SPD muss nach dem Votum ihres Bürgermeisterkandidaten für Müller damit leben, als CSU-Unterstützerklub wahrgenommen zu werden. Dabei hatte sie sich gerade erst etwas abgegrenzt, nachdem sie zuvor bei zwei Bürgermeisterwahlen in der großen Cornelia-Irmer-Unterstützerfamilie aufgegangen war. Nun hatte sie zum ersten Mal wieder einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufgestellt. Auch wenn er verloren hat, so hat sein Auftritt doch die Aufmerksamkeit für die SPD geschärft. Das wäre eine gute Basis gewesen, um die SPD wieder stärker hervorzuheben - mit eigenen Überzeugungen, Zielen, Projekten. Unabhängig davon, ob es da "Schnittmengen" mit denen der CSU gibt, die jetzt bemüht werden.

Hier Müller, dort CSU - diese Abspaltung versucht die SPD auch in ihrer Antwort auf die Gretchenfrage: Wie haltet ihr's mit der eklatant schwulen-, frauen- und menschenrechtefeindlichen Rede des Dominikanerpaters beim Politischen Aschermittwoch der Geretsrieder CSU? Müller hat sich davon distanziert, das ist richtig. Aber daran, dass weder der CSU-Ortsvorsitzende Kailberth noch der gern als intellektuelles Aushängeschild der CSU verklärte Gerhard Meinl dies getan haben, hat auch Müller nicht gerührt. Nur wer schielt, wird auch dies nicht richtig sehen.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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