Kommentar:Bloß nicht ruhen

Nach dem Scheitern des Bürgerladens will die Politik eine Planungspause einlegen. Dabei ist Stillstand das letzte, das Wolfratshausen braucht

Von Claudia Koestler

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen, hatte der kürzlich verstorbene Helmut Schmidt einst über Willy Brandts Ideen im Bundestagswahlkampf 1980 gesagt. Bonmot hin oder her: Es ist etwas faul in der Stadt Wolfratshausen, und da helfen weder Arzt noch Wählerwille, sondern nur noch Visionen.

Die Bürger haben ein klares Zeichen gesetzt mit ihrer fast 70-prozentigen Abstinenz beim Entscheid zum Bürgerladen. Den gordischen Knoten haben sie deswegen noch lange nicht durchschlagen. Denn wie soll Wolfratshausen in Zukunft aussehen? Wo geht es hin mit dem Markt zwischen Isar und Loisach? Die Politik sollte aus dem Scherbenhaufen, den ihnen die Bürger zum Untermarkt 10 vor die Füße gekehrt haben, etwas Neues, Besseres puzzeln. Stattdessen soll nun aber Ruhe einkehren, fordern Fritz Schnaller und Fritz Meixner. Dabei ist Ruhe doch das letzte, was Wolfratshausen braucht, jenem Ort, wo vor allem ein Wort gescheut wird wie der Teufel das Weihwasser: Stillstandshausen. Entweder schaffen es alle Beteiligten aktiv von der Resignation hin zur Vision, oder aber man sollte so ehrlich sein und klipp und klar benennen, wohin es geht mit der Stadt an der Loisach: Nämlich hin zu schöner schlafen in Wolfratshausen.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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