Kommentar:Auf Wiedersehen, Bad Tölz

Die Kurstadt will Jagd auf Radfahrer machen. Das sollte sie besser sein lassen. Denn Touristen könnten damit schnell vergrault werden

Von Klaus Schieder

Die Stadt Bad Tölz will ein bisschen Jagd auf verkehrssündige Radfahrer in der Fußgängerzone machen. Das sollte sie besser sein lassen. Sicher sind jene Pedalritter ein Ärgernis, die in ihrer Arroganz meinen, sie dürften sich alles erlauben, nur weil sie ach so umweltfreundlich unterwegs sind. Aber in der Marktstraße achten viele Radler das tagsüber geltende Verbot und steigen freiwillig aus dem Sattel, andere wiederum fahren so langsam und rücksichtsvoll, dass sie keinerlei Gefahr für Fußgänger darstellen. Dies untermauert auch die Statistik der Polizei, die in den vergangenen fünf Jahren gerade mal einen einzigen Unfall mit einem Radfahrer in der Fußgängerzone aufweist - und der prallte nicht auf einen Passanten, sondern gegen einen Fahrradständer. Dies lässt durchaus einen Rückschluss auf die Zahl der nicht erfassten, mithin nur gefühlten Beinahe-Unfälle zu: Sie dürfte ebenfalls niedrig sein.

Vor diesem Hintergrund sollten sich die Stadträte vor Augen halten, dass Bad Tölz ein Touristenort ist. Viele Gäste kommen alleine oder in der Gruppe auf einem der bekannten Radwege ins Stadtzentrum, sei es der Isar-Radweg, sei es der Bodensee-Königssee-Radweg. Da macht es alles andere als einen willkommenen Eindruck, wenn sie von einem Mitarbeiter der Kommunalen Verkehrssicherheit im Auftrag der Stadt in der Fußgängerzone gestoppt und nach dem Personalausweis gefragt werden, weil sie das Radlverbot nicht bemerkt haben. Zehn Euro Strafe? Bitte sehr. Auf Nimmerwiedersehen, Bad Tölz. Die wenigen Fahrradrambos aber, die wirklich rücksichtslos die Marktstraße runterbrettern, beeindruckt so ein Kontrolleur ohnehin nicht. Noch nicht einmal dann, wenn er es tatsächlich fertiggebracht hat, sie zur Kasse zu bitten.

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