Königsdorf:Von Afghanistan nach Königsdorf

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Maximilian Donner war in Afghanistan als Sanitäter im Einsatz und arbeitete im Asylbereich der Ausländerbehörde der Stadt München. (Foto: Hartmut Pöstges)

Maximilian Donner, Bayer aus Überzeugung mit internationalem Hintergrund, hält im Königsdorfer Rathaus hauptamtlich die Fäden zusammen, die das ehrenamtliche Flüchtlingshelfer-Netzwerk verbinden

Von Claudia Koestler, Königsdorf

In wenigen Tagen werden die ersten Asylbewerber in Königsdorf erwartet, der örtliche Helferkreis steht parat: Nach der Auftaktveranstaltung haben sich 63 Königsdorfer bereit erklärt, aktiv zu helfen. Zwei Frauen übernehmen die Gesamt-Koordination: Marlies Woisetschläger und Ute Wurster. Der Helferkreis erhält eine dynamische Struktur, das heißt, sie ist jederzeit abänderbar.

Noch aber teilt sich der Helferkreis in acht Teams mit bestimmten Aufgaben auf: Zum einen das Team "Koordination", das für den gesamten Helferkreis quasi übergeordnet zuständig ist. Dann gibt es die Gruppe "Empfang/Paten", die am Tag der Ankunft der Flüchtlinge präsent sein wird und später Patenschaften übernehmen kann. Ein weiteres Team kümmert sich um die Begleitung, etwa zum Arzt oder zur Kleiderkammer Geretsried, und leistet Hilfe beim Einkauf. Andere werden die Asylbewerber begleiten und unterstützen bei Behördengängen in Bad Tölz; wieder andere werden den Ankommenden Deutschkurse mittels Unterricht und computerunterstütztem Lernen anbieten. Dass die Teams auch Räumlichkeiten für Sprachkurse und Treffpunkte haben werden, darum kümmert sich ebenfalls eine Gruppierung. Darüber hinaus wird sich ein weiteres Team um Freizeitaktivitäten bemühen. Zuletzt soll der Königsdorfer Helferkreis auch eine eigene Webseite bekommen. Darum kümmert sich das Team "Internet/ IT-Pflege".

Dass die Struktur der ehrenamtlichen Hilfe für Asylbewerber so schnell zustande kam, dafür liefen auf seinem Schreibtisch die Fäden zusammen: Maximilian Donner, Hauptamtsleiter im Königsdorfer Rathaus. Erst seit rund einem Jahr ist Donner in der Gemeinde angestellt und darf sich zwar nicht selbst als Asylhelfer engagieren, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Nichtsdestoweniger bringt er viel mit, was ihn dafür als kompetenten Brückenbauer zwischen Gemeinde und Asylhelfern auszeichnet: Dutzende Länder hat er bereits bereist, war in Afghanistan als Sanitäter im Einsatz, arbeitete unter anderem im Asylbereich der Ausländerbehörde der Stadt München und zehrt deshalb nun von seinen vielfältigen Erfahrungen. " Interkulturelle Kompetenz, wie es so schön heißt", sagt Donner dazu: "Andere Kulturen interessieren mich, und rechtlich halte ich mich eben auf dem Laufenden."

Donner ist in Mainz geboren, doch seine Eltern waren Bayern und er wuchs im Chiemgau auf. In seinem ersten Beruf war er Eisenbahner, nach seiner Ausbildung arbeitete er unter anderem am Fahrkartenschalter. Doch der Wunsch, sich weiterzuentwickeln, trieb ihn um: Nach dem Ersatzdienst bei der Feuerwehr und einem Intermezzo als Hausverwalter entschied er sich für die Bundeswehr. 12 Jahre diente Donner der Sanitätseinheit, unter anderem im Nato-Hauptquartier in den Niederlanden und beim Sanitätsamt in Bonn. "Meine Eltern sind beide Heilpraktiker, da war das Thema Helfen immer schon präsent", sagt er.

Eigentlich wollte der Sanitäts-Unteroffizier noch Fach-Offizier werden. Doch trotz ausgezeichneter Beurteilungen kam er aus Altersgründen nicht mehr zum Zug. Deshalb schloss er eine Ausbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt an, ging dann in den gehobenen Verwaltungsdienst und wurde 2006 Beamter im Oberbergischen Kreis nahe Köln. 2013 aber zog es ihn doch wieder in die alte Heimat, nach Bayern. In der Ausländerbehörde der Stadt München war eine Stelle frei, und mit seiner Frau wurde er in Bad Heilbrunn sesshaft. Da kam es ein Jahr später gelegen, dass im nahen Königsdorfer Rathaus die Stelle als Hauptamtsleiter frei wurde. Den Wechsel bereut er bislang nicht: "In einem Dorf sind die Themen und Aufgaben sehr breit angelegt, es wird nie langweilig und man muss von der einen Sekunde auf die andere umschalten können. Die Mischung macht's."

Und wenn er an die kommenden Aufgaben denkt, Asylbewerber in Königsdorf zu integrieren, dann kommen ihm seine internationalen Erfahrungen genauso zugute wie seine Zeit in Köln. So sagt er denn: "Et kütt, wie et kütt, und et hätt noch immer jot jejange."

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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