Königsdorfer Flugfest:Völlig losgelöst

Königsdorf Fliegerfest

Ein kleines Päuschen im Schatten kann nicht schaden.

(Foto: Manfred Neubauer)

Beim Flugfest in Königsdorf dürfen alle abheben: Rund 8000 kommen zu dem Spektakel, bei dem es mehr als moderne und historische Fluggeräte zu bestaunen gibt.

Von Claudia Koestler, Königsdorf

"Gründlich durchgecheckt steht sie da und wartet auf den Start - alles klar": Der 80er-Jahre-Hit "Major Tom" mag auf das Raumschiff eines Astronauten gemünzt gewesen sein, doch die Zeilen des Songs passten am vergangenen Wochenende genauso gut auf das Flugfest in Königsdorf. Etwa immer dann, wenn Helfer die Flügel des Segelfliegers anhoben, der Pilot über Funk sein Okay gab und sich die Seilwinde spannte. Mit einem Ruck setzte sich das Fluggerät in Bewegung, beschleunigte von Null auf Tempo 100 in zwei Sekunden, hob unter den Blicken von Tausenden Besuchern ab und entschwand in luftige Höhen.

Kurz zuvor war es noch lauter zugegangen, als sich Kunstflieger mit ihren wendigen Maschinen durch die Luft schraubten: Erst steil in die Höhen, um dann in den freien Fall überzugehen, zu trudeln und Rollenkreise hinzulegen, ehe es wieder in die Horizontale überging. Und neben den Starts und Landungen zahlreicher Segler und kleinmotoriger Flugzeuge kreiste auch ein Hubschrauber über dem Platz: Hiermit oder mit den kleinmotorigen Maschinen konnten Interessierte die Perspektive wechseln und das Flugplatzfest und das umliegende Oberland selbst von oben bestaunen.

Auch am Boden ließ es sich trefflich fachsimpeln

Wer wieder auf dem Boden angekommen war oder einen Rundflug noch vor sich hatte, konnte sich im Biergarten vor den Hangars bei hochsommerlichen Temperaturen Grillspezialitäten und Bier oder ein Wasser genießen und natürlich trefflich fachsimpeln. Zusammen mit einem bunten Programm für Kinder, etwa dem Papierfliegerwettfliegen, wurde die Veranstaltung zu einem bunt-vergnügten Familienfest, während das Brummen der Fliegermotoren und die feinen Gleitgeräusche der Segler den Platz erfüllten und am Samstagabend ein Brilliant-Feuerwerk den Rahmen setzte.

Auch die lehrreiche Seite kam bei dem mittlerweile traditionellen Sommerfest der sechs Segelflugvereine, das jedes Jahr bis zu 8000 Menschen anlockt, nicht zu kurz. Die Vereinsmitglieder informierten über ihre Flugausbildung und die unterschiedlichen Flugzeugtypen.

Hingucker: Ein Doppeldecker von 1933

Obendrein gab es so manch besondere Maschine zu bestaunen, etwa den blau-orange-farbenen Waco-Doppeldecker von Bernd Dietrich. Erstmals zugelassen wurde die Maschine 1933, doch trotz ihres Alters ist sie technisch auf dem neuesten Stand: "Innen sieht es bei ihr ein bisschen wie bei Star Wars aus", lachte Dietrich.

Der Hobby-Pilot und begeisterte Flieger seit seinem 16. Lebensjahr hatte zunächst eine größere Maschine geflogen. Doch als er die Waco, kurz für Weaver Aircraft Company of Ohio, angeboten bekam, zögerte er nicht lange: "Das schöne an ihr ist, dass sie absolut alltagstauglich ist, man also mit ihr reisen kann", erklärte Dietrich. Und in einem offenen Doppeldecker die Lüfte zu erobern sei "ein bisschen wie Cabrio fliegen". Bis nach Venedig habe er es mit ihr bereits geschafft, in weniger als zwei Stunden. Die Anreise zum diesjährigen Flugfest in Königsdorf war allerdings wesentlich kürzer: Die Waco steht normalerweise in Warngau, Dietrichs Anreisezeit betrug an diesem Samstag gerade einmal acht Minuten.

Königsdorf Fliegerfest

Der Pilot Bernd Dietrich in seinem Waco-Doppeldecker von 1933.

(Foto: Manfred Neubauer)
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