Königsdorf:Leise in die Luft starten

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Motorisiert abheben und dann nur noch segeln: die "Arcus M" auf dem Königsdorfer Flugplatz. (Foto: oh)

Das Königsdorfer Segelzentrum hat auf Beschwerden wegen Lärmbelästigung reagiert. Die "Arcus M" ist die Antwort auf die Probleme

Von Wolfgang Schäl, Königsdorf

Die vom Königsdorfer Segelflugplatz ausgehende Lärmbelastung war viele Jahre lang ein Quell des Unmuts bei Ortsbürgern, die sich durch die dröhnenden Motoren der Schleppflugzeuge insbesondere bei regem Flugbetrieb an den Wochenenden belästigt fühlen. Noch bis vor zwei bis drei Jahren habe es "richtig viel Ärger" gegeben, sagt Bürgermeister Anton Demmel, insbesondere ein "gelber Flieger", der mit einer Sondererlaubnis starten durfte, sei den Anliegern ein Ärgernis gewesen. Mittlerweile hat sich die Lage aus Demmels Sicht deutlich verbessert. In den vergangenen zwei Jahren habe es kaum noch Beschwerden gegeben, er habe "den Eindruck, dass sich das entspannt hat". Der Bürgermeister führt dies darauf zurück, dass die Flieger immer mehr auf Windenstarts setzen.

Dies betont auch das Segelflugzentrum selbst: Man habe in den vergangenen Jahren sehr viel investiert, um die Lärmbelastung zu senken, und diese Tendenz werde auch im Jahr 2015 anhalten, teilen die Verantwortlichen mit. Jüngster Schritt in diese Richtung sei die Einweihung des doppelsitzigen Segelflugzeugs "Arcus M" gewesen, das mit Hilfe eines eingebauten Klapptriebwerks selbst starten kann. Das "M" steht für Motor, ein 70 PS starkes Aggregat, das nach dem Start in den Rumpf eingeklappt werden kann, sodass die Arcus, wenn sie einmal in der Luft ist, wie ein Segelflugzeug betrieben werden kann. Der Start-Lärmpegel liege hier bei 64 dB(A), die neue Maschine sei also noch leiser als die ohnehin schon leisen Motorsegler, die es auf 70,3 dB(A) bringen. Als Vergleich zieht Matthias Schunk, der Pressesprecher des Segelflugplatzes, einen Pkw der Golf-Klasse heran, der es auf 80 dB(A) bringe. Eine zusätzliche Lärmreduzierung sieht Schunk allein dadurch schon gegeben, "dass der bei einem normalen Schleppflug notwendige Rückflug und die Landung des Schleppflugzeugs mit Motorkraft bei einem eigenstartfähigen Segelflugzeug komplett wegfällt". Die Arcus M sei mittlerweile das vierte Segelflugzeug, das aus eigener Kraft starten kann.

Schunk zufolge haben auch "die superleisen Windenstarts im Verhältnis zu den Flugzeugschlepps stark zugenommen", was auf die Anschaffung einer Elektrowinde zurückzuführen sei. Allerdings sei man weiterhin auf Flugzeugschlepps angewiesen. Man habe in den vergangenen Jahren aber "viel Geld in die Hand genommen" und spezielle Motorsegler angeschafft, die mit neuen, lärmreduzierten, 115 PS starken Motoren ausgerüstet sind. Motorsegler dürfen nach Schunks Erläuterung aber nur Segelflugzeuge bis maximal 600 Kilo schleppen. Auch habe man ein leises Ultraleichtflugzeug angeschafft, das ebenfalls zur Lärmreduzierung beitrage und sogar Segelflugzeuge bis 750 Kilo Gesamtgewicht schleppen dürfe.

Demmel hat denn auch den Eindruck gewonnen, "dass die sich bemühen und dass es immer besser wird". Selber nachmessen könne er die Lärmbelastung freilich nicht, das sei Sache des Luftfahrtbundesamtes. Und Anwohner, die grundsätzlich gegen den Flugplatz eingestellt sind, könne man auch mit Verbesserungen kaum überzeugen. "Die sitzen mit dem Fernglas da und führen über die Starts und Landungen ihre eigenen Listen."

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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