Verbrechen in Königsdorf:Alles andere als Alltag für die Kripo

Im Ortsteil Höfen findet die Polizei zwei Tote und eine Schwerstverletzte in einem Einfamilienhaus. Die Spuren deuten auf einen Einbruch hin. Eine Sonderkommission hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Von Claudia Koestler

Jeder kennt jeden in der Nachbarschaft, dichte, akkurat geschnittene Hecken schützen die Privatsphäre. Und doch passierte das Unfassbare im ländlichen Idyll der Gemeinde Königsdorf: Die Polizei hat in der Nacht zum Sonntag zwei Tote und eine Schwerstverletzte in einem Haus im Ortsteil Höfen entdeckt. Die Frau und der Mann wurden "offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens", erklärte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur, die Identität der Opfer muss eine Obduktion klären.

Sirenengeheul, Hubschrauber, Blaulicht und Dutzende uniformierte Beamte rissen noch in der Nacht die Nachbarn in dem sonst so ruhigen und beschaulichen Weiler aus dem Schlaf. Gegen 22.45 Uhr war bei der Polizei ein Hinweis eingegangen, sie solle an einem Einfamilienhaus in Höfen nach dem Rechten sehen, denn dort stimme etwas nicht. Die Beamten auf Streife bemerkten an dem betreffenden Gebäude tatsächlich Einbruchsspuren und entschieden sich deshalb, das Anwesen innen zu kontrollieren. Als sie das Haus betraten, stießen sie auf die Leichen einer Frau und eines Mannes, die offensichtlich durch Gewalt zu Tode gekommen waren. Eine dritte Person, nach Thalmeiers Angaben eine ältere Frau, wurde noch lebend im Haus aufgefunden. Allerdings war sie schwerst verletzt und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Ihr Zustand war am Sonntag "schwankend", wie Thalmeier sagte.

Verbrechen in Königsdorf: Nachdem in Höfen ein Mann und eine Frau getötet wurden, durchkämmten am Sonntag Polizisten Seite an Seite Koppeln und Wiesen nach Spuren.

Nachdem in Höfen ein Mann und eine Frau getötet wurden, durchkämmten am Sonntag Polizisten Seite an Seite Koppeln und Wiesen nach Spuren.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ob es sich bei den Opfern um Bewohner des Hauses, möglicherweise eine ältere Witwe und deren Verwandtschaft handle, konnte die Polizei am Sonntag nicht sagen. Zur endgültigen Klärung der Identität müssen laut Pressesprecher weitergehende Untersuchungen am Institut für Rechtsmedizin vorgenommen werden. Auch zu Fragen, wie lange das Verbrechen unentdeckt geblieben war und auf welche Weise die beiden Opfer ums Leben kamen, wollte sich die Polizei nicht äußern, bevor die Obduktion abgeschlossen ist. "Das ist derzeit noch sogenanntes Täterwissen, und wir dürfen die Ermittlungen nicht gefährden, indem wir etwas öffentlich mitteilen, was bislang nur der Täter wissen kann", erklärte Thalmeier. Zudem müsse das überlebende Opfer geschützt werden. Bis zum Sonntagabend standen die Ergebnisse der Rechtsmediziner noch nicht fest.

"Wir stehen am Anfang eines großen Puzzles", war das Fazit des Polizeisprechers am Sonntag. "In dieser Dimension" sei jedenfalls das, was die Kollegen im Haus vorfanden, "nicht Alltag", erklärte er. Tötungsdelikte kämen in der Regel "eher im sozialen Nahbereich" vor. In diesem Fall aber deuteten Spuren möglicherweise auf gewaltsames Eindringen, also einen Einbruch, hin.

Prädestiniert ist das Gebäude für einen Einbruch allerdings nicht: Weder liegt es gut von einer größeren Straße aus einsehbar, noch steht es alleine. Eine einzige Straße führt von der Bundesstraße 11 Richtung Bad Heilbrunn ab nach Höfen, vorbei an stattlichen Bauernhöfen zu knapp zwei Dutzend gepflegten Einfamilienhäusern, die entlang der Stichstraße stehen. Es gibt keine Straßennamen, nur Hausnummern, Schilder weisen auf spielende Kinder hin.

Noch in der Nacht auf Sonntag war die Spurensicherung angerückt, die das Haus, Zimmer für Zimmer, untersuchte. In den frühen Sonntagmorgenstunden stieß auch die Staatsanwaltschaft dazu. Aus München wurden Bereitschaftspolizisten angefordert, sie durchkämmten Seite an Seite die umliegenden Koppeln und Wiesen nach Spuren. Auch die Nachbarn wurden befragt. Zur Aufklärung des Gewaltverbrechens wurde inzwischen die Sonderkommission "Soko Höfen" eingerichtet.

"Einfach schrecklich und entsetzlich, ja unfassbar", kommentierte eine ältere Frau und Nachbarin die Geschehnisse, sie wollte jedoch anonym bleiben. Zwei weitere Nachbarn, eine Malerin und ein Gastronom, die ebenfalls in Höfen wohnen, konnten es nicht fassen, was in ihrem Wohnort, fast vor ihrer Haustür, passiert ist. Ein solch grausames Verbrechen in solch unmittelbarer Nähe sei insbesondere auch deshalb erschütternd, weil dort bisher fast jeder vertrauensvoll Tür und Tor offen gelassen habe.

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