Königsdorf:Die Feuerwehr feiert

4300 junge Brandbekämpfer aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern treffen sich beim Zeltlager in Königsdorf. Mit Spielen und Aktionen begehen sie 50 Jahre Deutsche Jugendfeuerwehr

Von Maurizio Giuri, Königsdorf

Löschi steht mit einem Wimpelstab, roter Mütze und blauem Gewand auf einer Wiese und schaut freundlich. Genau wie die Sonne, denn nach vier Tagen Dauerregen ist der Himmel über Königsdorf wieder weiß-blau und beschert dem Bundeszeltlager der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF) die richtige Kulisse für den Tag. In diesem Jahr feiern die jungen Brandbekämpfer ihr 50-jähriges Bestehen, das "Zeltlager der Rekorde" auf dem Gelände der Jugendsiedlung Hochland ist der Höhepunkt des Jubiläumsjahrs.

Löschi - das Maskottchen des Nachwuchses aus Sachsen - verschwindet kurz in einem Zelt. Heraus kommt wenig später Andreas Huhn, Landesjugendfeuerwehrwart und nebenbei als Löschi unterwegs. Er schnauft durch und setzt sich auf einen Plastikstuhl vor eines der sächsischen Zelte. "400 Kinder und Betreuer sind allein aus Sachsen zur Jugendsiedlung Hochland angereist, wir haben 20 Zelte mitgebracht", sagt Huhn. Der 56-Jährige mit grauem Backenbart war bis 2013 stellvertretender Bundesjugendleiter, ehrenamtlich, wie es alle Posten der Bundesjugendfeuerwehr sind. "Wir haben hierfür alle extra Urlaub genommen", sagt Huhn. Selbstverständlich sei das, bei der Feuerwehr gehe es eben um "das gemeinsame Anpacken".

Königsdorf: Bei vielen Spielen und Aktionen konnten sie sich kennenlernen und Spaß haben.

Bei vielen Spielen und Aktionen konnten sie sich kennenlernen und Spaß haben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Anpacken mussten sie dieser Tage reichlich, denn der Regen forderte der Jugend und den Betreuern einiges ab. An diesem Rekord-Tag kann man das nur noch erahnen, wenn man über das große Gelände läuft, das zwischen Königsdorf und Isar liegt. Die Schuhe der mehr als 4000 Kinder und Jugendlichen aus ganz Deutschland und Ländern wie Spanien und Schweden zeigen es deutlich: Ob Turnschuhe, bunte Flip-Flops oder schwere Feuerwehrstiefel, sie alle haben an Farbe eingebüßt, es ziert sie nun ein helles "Zeltlager-Braun". Den russischen Gästen war das irgendwann zu viel. Bereits Anfang der Woche seien sie wieder abgereist, sagt Pressesprecher Henrik Strate. "Denen war es einfach zu nass." Um die Zelte herum sind kleine Gräben ausgehoben, die wohl das Schlimmste verhindern konnten. Auf Wiesen, die doch überflutet waren, haben die pragmatischen Feuerwehrler Wasserspiele veranstaltet. Überall künden angetrocknete Matschpfützen und darüber liegende Vliesmatten und Holzbretter von den Fluten. Darüber laufen die jungen Feuerwehrleute hin und her. Eine Gruppe von Mädchen aus dem westfälischen Kreuztal hat angesichts der ungewohnt hohen Temperaturen ihre T-Shirts kurzerhand bauchfrei hochgekrempelt. Einige der jungen Gesichter sind bereits sonnengerötet.

Schaut man sich um, wirken Sorgen über mangelnden Nachwuchs weit hergeholt. Zur Deutschen Feuerwehrjugend, 1964 in Berlin gegründet, gehören heute mehr als 245 000 Mitglieder zwischen sechs und 18 Jahren. Laut Sprecher Strate stagniert diese Zahl seit zehn Jahren. Gerade in Städten stünden die Jugendfeuerwehren in großer Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten. "Auf dem Land ist die Feuerwehr oft noch sehr stärker verwurzelt, es gibt aber große regionale Unterschiede", sagt Strate.

Königsdorf: Ausruhen im Zelt: Seit Samstag kampieren mehr als 4000 Jugendfeuerwehrler und ihre Betreuer im Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf.

Ausruhen im Zelt: Seit Samstag kampieren mehr als 4000 Jugendfeuerwehrler und ihre Betreuer im Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auf dem Zeltplatz füllen zwei Jungen konzentriert Wasser in bunte Luftballons, um für die anstehende Wasserschlacht gerüstet zu sein. Eine ganze Schubkarren-Ladung haben sie gemacht. Neben solchen Späßen auf dem Zelt-Gelände gehörten auch Ausflüge zum Programm. So ging es Klettern, Rodeln und ins Kino zur exklusiven Vorpremiere des Disney-Films "Planes 2". In München wurde eine Stadtrallye per Geocaching und in Geretsried ein Spiel ohne Grenzen angeboten.

Am Donnerstag, an dem mit 3193 Jugendlichen und Betreuern sogar ein (inoffizieller) Tanz-Weltrekord aufgestellt wurde, fand abends der offizielle Festakt statt. Zu Ehren der Jugendfeuerwehr stellte Staatssekretär Werner Gatzer vom Bundesfinanzministerium eine Sonderbriefmarke vor und übergab sie symbolisch an den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbands Hans-Peter Kröger und den Bundesjugendleiter Timm Falkowski.

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