Sternwarte Königsdorf:Am Anfang war das Staunen

Bei der Eröffnung der Sternwarte in Königsdorf geht es um den Beginn der Wissenschaft und um die Faszination, die das Weltall ausüben kann. Wegen des kräftigen Regens allerdings nur theoretisch

Von Wolfgang Schäl, Königsdorf

Der Traum vom Blick in die Tiefen des Sternenhimmels hat sich dank tief hängender Regenwolken und prasselnder Niederschläge zwar nicht gleich erfüllt, der euphorischen Stimmung am Eröffnungsabend tat dies keinen Abbruch: Die Isartal-Sternwarte im Königsdorfer Ortsteil Rothmühle hat offiziell ihren Betrieb aufgenommen, auch wenn es am Donnerstag nicht möglich war, die Kuppel des Observatoriums zur Einweihungsfeier zu öffnen und die Leistungsfähigkeit des 110 Kilogramm schweren, 95 000 Euro teuren Spiegelteleskops zu demonstrieren. Beeindruckend war es trotzdem, was Christian Müller, Geretsrieder Stadtarchitekt und gemeinsam mit Kurt Motl treibende Kraft des Projektes, dem staunenden Publikum an Zahlen und Daten vor Augen führte - Müller jonglierte ausgiebigst mit Lichtjahren und Sonnensystemen, deren Dimensionen sich jeglicher Anschauung entziehen.

Geplant war eigentlich, eine computergesteuerte Fahrt zu zwei Kugelsternhaufen zu unternehmen, aufgrund der Witterungsverhältnisse war dies allerdings nur als "Trockenübung", also bei geschlossenem Dach möglich. Mit etwas mehr Glück und besserem Wetter kann die interstellare Exkursion allerdings am Sonntag, 26. Oktober, nachgeholt werden. Dann findet ein Tag der offenen Tür in der Anlage statt, die zwar abgeschieden, aber nur einen Steinwurf von den Gebäuden der Jugendsiedlung Hochland entfernt liegt.

Sternwarte Königsdorf: Minister Helmut Brunner (stehend, links) ließ sich von Christian Müller (stehend, rechts) das Teleskop in der neuen Sternwarte erläutern.

Minister Helmut Brunner (stehend, links) ließ sich von Christian Müller (stehend, rechts) das Teleskop in der neuen Sternwarte erläutern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Ein beispielhaftes Gemeinschaftwerk" ist die Sternwarte nach den Worten des bayerischen Landwirtschafts- und Forstministers Helmut Brunner. Die Begeisterung für die faszinierende Welt der Sterne gelte es nun, an die Jugendlichen weiterzugeben, und deshalb ist der Standort aus Sicht des Ministers optimal. Dies sei "eine Basis für Synergie-Effekte".

Als Vertreter des Landrats würdigte Thomas Holz "diese Sternstunde für den Landkreis", die durch ein unermüdliches ehrenamtliches Engagement möglich geworden sei. Motl und Müller hätten trotz der finanziellen Unterstützung durch das europäische Leader-Programm persönlich ein beträchtliches Kostenrisiko getragen. Der Bad Heilbrunner Bürgermeister Thomas Gründl äußerte sich als Vorsitzender der Leader-Arbeitsgemeinschaft im Landkreis humorig neidvoll - "wer hat schon einen so gewaltigen Weitblick wie ihr in Königsdorf?" - und verwies auf die vielen "Stolperstellen", die bei der Beantragung von Leader-Geldern zu beachten seien. Darauf hob auch sein Königsdorfer Amtskollege Anton Demmel ab. Die 380 000 Euro teure Baustelle habe viele Geburtswehen durchlitten, am Ende aber hätten die Initiatoren "alles richtig gemacht". Die Liste der Helfer und Spender, die Motl und Müller Revue passieren ließen war schier endlos, Staunen erregte ein Einzelbeitrag des Münchner Ehepaars Irmgard und Hans-Georg Schmidt: Sie allein übernahmen ein Fünftel der Gesamtkosten. Motl erwähnte auch die vielen Helfer, die das Projekt mit Eigenleistung ermöglichten. So habe man vier Kilometer Latten mit 6000 Schrauben am Gebäude befestigt. Voller Begeisterung unternahm Müller am Ende einen kosmischen Streifzug, schilderte die " badeschaumartigen Megahaufen", den "Orion-Arm" und die "Lokale Flocke", die es zu entdecken gelte. Dies alles errege ein Staunen, das nach Plato "der Beginn der Wissenschaft" sei. Mit diesem einmal erweckten Staunen werde es "viele magische Momente" geben. Amüsant war der kirchliche Segen, den der Tölzer Pfarrer Rupert Frania gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Johannes Schultheiß erteilte. "Das waren viele Worte", sagte Frania, "aber es gibt ja auch viele Sterne." Dazu könne er eigentlich nur eines sagen: "Amen".

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