Kochel am See:Streit um Post-Auto

Kochel lehnt Filiale in Tourist-Info ab, weil sonst der Service leidet.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Der Streit zwischen der Gemeinde und der Post über die kurzzeitige Schließung der Filiale geht weiter: Der Kochler Bürgermeister Thomas Holz (CSU) hat am Dienstag im Rat Überlegungen eine Absage erteilt, eine Filiale in der Tourist-Information einzurichten. Weil die Post keine Vertretung ihrer einzigen Schalterangestellten finden konnte, mussten Kunden ihre Geschäfte bereits zum zweiten Mal aus einem Postauto vor der Filiale abwickeln, das täglich nur eine Stunde geöffnet war. Holz hatte sich mehrmals vehement bei der Post beschwert, die "reflexartig" argumentiert habe, dass die Gemeinde die Filiale eben selbst übernehmen solle, wenn sich niemand anderer finde. Man habe darüber nachgedacht, eine Poststelle in der Tourist-Info einzurichten, sagte Holz. Aber weder räumlich noch personell könne man das leisten. Die Stelle übernehme bereits das Bahngeschäft. "Wenn fünf Leute am Post- und drei am Bahnschalter anstehen, dann hat der Urlauber in der Tourist-Info gar keinen Service mehr", sagte Holz. Das wolle man nicht, die Gemeinde sei nun einmal stark vom Tourismus abhängig.

Und sie tut einiges für ihre Gäste. Erst vor einem Jahr wurde eine Panoramakamera am Fahrenberg auf dem Herzogstand online gestellt - mit großem Erfolg, wie Holz sagte. Drei Panoramakameras sind im Tölzer Land installiert - am Herzogstand, am Brauneck und auf dem Blomberg. Ihre Bilder wurden im Jahr 2015 mehr als eine halbe Million Mal angeklickt. Der Fahrenberg ist der am häufigsten frequentierte Standort: Im vorigen Jahr wurden 280 000 Zugriffe verzeichnet, beim Brauneck waren es 145 000, beim Blomberg 89 000. "Darauf können wir stolz sein", sagte Holz. Denn mit den Panoramabildern können viele potenzielle Urlauber erreicht werden. Die Impressionen sind bei den Internetauftritten der Bergbahnen und auf der Plattform "Feratel Panorama" zu sehen. Auch die Fernsehsender "München TV" und der Bayerische Rundfunk übertragen die Bilder täglich live. Auch die kostenlose RVO-Gästekarte erfreut sich laut Holz wachsender Beliebtheit. Nutzten im Jahr 2014 rund 14 500 Gäste das Angebot, seien die Zahlen im Folgejahr auf 16 000 gestiegen. Die Freifahrten gelten für die Strecken von Kochel nach Bad Tölz, Penzberg, Murnau und Garmisch-Partenkirchen.

Dass heuer im ersten Jahresdrittel die Ankunfts- und Übernachtungszahlen trotzdem leicht rückläufig sind, führt Holz vor allem auf das schlechte Wetter im April zurück. Schnee im April - "da sind die Zahlen nach unten gegangen". Zudem habe in den Wintermonaten am Jahresanfang der Schnee gefehlt, was die Zahlen gedrückt habe. Zwar sind die Ankünfte von Touristen im Bereich Kochel-Walchenseegebiet nur um 0,14 Prozent gesunken. Viel deutlicher fiel aber der Rückgang bei den Übernachtungen mit einem Minus von acht Prozent aus. Die Ankünfte und Übernachtungen von Besuchern der Messe Bauma, von Arbeitern und Geschäftsreisenden vor allem in Kochel hätten einen noch stärkeren Rückgang verhindert. "Wir arbeiten mit Vollgas daran, dass die Statistik wieder positiv wird", sagte der Bürgermeister.

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