Kochel am See:Das neue Trimini hätte dem Märchenkönig gefallen

Kristall trimini Kochel

Der Umbau und die Sanierung kostete insgesamt 26 Millionen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Mosaike, Leuchter und Halbedelsteine: Aus dem Familienbad in Kochel am See ist eine pompöse Wellness-Oase geworden.

Von Alexandra Vecchiato

Eine Sauna-Lagune am Ufer des Kochelsees, ein Kieselstrand mit Steinen aus der Region - Gerd Bittermann, Vorstandsvorsitzender der Kristall Bäder AG, ist ein Tüftler. Und an Ideen für die Kristall-Therme Trimini in Kochel am See mangelt es ihm nicht. Viel Gold, Marmor, Holz und Kronleuchter aus Murano-Glas verleihen der Therme ein gewisses Neuschwanstein-Flair. Das mag nicht jedem gefallen. Doch was für die einen pompöser Kitsch ist, ist für andere eine Wellness-Oase mit Blick auf den Herzogstand.

500 bis 600 Gäste aller Altersklassen saunieren, schwimmen oder genießen an diesem Nachmittag mitten in der Woche einen Drink an der Pool-Bar. Wobei das Klientel ab 60 plus überwiegt. Bittermann ist zufrieden, der Kochler Bürgermeister Thomas Holz begeistert. Schließlich ist der Bezug zum Märchenkönig Ludwig II. gewollt.

Der Kini ließ auf dem Herzogstand das sogenannte Königshaus errichten. Ein Denkmal erinnert daran. Also darf es in der Kristall-Therme durchaus von allem ein wenig mehr sein. Halbedelsteine an den Wänden, Mosaike aus Italien, Schnitzereien, die Murmeltiere, Hirsch und Steinbock zeigen - ein bisschen wie in den Märchenschlössern von Ludwig II.

Aber es geht nicht nur um die Optik. Nach 14 Tagen Probebetrieb müssten einige Kleinigkeiten nachjustiert werden, erzählt Bittermann. In der Herzogstand-Sauna, die Platz für 300 Personen bietet, werden die Wärmesensoren anders eingestellt.

Der Fußboden sei zu heiß geworden, das werde behoben. An der Beschilderung werde man auch einiges verbessern, damit die Gäste von den Umkleiden auf kurzem Weg die richtige Sauna finden. Die Sole-Becken würden künftig alle auf 36 Grad geheizt. "Um all das auszuprobieren, hatten wir ja den Probebetrieb", sagt Bittermann.

Nur bei einem Punkt sehen weder Bittermann noch Holz großen Handlungsbedarf: bei der Kritik, dass Spaziergänger die nackten Thermen-Besucher vom Weg am Seeufer entlang ungehindert beobachten könnten. "Wir sind hier im Paradies und im Paradies waren alle nackt. Das steht schon in der Bibel", sagt Bittermann. Nacktheit sei nichts Ungewöhnliches mehr.

Während des Probebetriebs konnten sich Besucher aussuchen, ob sie bekleidet oder textilfrei den Thermen- und Saunabereich nutzen. Von diesem Samstag, 8. April, an geht es in den regulären Betrieb. Nacktsein ist Pflicht. Nur im Schwimmbad, dem alten Trimini, ist Bekleidung vorgeschrieben. "Da soll auch kein Nicht-Bekleideter rüber", sagt Bittermann.

Ein wenig aber ist der Trimini-Chef auf die Kritik doch eingegangen. Pflanztröge mit Kirschlorbeer schirmen auf einer der Terrassen die Sauna-Besucher von neugierigen Blicken ab. "Die Pflanzen müssen halt noch bisschen wachsen", scherzt Bittermann. Auch wird es künftig zwei Tage geben, an denen es erlaubt ist, die Thermen-Landschaft mit Badebekleidung zu besuchen (mittwochs und sonntags) - außer die Saunen und das zwölfprozentige Sole-Becken auf der Panorama-Terrasse im Obergeschoss. Kochels Bürgermeister Thomas Holz staunt, dass sich Leute über die nackten Thermenbesucher wundern.

Das marode Schwimmbad bescherte der Gemeinde Defizite

Für ihn ist nur eines wichtig: dass das Konzept der Kristall-Therme aufgeht. Danach sieht es momentan aus. Die Kochler Gastbetriebe hätten zahlreiche Anfragen von Urlaubern, die nur wegen der neuen Therme in diesem Jahr für einige Tage buchen möchten. "Ich höre nur Gutes", sagt Holz.

Vor gut 40 Jahren hatte die Gemeinde das Schwimmbad Trimini gebaut. Viele Jahrzehnte war es für Besucher eine kostengünstige und dennoch attraktive Alternative zum Spaßbad Alpamare in Bad Tölz oder zu den umliegenden Freibädern. Das Trimini hatte immer einen besonderen Vorteil: Das Erlebnisbad liegt am Kochelsee und bietet einen unverstellten Blick auf die Berge. So eine pittoreske Lage nützte jedoch wenig, wenn ein marodes Schwimmbad der Gemeinde bis zu einer Million Euro Defizit im Jahr bescherte.

Deshalb hatte Kochel einen privaten Betreiber gesucht und ihn 2011 in der Kristall Bäder AG gefunden. Mit ihr erlitt sie allerdings zunächst Schiffbruch: Der schon begonnene Umbau wurde 2013 gestoppt, der Investor zog vor Gericht, den 40 Mitarbeitern des Bades wurde gekündigt. Erst im Mai 2015 einigten sich Gemeinde und Kristall Bäder AG. Gut acht Millionen Euro hat die Gemeinde in die Verwandlung des früheren Familienbads in die Kristall-Therme Trimini investiert.

Insgesamt kostete der Umbau und die Sanierung 26 Millionen. Der Besuch von Therme und Sauna hat denn auch seinen Preis: Erwachsene zahlen für die Tageskarte 41,50 Euro, Jugendliche bis 15 Jahre 30,50 Euro. Die Tageskarte im Schwimmbad kostet für Erwachsene 18 Euro, für Jugendliche neun Euro.

Fünf Saunen, dazu noch ein Dampfbad und ein Hamam auf zwei Geschosse verteilt gibt es für das Thermen-Ticket. Alle unterschiedlich ausgestattet und unterschiedlich heiß von 60 bis 85 Grad. Die Pool-Bar im Erdgeschoss soll Südsee-Feeling verbreiten. Die Liegebereiche innen und außen sind großzügig gestaltet.

Um Familien mit Kindern mehr zu bieten, gibt es den Bereich der Trimini Aktiv-Therme mit großem Schwimmbecken, Gumpe und mehreren Kinderbecken. Am 1. Mai startet die Freibadsaison. Das frühere 50-Meter-Außenbecken musste für den Bau der Therme halbiert werden. Neu ist ein temperiertes Familienbecken, geblieben ist der "Kochelexpress", eine 460-Meter- Rutsche.

Von Therme und Schwimmbad aus ist der Zugang zum Kochelsee möglich. Die Außen- und Grünanlagen werden derzeit umgestaltet. In einer kleinen, kaum einsehbaren Bucht am Seeufer soll eine Sauna-Lagune entstehen. Dort können sich Saunagänger im Kochelsee abkühlen. Geplant sei zudem eine Außensauna, wenn die Genehmigungsbehörden zustimmten, sagt Bittermann. Voll des Lobes seien die Gäste über die Gastronomie, betont Holz. Da das Thermen-Restaurant nur Besuchern vorbehalten ist, soll es eine Strandbar geben, die auch Spaziergängern offen steht.

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