Kloster Benediktbeuern:Widerstand gegen Tagungshaus

Der im historischen Klostergarten geplante Neubau der Fraunhofer-Gesellschaft erhitzt die Gemüter in Benediktbeuern. Eine Bürgerinitiative fordert, lternative Standorte zu prüfen.

Von Isabel Meixner

Kloster Benediktbeuern: Benediktbeuern ist eine der wenigen fast komplett erhaltenen barocken Klosteranlagen in Europa.

Benediktbeuern ist eine der wenigen fast komplett erhaltenen barocken Klosteranlagen in Europa.

(Foto: Kloster Benediktbeuern)

In Benediktbeuern regt sich Widerstand gegen die Pläne der Fraunhofer-Gesellschaft, in direkter Nähe zum Kloster ein Tagungszentrum zu errichten. Auf einer teils hitzigen Veranstaltung am Dienstagabend schlossen sich 20 Menschen der Bürgerinitiative "Denk-Mal" an, die den Neubau südöstlich der Basilika an der Bahnstrecke abwenden möchte. Sie wolle das Tagungshaus nicht verhindern, betonte Julia Wolff, die gemeinsam mit ihrem Vater Michael zu dem Treffen geladen hatte: "Es ist eine große Chance für das Kloster." Aber die historische Gartenanlage sei nicht der richtige Standort.

Das geplante Tagungshaus der Fraunhofer-Gesellschaft soll mit 1500 bis 1900 Quadratmetern Grundfläche zwei bis drei Mal so groß ausfallen wie die Mensa der Hochschule. Früher befand sich an der vorgesehenen Stelle innerhalb der historischen Klostermauern ein Obstgarten, heute stehen dort vier alte Hütten, die dem Tagungshaus weichen sollen. Julia und Michael Wolff fürchten, dass durch den Neubau "ein nationales Denkmal" nachhaltig beschädigt und die südliche Klostersilhouette massiv beeinträchtigt werde. Ein Bau an anderer Stelle würde es ermöglichen, die barocke Gartenanlage zu revitalisieren, sagt Julia Wolff.

Gegen den Vorwurf, andere Standorte nicht erwogen zu haben, wehrte sich Pater Claudius. Kloster, Gemeinde und Fraunhofer-Gesellschaft hätten sieben Möglichkeiten geprüft. Die Räume der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) seien keine Alternative. "Fraunhofer will 50 Zimmer, in der PTH sind maximal 14 zu realisieren", rechnete der Pater vor. Und nicht nur das. "Wer den Lesungssaal kennt, der weißt: Das ist ein schöner, barocker Raum. Der eignet sich doch nicht für private Wohneinheiten."

Über die Pläne der Fraunhofer-Gesellschaft sei nicht "hoppla hopp" entschieden worden, wehrte sich auch Bürgermeister Georg Rauchenberger. Dem von Gegnern des jetzigen Standorts in die Debatte gebrachten Alternativstandort an der Prälatenstraße erteilte er eine Absage: "Die Gemeinde schätzt die freien Flächen an der Allee als sehr hohes Gut. Das wäre die schlechteste Möglichkeit." Der Bürgermeister verwies darauf, der Ort für das Tagungszentrum in der historischen Gartenanlage sei vom Gemeinderat einstimmig angenommen worden: "Was wollt ihr denn sonst? Das sind gewählte Volksvertreter."

Heiner Förderreuther von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal zeigte ein Foto der neu gebauten Mensa, das einige der Besucher mit Worten wie "entsetzlich" kommentierten. "Wir müssen verhindern, dass so etwas und in noch größerer Konfrontation zum Kloster gebaut wird", rief Förderreuther. Die Geschichte der Architektur sei geprägt von Höhen und Tiefen, "und ich weiß nicht, wo wir uns heute befinden".

Da ergriff Pater Leo Weber sichtlich wütend das Mikrofon. "Sie tun so, als würden nur Sie sich Gedanken über das Kloster machen", schimpfte der Klosterhistoriker, der die Geschichte der Anlage erforscht hat, in Richtung Julia und Michael Wolff. Er warf ihnen eine falsche Darstellung der Pläne der Fraunhofer-Gesellschaft vor. Auch der Benediktbeurer Michael Rieger echauffierte sich - und zwar darüber, dass sich viele Menschen von außerhalb in die Diskussion einmischten. "Das ist ein Beurer Problem, das geht nur die Beurer was an." Zuvor hatte sich eine Pollingerin dafür ausgesprochen, in der historischen Klosteranlage wieder einen Obstgarten und einen Kräutergarten einzurichten.

Als die Anwesenden immer emotionaler über die Fraunhofer-Pläne diskutierten, wandte sich Julia Wolff nochmals mit einer Bitte an Rauchenberger: "Diskutieren Sie noch mal über den Standort." Mit der Zahl der Unterstützer zeigte sie sich zufrieden. Gleichwohl machte sie eine Angst unter den Einheimischen aus: "Man will dem Kloster nicht Böses und sagt deswegen nichts." In den nächsten Tagen will sie weiter Unterschriften sammeln. Denn bisher, findet sie, würden die Bedenken nicht ausreichend gehört.

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