Kindertagesstätten:Erzieher dringend gesucht

Die Wolfratshauser Tagesstätte Sankt Andreas findet nicht genügend Fachkräfte und muss voraussichtlich ihre Öffnungszeiten kürzen. Auch in anderen Kindergärten im Landkreis fehlt Personal.

Von Julia Abendschön

In der Kindertagesstätte Sankt Andreas hat der Personalmangel eine neue Dimension erreicht. Eltern, deren Kinder die Einrichtung besuchen, müssen damit rechnen, dass die Tagesstätte ihre Betreuungsstunden nach Ostern kürzt. Pfarradministrator Johannes von Bonhorst sieht das Problem darin, dass sich nicht schnell genug qualifiziertes Personal finden lässt. Er ist aber zuversichtlich, bald eine Lösung zu finden, "die für alle Beteiligten vorübergehend zu halten ist".

Gerade bei sehr jungem Personal sei immer mit einer Schwangerschaft, Elternzeit oder Krankheit zu rechnen, sagt Bonhorst. Für den Träger der Kindertagesstätte sei es deshalb das Wichtigste, die Eltern frühzeitig in Kenntnis der aktuellen Lage zu setzen und gemeinsam nach Lösungsalternativen zu suchen. Diese müssen jedoch innerhalb des vorgegebenen Betreuungsschlüssels, dem Erzieher-Kinder-Verhältnis, liegen. Wird der Schlüssel von etwa zwölf Kindern pro Erzieherin und ein bis zwei Kinderpflegern nicht eingehalten, muss die Einrichtung damit rechnen, dass sie die Förderung durch ihren Träger verliert.

Auch andere Kindertagesstätten und Kindergärten im Landkreis sind und waren von der Verschärfung des Personalmangels im Bereich der Erziehung und Kinderpflege betroffen. Gaby Schicklhofer leitet die Kindertagesstätte Waldram. Sie sagt, dass eine kurzfristige Schließung der Einrichtung unausweichlich sei, wenn "die individuelle Betreuung und Förderung der Kinder wegen Personalmangel nicht mehr möglich ist". Nachdem sie über ein Jahr lang nach Personal gesucht hat, besteht in der Kindertagesstätte Waldram jedoch zur Zeit kein Erziehermangel. "Wir versuchen, Praktikanten zu übernehmen und zu halten, da vom freien Markt kaum etwas kommt", sagt Schicklhofer. Der Kindergarten Sankt Nantovinus sucht aktuell eine Erzieherin und auch die Champini Sport- und Bewegungskindertagesstätte in Geretsried beklagt den Fachkräftemangel.

Auf positive Resonanz bei der Suche nach Angestellten stoßen hingegen Christina und Anton Durchner, die sich mit ihrer neu eröffneten, privaten Kinderkrippe "Kolibri" selbständig gemacht und sieben Mitarbeiter angestellt haben. "Das Personal kommt aus dem Umfeld und die Zusammenstellung hat sich einfach so ergeben", sagt Anton Durchner. Im "Kolibri" werden sieben Kleinkinder unter drei Jahren betreut. Die Einrichtung hätte Kapazitäten für zwei Gruppen mit je zwölf Kindern.

Die Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit Rosenheim, Katharina Kristen, weist auf einen gespaltenen Erzieherbereich im Landkreis hin: "Es besteht kein Mangel an Kinderpflegern, sondern nur an Erziehern." Dies lasse sich zum Teil durch den wesentlich kürzeren Ausbildungsweg zum Kinderpfleger erklären. In der Berufsfachschule für Kinderpflege München können Jugendliche nach bestandenem Hauptschulabschluss die zweijährige Ausbildung absolvieren und steigen daher schon sehr früh und oft sehr jung in das Berufsleben der pädagogischen Betreuung ein.

Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) regelt das Gehalt von Erziehern und Kinderpflegern nach Berufserfahrung. "Das Einstiegsgehalt einer Erzieherin liegt bei 2190 Euro brutto", sagt der Geretsrieder Andreas Wagner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. "Bei einem Kinderpfleger liegt der Betrag bei 1879 Euro brutto und kann einen theoretischen Wert von 2491 Euro brutto annehmen."

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