Die Informationstafeln sind bereits seit April im Wolfratshauser Stadtgebiet unübersehbar: Vor gelbem Hintergrund ist darauf ein freundlicher Wolf in kurzen Lederhosen zu sehen, der in ebenso kurzen, leicht verständlichen Sätzen jeweils ein paar Fakten zur Geschichte der Flößerei erzählt. Es ist der neue Kinderflößerpfad, den die Tourismusmanagerin der Stadt, Gisela Gleißl, zusammen mit ihrer Kollegin Christine Weichenberger und Bürgermeister Klaus Heilinglechner am Montag offiziell vorgestellt hat.
Insgesamt acht Tafeln haben Weichenberger und Gleißl gestaltet, auf denen Wolfi, das ans Wappentier angelehnte touristische Maskottchen der Stadt, jeweils Interessantes und auch Kurioses zur Flößerei und deren Geschichte berichtet. Weichenberger hat die Texte in kindgerechter Sprache verfasst, die Fakten wurden von Experten der Stadtgeschichte wie Martin Melf überprüft. "Wir wollen die Flößerei für die Kinder spannend machen", erklärte Bürgermeister Heilinglechner am Montag bei der Präsentation auf dem Sebastianisteg. Die Idee lag laut Gleißl auf der Hand. "Wir haben gemerkt, dass Kinder auf die Flößerei total anspringen", sagte die Tourismusmanagerin über die Motivation, den Pfad zu gestalten. Das Wasser, das Holz und das Handwerk übe eine Faszination auf die Kleinen aus.
Hauptzielgruppe der extra niedrig angebrachten Tafeln sind Grundschulkinder, die bereits lesen können. Aber auch für Kindergartenkinder ist der Flößerpfad geeignet, wenn die Eltern ihnen die Tafeln vorlesen. Weil eine reine Wissensvermittlung erfahrungsgemäß aber schnell langweilig wird, werden die Kinder aktiv mit einbezogen, und zwar mit einer Art Schnitzeljagd. Zum Kinderflößerpfad gehört nämlich eine liebevoll gestaltete Karte, die man im Bürgerbüro der Stadt abholen kann. Auf ihr sind alle Stationen eingezeichnet, dazu gibt es acht Fragen, die die Kinder beantworten können.
Gefragt wird etwa, wie die zwei Positionen heißen, die zum Steuern eines Floßes benötigt werden, welches Festival regelmäßig an der Alten Floßlände stattfindet, oder wo die Flöße heute in Wolfratshausen ablegen. "Wir finden es wichtig, dass die Kinder wissen, wo die Floßländen sind", sagte Gleißl. Haben sie alle Stationen abgelaufen und die entsprechenden Antworten angekreuzt, können die Kinder den Plan mit Angabe von Name und Adresse wieder beim Bürgerbüro abgeben - und an einer Verlosung mit attraktiven Preisen teilnehmen. "Es ist spannend für Kinder, wenn es wie eine Schatzsuche abläuft", erklärte Gleißl.
Mit etwas Glück können die Besucher des Kinderflößerpfads auch Preise gewinnen.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Doch auch die Eltern werden sich freuen, ist Gleißl sicher. Weil der Rundgang fast parallel zum schon bestehenden Flößerpfad für Erwachsene verlaufe, sei er auch ideal für Touristenfamilien, die nach Wolfratshausen kommen, betonte sie. Mit etwa drei Kilometern Länge sei er gut zu bewältigen.
Der Kinderflößerpfad beginnt am Hammerschmiedweg und verläuft über die Alte Floßlände, die Johannis- und Andreasbrücke zum Sebastianisteg und weiter in den Bergwald. Die dortige Infotafel über dem Panorama der Stadt gleichzeitig ein Fotomotiv: Statt des Wolfes zeigt sie einen Ritter in Rüstung, unter seinem Helm ist ein Loch, sodass die Kinder ihr Gesicht durchstecken können. Dann geht es weiter am östlichen Loisachufer, zu den beiden letzten Stationen am Kastenmühlwehr und an der Floßlände in Weidach.
Zum Kinderflößerpfad gehört eine Art Schatzkarte, die man beim Bürgerbüro der Stadt erhält. Darauf können die Kinder zu jeder Station eine Frage beantworten und wertvolle Spielsachen gewinnen: Der erste Preis ist ein Piratenschiff von Playmobil, die zweiten bis fünften Gewinner erhalten je ein Playmobil-Piratenfloß. Für die Plätze sechs bis acht gibt es dann ein Holzfloßbauset.
Die Preise stiftet Angela Frey vom Spielwarenladen Tausend. "Eine tolle Sache", sagte sie am Montag. "Es ist schön, dass wir dabei sind." Mitmachen kann jedes Kind, das den ausgefüllten Plan mit Namen und Adresse beim Bürgerbüro der Stadt abgibt oder in den Briefkasten davor wirft. Verlost werden die Preise unter allen Teilnehmern, die mindestens sechs Fragen richtig beantwortet haben. Die erste Verlosung findet am 1. Mai 2018 statt. Alle, die an der Schatzsuche teilnehmen und die ausgefüllten Pläne abgeben, bekommen zudem von der Stadt eine "kleine Überraschung" zugeschickt. aip
Finanziert wurde der Kinderflößerpfad von der Stadt. Die Kosten liegen laut Gleißl "im unteren vierstelligen Bereich". Heilinglechner lobte das Engagement von Gleißl und Weichenberger, mit wenig finanziellem Aufwand eine zusätzliche Attraktion für die Stadt geschaffen zu haben. Er sei zuversichtlich, dass sie gut genutzt werde, sagte der Bürgermeister. "Jeder, der kleine Kinder hat und für eine Geburtstagsfeier eine Schnitzeljagd vorbereiten muss, kann sich nun den Aufwand sparen."
Und man kann auch als Erwachsener noch einiges lernen, etwa an welche gefährliche Flusstelle der Straßenname Am Floßkanal erinnert. Bei dieser ersten Frage des Kinderflößerpfads stehen "Wilde Welle", "Kalte Angst" und "Tiefe Schlucht" zur Auswahl. Heilinglechner hat am Montag falsch geraten. "Ich bin schon durchgefallen", sagte er und lachte. "Aber ein Bürgermeister kann auch nicht alles wissen."
