Kein Sicherheitsdienst:Helferkreis warnt vor Konflikten in großen Asylunterkünften

Kein Sicherheitsdienst: An der Heimgartenstraße in Wolfratshausen leben bereits zwischen 60 und 70 Asylsuchende.

An der Heimgartenstraße in Wolfratshausen leben bereits zwischen 60 und 70 Asylsuchende.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser Ehrenamtlichen schreiben Ministerpräsident Horst Seehofer: Sie halten eine Betreuung rund um die Uhr für unverzichtbar.

Ängste, Frust und Konflikte sind nach Ansicht der Wolfratshauser Flüchtlingshelfer erwartbar, wenn die Regierung von Oberbayern große Asyl-Gemeinschaftsunterkünfte nicht mit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung ausstattet. Ines Lobenstein, Gisela Weber-Grundwald und Ute Mischke fordern namens des Asylhelferkreises in einem offenen Brief an Ministerpräsident Hort Seehofer und Integrationsministerin Emilia Müller (beide CSU) Sicherheitsdienste für die Einrichtungen an der Heimgartenstraße - wo bereits zwischen 60 und 70 Flüchtlinge leben - und am Loisachbogen - wo 120 Personen untergebracht werden sollen. Sie erklären, eine ausschließlich werktags und teils nur stundenweise erreichbare Verwaltungskraft und ein Hausmeister wie an der Heimgartenstraße reichten nicht aus, um Konflikte zu verhindern oder deeskalierend zu wirken. Insbesondere die Sicherheit von Mädchen und alleinstehenden Frauen in den Unterkünften sei so gefährdet.

Lobenstein sagt, man müsse sich einmal vorstellen, wie viele der Asylsuchenden lebten: "Wir haben Leute, die seit viereinhalb Jahren hier sind, manche von ihnen haben immer noch nicht ihren Bescheid. Sie sitzen hier mit einer Perspektivlosigkeit, mit Angst vor der Zukunft und ohne Arbeit." Langeweile, keine Tagesstruktur, kaum soziale Kontakte: Das alles führe schon jetzt zu Auseinandersetzungen. Und die sozialpädagogische Betreuung durch den Verein Hilfe von Mensch zu Mensch sei mit 30 Wochenstunden bei 300 Asylsuchenden in 17 Wolfratshauser Unterkünften überfordert. Sie frage sich außerdem, so Lobenstein, wie die Regierung am Loisachbogen 120 Menschen unterbringen wolle, wo es für 70 schon eng sei. "Da müssten sie echt stapeln." Und dann gebe es keine getrennten Duschen: "Welche Frau traut sich da, allein zu duschen?"

Die Asylhelfer haben zu einer Informationsveranstaltung für die Anwohner die Regierung von Oberbayern eingeladen, die nun aber keinen Vertreter schicke. "Da fühlt man sich allein gelassen", sagt Lobenstein. Sie frage sich, wie wichtig der Regierung eigentlich der soziale Frieden sei. Die Asylhelfer leisteten und viel und machten das auch künftig gern: "Aber wo ist die Regierung?"

Informationsveranstaltung zur Belegung der Asylunterkunft am Loisachbogen, Freitag, 10. Februar, 19 Uhr, Aula der Hammerschmiedschule

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: