Katastrophe in Japan:Sicherheit für Irumas Kinder

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Wolfratshausen will der japanischen Partnerstadt helfen und für den Ernstfall Unterkünfte anbieten.

Klaus Schiederund Petra Schneider

Wolfratshausen - Iruma, die japanische Partnerstadt von Wolfratshausen, ist vom Erdbeben und dem folgenden Tsunami offenbar weitgehend verschont geblieben. Seit dem Beginn der Katastrophe in Japan steht Bürgermeister Helmut Forster in ständigem E-Mail-Kontakt mit seinem Amtskollegen Hiroshi Kinoshita.

Von ihm erfuhr er, "dass es Iruma dabei Gott sei Dank nicht so stark erwischt hat". Nach bisheriger Kenntnis kamen dort Menschen nicht ums Leben, große Sachschäden sind ausgeblieben. Allerdings geht auch in der Partnerstadt in der Präfektur Saitama - keine 200 Kilometer von den Atomkraftwerken in Fukushima entfernt - die Furcht vor einem Super-GAU um.

"Ich habe die Angst, beziehungsweise die Sorge mitbekommen. Das Rathaus in Iruma hat das auch bestätigt", teilt Fumiyasu Yamamoto mit, der seit 1989 in Deutschland lebt und dem Partnerschaftsverein Iruma angehört.

Der Wolfratshauser Bürgermeister bestätigt, dass eine atomare Katastrophe "das im buchstäblichen Sinn alles überstrahlende Thema" in der Partnerstadt sei. "Ich hoffe, dass es nicht zum Schlimmsten kommt", sagt Forster. Wenn doch, dann werde Wolfratshausen den japanischen Freunden anbieten, "Kinder in Sicherheit zu bringen, das heißt: dass sie rüberkommen und wir sie bei uns unterbringen".

Über diese Hilfe will er mit Kinoshita in einem persönlichen Telefonat sprechen. Dafür müsse man noch einen Termin vereinbaren, bei dem auch Dolmetscher anwesend sind. "Wir wollen helfen, wo wir können", so der Bürgermeister. Darüber denkt man auch im Partnerschaftsverein nach. Der Vorstand habe über die Lage in Japan zwar noch nicht gesprochen, sagt die stellvertretende Vorsitzende Christine Löffler, "aber ich denke, wenn Iruma stark betroffen ist, werden wir sammeln oder Benefizveranstaltungen machen".

Wie der Bürgermeister verfolgt auch Löffler, die seit Jahren persönliche Kontakte zu Freunden aus der Partnerstadt pflegt, mit Bangen die Nachrichten im Fernsehen. Wenn es zum Schlimmsten komme, werde der Verein "sicher etwas unternehmen" und zum Beispiel Japaner einladen, "damit sie eine Zeitlang dableiben". Bei einem atomaren Desaster helfe es freilich nicht, "wenn sie bloß vier Wochen da sind".

Das Erdbeben erreichte in Iruma nach den Informationen von Yamamoto die Stärke 5 auf der Richterskala. "Ein paar Sachen haben gewackelt und sind umgefallen", sagt er. Die Stadt sei "weit weg vom Epizentrum" gelegen. Forster beobachtet weiterhin die Situation in Japan: "Es läuft ständig der Fernseher, aber wir können nichts anderes tun als abzuwarten und zu kommunizieren."

Atsuko Heuberger, seit 1989 Klavierlehrerin an der Tölzer Musikschule, macht sich große Sorgen über die Lage in ihrer Heimat. Gestern hat sie mit ihrer Mutter telefoniert, die in Tokio lebt. Dort sei die Lage relativ normal, sagt Heuberger. "Die Leute gehen zur Arbeit, nur die Schulen haben heute geschlossen." Einige Bahnlinien seien wegen Stromausfalls nicht in Betrieb, in den Supermärkten sei das Nahrungsmittelangebot kleiner als sonst. Die Regierung habe die Bewohner aufgefordert, Strom zu sparen.

"Die Leute in Tokio sind erstaunlich ruhig", sagt Heuberger. Die Regierung versuche, eine Panik zu vermeiden, und betone, dass die derzeitige Strahlenemission nicht gefährlich sei. Zudem stehe die Bergung von Überlebenden des Erbebens und des Tsunamis im Vordergrund. "Hier in Deutschland ist die Stimmung viel hysterischer", findet Heuberger. Trotz der Erfahrungen der Japaner mit Hiroshima und Nagasaki gebe es in ihrer Heimat keine bedeutende Anti-Atomkraft-Bewegung.

"Die Japaner brauchen die Energie aus den AKWs und hoffen, dass die Regierung die Lage im Griff hat." Ihrer Mutter habe sie geraten, nicht aus dem Haus zu gehen, keine Wäsche im Freien aufzuhängen und Vorräte anzulegen.

© SZ vom 15.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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