Kaputte und schmutzige Toiletten, Probleme mit der Fahrgastinfo:Freistaat stellt BOB schlechtes Zeugnis aus

BOB - Integral

Zwei Züge der Bayerischen Oberlandbahn in Bad Tölz: Die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft gibt der BOB schlechte Noten für die Qualität.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat ihre Qualitätstabelle veröffentlicht. Die Oberlandbahn muss Strafzahlung leisten, die Werdenfelsbahn schneidet gut ab

Von Matthias Köpf, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Zug steht auf freier Strecke, die Durchsage ist unverständlich und die Toilette verdreckt oder gleich ganz abgesperrt: Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) bekommt ihre Qualitätsprobleme nur schwer in den Griff. Die Privatbahn, die auch Bad Tölz und Lenggries mit München verbindet, hat zum dritten Mal in Folge die Anforderungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) nicht erfüllt und Strafzahlungen leisten müssen. Allerdings zeigt sie sich der aktuellen BEG-Qualitätsrangliste im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Mit dem Werdenfels-Netz der Deutschen Bahn, das mit einem Ast auch über Penzberg nach Kochel in den Landkreis reicht, ist die BEG dagegen sehr zufrieden.

Die staatliche Eisenbahngesellschaft organisiert und kontrolliert den Regionalbahnverkehr in Bayern. Erfüllt ein Betreiber exakt die vereinbarten Standards liegt er im BEG-Qualitätsranking beim Wert Null. Die ganze Skala reicht von plus 100 bis minus 100, positive Werte werden belohnt, negative signalisieren Mängel und ziehen Strafzahlungen in ungenanter Höhe nach sich.

Die BOB hat sich in der soeben veröffentlichen BEG-Rangliste für 2015 auf einen Wert von -11,35 Punkten vorgearbeitet. Im Vorjahr lag sie bei -29,17, im Jahr 2013 bei -17,13. Unter den 27 bayerischen Regionalnetzen hat sie sich von Platz 20 auf Platz 17 verbessert. Ermittelt werden die Werte anhand der fünf Kriterien Sauberkeit, Fahrgastinformation, Funktionsfähigkeit der Ausstattung, Serviceorientierung der Zugbegleiter und Kundenorientierung bei Beschwerden. Ein externes Unternehmen schickt für die BEG seine Prüfer innerhalb von zwei Jahren 200-mal offen und 200-mal verdeckt als Testkunden in die Züge. Außerdem sprechen sie 1000 Fahrgäste an, die dann telefonisch befragt werden. Häufig bemängelt wurden bei der BOB nach BEG-Angaben die Funktionsfähigkeit und Sauberkeit der Toiletten, die Information der Fahrgäste vor allem bei Störfällen und die Reaktion auf Beschwerden.

Ausdrücklich nicht Teil der Bewertung ist die Pünktlichkeit, denn diese liegt nicht allein in der Hand der Betreiber, sondern hängt auch stark von der Netzsparte der DB, von Bauarbeiten oder von der Verflechtung mit anderen Netzen ab. So ist etwa die BOB immer wieder von Rückstaus im Münchner S-Bahn-Netz betroffen. In der BOB-Zentrale war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die von der DB betriebene Werdenfelsbahn liegt in der BEG-Rangliste mit einem Wert von 55,27 Punkten auf Platz fünf. Sie hat einen Rang gutgemacht und sich um gut 30 Punkte steigern können. Die Schwachstellen sind die gleichen wie bei der BOB, aber in viel kleinerem Ausmaß.

Für die Münchner S-Bahn ist die BEG ebenfalls zuständig, und auch für sie soll es irgendwann eine Qualitätsstatistik geben. Die Erhebung laufe momentan im Probebetrieb. In die Rangliste der Regionalbahnen werde man die S-Bahn wegen des unterschiedlichen Charakters aber nicht aufnehmen, heißt es von der BEG. Ferner soll es bald eine öffentliche Pünktlichkeitsstatistik geben, dies jedoch nicht als Rangliste, sondern alphabetisch geordnet.

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