Icking und Bad Tölz:Drei Nachwuchswissenschaftler gewinnen bei "Jugend forscht"

Beim Regionalwettbewerb erringen Schüler der Gymnasien Icking und Bad Tölz erste Plätze in den Bereichen Chemie und Physik - und dürfen weiter zum Landeswettbewerb.

Von Johanna Lehn

Lautes Stimmengewirr, Vokabeln wie zum Beispiel Stereolitographie, Luftdruckrakete, Basalt. An den Trennwänden Plakate mit großen Excel-Tabellen, schwindelerregenden Formeln und chemischen Molekülen. Klingt nach einem Kongress professioneller Naturwissenschaftler - und ist es irgendwie auch. Denn beim 52. Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" auf dem Gelände der Airbus Group ist sicher der ein oder andere künftige Chemiker oder Physiker mit seiner ersten großen Idee vertreten. Begeistert erklären die Kinder und Jugendlichen, manche gerade einmal zehn Jahre alt, andere 18, den wissbegierigen Besuchern ihre Forschungsergebnisse und innovativen Erfindungen. Allein oder in Teams bis zu drei Mitgliedern präsentieren die Jung-Forscher insgesamt 60 Ideen auf engem Raum, bei einigen spannenden Geräten herrscht besonders großer Andrang.

Icking und Bad Tölz: Arvid Haupenthal und Jonathan Jäde vom Gymnasium Grünwald bastelten eine Luftdruckrakete.

Arvid Haupenthal und Jonathan Jäde vom Gymnasium Grünwald bastelten eine Luftdruckrakete.

(Foto: Claus Schunk)

Aus der gesamten Region sind Schüler von 19 Schulen vertreten, zwei davon aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Während das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium Bad Tölz gleich vier Forscherteams ins Rennen schickt, nimmt vom Gymnasium Icking nur die 17-jährige Isabelle Schleicher aus Straßlach teil. An ihrem Stand ein Mikroskop, Papierproben und Plakate mit den chemischen Verbindungen Cellulose und Lignin - die Stoffe, aus denen Papier besteht. Isabelle hat verschiedene Papiertypen auf ihre technischen Eigenschaften untersucht. Das war bereits das Thema ihrer Seminararbeit "Wald weltweit", in der sie die beiden wichtigen Themen Wald und Wirtschaft durch die Analyse von Papier miteinander verband. Ihr Lehrer schien begeistert davon zu sein - und riet ihr, mit ihren Ergebnissen bei Jugend forscht teilzunehmen.

Icking und Bad Tölz: Isabelle Schleicher vom Gymnasium Icking untersuchte verschiedene Papiersorten.

Isabelle Schleicher vom Gymnasium Icking untersuchte verschiedene Papiersorten.

(Foto: Claus Schunk)

Isabelle hat sich also verschiedene Papiersorten unter dem Mikroskop angeschaut und auch selbst Papier hergestellt. Proben davon hat sie mitgebracht: von sehr groben Papier, auf dem die Druckerschwärze noch zu erkennen ist, bis hin zu Papier, das man schon fast im Schreibwarenhandel bekommen kann. Drei Mal habe sie ihre letzte Probe recycelt. Die Industrie recycele Papier vier mal, bis es in den Verkauf gehe, sagt Schleicher.

Begeistert und sehr fachkundig erzählt sie von ihren Ergebnissen. Die Bestandteile von Papier seien Fasern, Cellulose und Lignin, einer Art Klebstoff, der die Fasern zusammenhält. Da Lignin das Papier aber auch Gelb färbt, wird es meist herausgelöst, erklärt Schleicher. Das Problem dabei: Je weniger Lignin im Papier, desto poröser wird es.

Sie hat aber auch einige besondere Papierarten untersucht, zum Beispiel den flachsten Brotkorb der Welt. Der ist eigentlich nichts anderes als die Tüte, in der das Brot verkauft wurde. Allerdings hat diese Tüte eine besondere Eigenschaft: Sie besteht aus zwei speziellen Schichten. So bleibt Feuchtigkeit drin, aber Luft kann entweichen und das Brot schimmelt nicht.

Jugend forscht steht in diesem Jahr unter dem Motto "Zukunft". Passend dazu ist Schleicher während der Untersuchung eine Idee gekommen: Ein kompostierbarer Coffee-to-go-Becher, der sich innerhalb von zwei Wochen zersetzt. Die meisten Menschen seien ja doch zu bequem, ihren eigenen Becher mit ins Café zu bringen, sagt sie. Von ihren Untersuchungen zeigen sich nicht nur die Besucher begeistert, auch die Jury scheint sie überzeugt zu haben. Bei der Preisverleihung heißt es: Erster Platz im Fachbereich Chemie und damit der Einzug in den Landeswettbewerb vom 3. bis 5. April in Vilsbiburg. Aber auch das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium Bad Tölz schneidet gut ab: In der Kategorie Arbeitswelt erreichen Marinus Kaiser, 11 Jahre, Benedikt Zimmermann, 12 Jahre, und Johannes Lehmann, 12 Jahre, mit ihrem Multifunktionsrollator Platz Drei. Mit der Pulsformanalyse einer Radonionisationskammer schaffen es die 16-jährigen Bernhard Kirchmair und Vincent Nieraad auf Platz Eins im Fachbereich Physik und dürfen ebenfalls zum Landeswettbewerb.

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