Jugend forscht:So sehen Sieger aus

Lesezeit: 2 min

Vincent Nieraad (links) und Bernhard Kirchmair freuen sich auf den Bundeswettbewerb, der im Mai in Erlangen stattfindet. (Foto: DRÄXLMAIER Group/oh)

Tölzer Schüler gewinnen Landeswettbewerb

Von Melanie Kraus, Bad Tölz

Bernhard Kirchmair aus Reichersbeuern (17 Jahre) und Vincent Nieraad aus Gaißach (16 Jahre) haben beim Landeswettbewerb von "Jugend forscht" einen ersten Platz erreicht. "Pulsform-Analyse einer Radon-Ionisationskammer" - so lautet der Titel des Projekts, das sie dort vorgestellt haben. Die Schüler der Q 11 des Tölzer Gabriel-von-Seidl Gymnasiums haben nicht nur den ersten Platz im Fachbereich Physik gewonnen, sondern sich auch für den Bundeswettbewerb qualifiziert, der Ende Mai in Erlangen stattfindet. Dort dürfen, abhängig von der Größe des Bundeslandes, maximal die zwei besten Projekte eines Fachbereiches antreten.

Die jungen Forscher erklären, es sei das Ziel ihrer Arbeit, die Konzentration von radioaktivem Material in der Raumluft zu bestimmen. Dafür nutzen sie Daten, die ihnen ein Detektor innerhalb der Radon-Ionisationskammer liefert. Um die Genauigkeit der Messwerte abgleichen zu können, entwickelten die Schüler eine Computersoftware, die jene Prozesse, die sich in der Kammer abspielen, modellhaft nachahmt. Die Messergebnisse beider Datensätze, aus simulierter und wirklicher Ionisationskammer, haben Nieraad und Kirchmair bisher manuell verglichen. Da die Datenmengen aber sehr groß werden, wollen sie nun eine Software entwickeln, die diese Arbeit übernimmt. Die Kammer wurde bereits in einer früheren "Jugend forscht"-Arbeit des Tölzer Gymnasium entwickelt und steht seitdem zur Verfügung.

Anstoß dazu, sich einmal genauer mit den erfassten Daten zu beschäftigen, gab Physiklehrer Andreas Urban, der den beiden das Projekt vorschlug. "Erst mussten wir die Messungenauigkeiten des Detektors verbessern", erklärt Vincent Nieraad. "Danach konnten wir damit anfangen die Daten auszuwerten."

Das radioaktive Material, das die Schüler in ihrer Forschung untersuchen, ist das chemische Element Radon, ein Edelgas. Dieses Gas, sagt Nieraad, entweiche meist aus Gestein und gelte neben dem Rauchen als häufigste Ursache für Lungenkrebs. Jährlich gebe es in Deutschland geschätzt 2000 Todesfälle als Folge erhöhter Belastung. Erste Messungen nahm das Forschungsteam aus der Luft im Keller des Physiklehrers. "Die Konzentration war dort relativ hoch", sagt der Gaißacher.

Die beiden Freunde verbindet das Interesse am Fachgebiet, daher hätten sie einander gut ergänzt, sagt Kirchmair. Radioaktiver Zerfall sei eben faszinierend. "Außerdem ist das Projekt eine gute Gelegenheit gewesen, für die Seminararbeit zu forschen und Gleichgesinnte kennenzulernen", erklärt der 17-Jährige weiter.

Mit ihrer Arbeit haben die zwei Nachwuchsforscher auch einen Grundstein für die Zeit nach dem Abitur gelegt: Bernhard Kirchmair möchte Physik studieren, Vincent Nieraad Informatik. Der Wettbewerb "Jugend forscht" biete gute Chancen, in fachspezifischen Berufen Fuß zu fassen, sagen sie. Auf die Teilnahme am Bundeswettbewerb freuen sich die Schüler. Zwar kennen sie die anderen Projekte noch nicht, rechnen aber in jedem Fall mit "leistungsstarker Konkurrenz."

Die 17-jährige Isabell Schleicher vom Gymnasium Icking belegte mit ihrem Projekt des kompostierbaren Coffee-to-go-Bechers den dritten Platz.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: