Jubiläumskonzert auf hohem Niveau:Ein Schirmstock als Geige

Jubiläumskonzert auf hohem Niveau: Alles im Griff: Unter der Leitung von Christoph Adt überzeugte das Orchester des Konzertvereins Isartal mit präzisem Zusammenspiel.

Alles im Griff: Unter der Leitung von Christoph Adt überzeugte das Orchester des Konzertvereins Isartal mit präzisem Zusammenspiel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit einem glanzvollen Auftritt und einer besonderen Zugabe feiert das Orchester des Konzertvereins Isartal zusammen mit dem Wolfratshauser Kinderchor und Solisten in der Loisachhalle sein 25-jähriges Bestehen

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

"Sie können selbst entscheiden, ob das nun ein Konzert mit verlängerter Pause wird oder ein Mittagessen mit musikalischer Umrahmung": So stimmte Christoph Adt, künstlerischer Leiter des Konzertvereins Isartal, das Publikum auf das musikalisch-kulinarische Festprogramm ein. Trotz des ungewohnten Termins sonntags um 11 Uhr war die Loisachhalle brechend voll. Kein Wunder: Das Orchester feierte sein 25-jähriges Bestehens und gestaltete aus diesem Anlass ein Konzert gemeinsam mit einer anderen Wolfratshauser Institution, dem Kinderchor. Die letzte Zusammenarbeit zwischen Orchester und Chor lag lange zurück - da waren die meisten der heutigen Chorsänger noch gar nicht auf der Welt.

Das Konzert begann mit der Festouvertüre von Dmitri Schostakowitsch - und hier zeigte sich, auf welch hohes Niveau Adt das Orchester gebracht hat. Die Präzision des Zusammenspiels und der Intonation waren geradezu phänomenal für ein Ensemble, das sich überwiegend aus musikalischen Laien zusammensetzt. Adt verzichtete darauf, durch übermäßiges Taktieren und Gestikulieren seine Musiker zu gängeln. Im Gegenteil: Wenn das Tempo mal "stand", begnügte er sich mit winzigen Zeichen und erzielte so mit kleinsten Mitteln größte Wirkung. Strahlend, jubilierend klang die Ouvertüre durch die Halle und weckte hohe Erwartungen. Sie wurden nicht enttäuscht.

Auch wenn das Orchester den größten Raum der Bühne einnahm, fanden sich zwischen der Streicher- und der Bläsergruppe noch einige Reihen, wo sich der Kinderchor aufstellen konnte. Mit dem Orchester gestalteten die Kinder einige Chorlieder des Engländers John Rutter sowie aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu". Yoshihisa Kinoshita hatte seinen Chor in gewohnt perfekter Weise einstudiert, doch die Kinder kamen auch mit der für sie ungewohnten Leitung von Adt zurecht. Mühelos auswendig in vier Sprachen bewältigten die jungen Sängerinnen und Sänger ihr Programm, die Solistinnen Marion und Saskia setzten besondere Glanzlichter. Beim A-cappella-Lied "Hvem styrde" von Mia Makaroff stand Kinoshita selbst am Pult. Der Teil klang aus mit einem Medley aus Humperdincks "Hänsel und Gretel".

In der ausgedehnten Pause gab es nicht nur kulinarisches Köstlichkeiten für jeden Geschmack, sondern auch ein musikalisches Programm, dargeboten von einigen Mitgliedern des Orchesters und des Kinderchors auf dem Vorplatz. Besondere Überraschung: Landrat Josef Niedermaier stand nicht nur im Orchester seinen Mann, sondern erwies sich auch als Kammermusiker mit der Bassklarinette.

Am Ende der Pause hätte man hätte meinen können, in Bayreuth zu sein, denn eine Blechbläsergruppe gab das Zeichen: Es geht weiter. Jetzt standen Opern- und Operettenstücke auf dem Programm. Nach der schmissig-schwungvollen Ouvertüre zu Rossinis "Diebischer Elster" erschienen die Gesangssolisten. Fernanda Girardini bestach mit leuchtender Sopranstimme, der kräftige Bariton von Carl Rumstadt erklomm mühelos tenorale Höhen. Beide begnügten sich nicht damit, ihre Arien und Duette nur zu singen, sondern gestalteten, ja lebten sie, als stünden sie auf der Opernbühne. Wie Girardini bei "Meine Lippen, sie küssen so heiß" mit dem Publikum flirtete und einige Herren aus der ersten Reihe zu einem Tänzchen aufforderte, war ebenso hinreißend wie Rumstadts frech-ironisches "Da geh ich ins Maxim". Zuletzt wurden beide bei "Lippen schweigen" gar zum "Liebespaar".

Bei einem solchen Festkonzert dürfen Zugaben nicht fehlen. Ein Clou: Adt trat mit einem Regenschirm auf und überreichte ihn dem "Schirmherrn" Ingolf Turban, der in der ersten Reihe saß. Und siehe da: Auf den Schirmstock war eine Geigensaite montiert. Turban spielte darauf zum allgemeinen Gaudium ein Stück aus den "Moses"-Variationen von Paganini, die auch im Original auf einer einzigen Saite bewältigt werden müssen. Das Orchester begleitete im zarten Pizzicato. Mit dem unvermeidlichen Radetzkymarsch klang das Jubiläumskonzert aus und machte Lust auf die nächsten 25 Jahre.

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