Jubiläum:Von Dompteuren und Chor-Zwieblern

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Festschriftteam: Susanne Rieder, Anja Brandstäter und Karl Forster. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein halbes Jahrhundert Schäftlarner Konzerte: Die Festschrift erinnert an große Kunst und kleine Pannen

Von Susanne Hauck, Schäftlarn

Die "Schäftlarner Konzerte" feiern heuer das halbe Jahrhundert - ein Jubiläum, das Benno Forster nicht mehr als aktiver Dirigent miterlebt. Vergangenes Jahr, nach seinem eigenen runden Geburtstag, dem achtzigsten, übergab er den Taktstock endgültig an seinen Sohn Michael. Das 50-jährige Bestehen möchte der Förderkreis nicht einfach verstreichen lassen, er hat deshalb eine eigene Festschrift herausgegeben, die den Werdegang der gefeierten Konzertreihe und seines glühend verehrten Begründers nachzeichnet.

1968 rief Benno Forster die Konzerte ins Leben. Er war selbst Schüler im Internat der Benediktinerabtei und später Musik- und Deutschlehrer, von 1966 an bis zu seiner Pensionierung. Das allererste Konzert fand in der alten Turnhalle statt. "Doch das war erstens kein schönes Ambiente und zweitens derart überfüllt, dass wir beschlossen, in die Kirche umzuziehen", erinnert sich Forster. Schnell setzte sich die neue Veranstaltungsreihe durch, die Münchner fuhren liebend gern raus ins Isartal mit der schönen Klosteranlage.

Musiker aus den besten Münchner Orchestern für Schäftlarn zu gewinnen stellte für Forster kein großes Problem dar - die meisten waren Studienkollegen von ihm. Auch heute noch ist es so, dass die aktuelle Besetzung den akademischen Nachwuchs nachholt und so die musikalische Qualität sichert, bestätigt Susanne Rieder, die Vorsitzende des Förderkreises. Sie ist eine "Altschäftlarnerin", eine Ehemalige der Schule, genauso wie Karl Forster, der zusammen mit Anja Brandstäter ebenfalls an der Festschrift gearbeitet hat. Die Namensgleichheit ist kein Zufall: Karl Forster ist der jüngere Bruder von Benno und langjähriger SZ-Redakteur.

Ein großes Interview mit Benno Forster, seinem Sohn und Nachfolger Michael (im Gründungsjahr 1968 geboren und Chef-Oboist der Bergischen Symphoniker), kleine Porträts der "Dompteure am Pult" genannten Konzertmeister, einiges zur Geschichte des Klosters und Abdrucke der Konzertkritiken der Anfangsjahre bilden die Inhalte des 48-seitigen Hefts. Sehr vergnüglich nachzulesen sind nicht nur die kleinen und großen Pannen während der Aufführungen (einmal schlug der Blitz ein, ein anderes Mal musste auf die Schnelle ein Steinway-Flügel im Schweinetransporter aus Wolfratshausen geholt werden), sondern auch die Schilderungen eines Singschülers von 1981.

"Chor-Wurzler" wurden die Neulinge genannt, die "Chor-Zwiebler" Michael Forster musikalisch auf Trab brachte. Auch der Abt des Benediktinerklosters hat einen Artikel beigesteuert: Petrus Höhensteiger kann sich sogar Rockmusik in der Kirche vorstellen. Welchen Stellenwert die Konzertreihe hat, lässt sich an den vielen Grußworten ablesen, darunter sind der ehemalige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer oder Kardinal Reinhard Marx.

Zum Preis von fünf Euro wird die Festschrift im Klosterladen und an der Klosterpforte verkauft - und bei den Konzerten der Jubiläumssaison, die am 5. Mai unter der Leitung von Michael "Juckel" Forster beginnt. Während Susanne Rieder vom Förderkreis den Rückzug von mehreren Großspendern beklagt, ist sie mit der Zahl der Abonnenten zufrieden. Etwa 160 sind es zurzeit, die je zwei Karten kaufen. Auch junges Publikum komme neu dazu, gerade weil Forster junior behutsam das Programm verändere. "Nicht immer nur Mozart und Haydn, er wagt auch neue Zusammenstellungen." So etwa im September das Konzert mit dem ausgefallenen Solo-Instrument Bandoneon. Aber Publikumslieblinge wie Mozart und Haydn dürfen im Jubiläumsjahr natürlich auch nicht fehlen.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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