1200 Jahre Gaißach:Ein ganzes Dorf feiert Geburtstag

Gaißach 1200 Jahre

Alle 23 Vereine und Sozialeinrichtungen der Gemeinde sind beim Jubiläum dabei.

(Foto: Manfred Neubauer)

Im Jahr 817 wurde die Gemeinde erstmals erwähnt - als "Keizahu". Nun gibt es ein sechstägiges Fest, an dem sich fast jeder der etwa 3100 Einwohner beteiligt.

Von Klaus Schieder

Von dem etwas zungenbrecherischen Namen "Tolnze" auf einer Urkunde aus dem Jahr 1155 kann man mit ein wenig Fantasie schon auf das spätere "Tölz" kommen. Aber welcher Ort hieß früher einmal "Keizahu"? Unter diesem Begriff taucht das spätere Gaißach in einem Dokument auf, mit dem der Archipresbyter Heriperth und sein Neffe Sikihart das Gebiet dem Bischof von Freising geschenkt haben.

Das war im Jahr 817. Aus diesem Grund hat Gaißach heuer ein großes Jubiläum zu feiern: Sechs Tage lang - vom 15. bis zum 20. August - dauert das Fest zum 1200-jährigen Bestehen. Das ganze Dorf mit seinen etwa 3100 Einwohnern sei dafür auf den Beinen, sagt Peter Margreiter. Als Organisationschef der Feierlichkeiten möchte er sich gar nicht so gerne bezeichnen lassen. "Ich fühle mich bloß als einer."

Schon seit Anfang 2016 arbeitet das elfköpfige Festkomitee an dem Programm für die große Feier. Das geschah nicht im stillen Kämmerlein. An drei Informationsabenden stellten Margreiter und seine zehn Mitstreiter, darunter auch Bürgermeister Stefan Fadinger, ihre Ideen für das Jubiläum vor, wollten dabei aber vor allem Vorschläge der Gaißacher hören und aufnehmen.

"Von Haus aus war es unser Gedanke, die Leute über die Vereine ins Boot zu holen", sagt der Chef des Festausschusses und Vorsitzende der Musikkapelle Gaißach. Alle 23 Vereine und Sozialeinrichtungen der Gemeinde sind dabei, von den Gebirgsschützen über den Kindergarten bis zu den Oberland-Werkstätten für Menschen mit Behinderung. "Des werd super" - daran hegt Margreiter keinerlei Zweifel.

In den Tagen vor dem Fest auf der sogenannten Jacker-Wiese im Ortsteil Wetzl wird noch fleißig gehämmert und gewerkelt. Ein großes Zelt, das Platz für etwa 1200 Gäste, Bühne, Ausschank und Bar bietet, wurde hochgezogen, außerdem die Areale für die Ausstellung mit mehr als 20 Ständen über die Traditionen und Gebräuche in Gaißach markiert. Mit dieser Schau beginnt der Jubiläumsreigen am Dienstag, 15. August, um 10 Uhr.

"Jeder Ortsverein stellt seine Tätigkeit, seinen Zweck vor", sagt Margreiter. Die Besucher erfahren unter anderem, wie man Kühe noch mit der Hand melkt oder wie das Torfstechen einst vonstatten ging. Zu sehen sind landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, auch altes Handwerk. Spiele aus einer Zeit, als es weder Fernseher noch Smartphones gab, zeigt der Kindergarten St. Michael. Auch die Schnapsherstellung wird gezeigt - "von alten Höfen, die das Brennrecht haben", wie Margreiter betont.

Gaißach 1200 Jahre

Sechs Tage lang wird das 1200-jährige Bestehen groß gefeiert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Nach diesem Auftakt gibt es einen Tag Pause. Der Grund für die Unterbrechung: Das Festzelt muss nach der Ausstellung ausgeräumt und dann bestuhlt werden, das geht nicht in einer Nachtaktion. Einem Tag der Generationen und einem Tag der Nachbarschaft folgt ein weiterer Höhepunkt am Samstag, 19. August: Die große Feier zur Ersterwähnung von Gaißach, die um 20 Uhr beginnt, soll keine Abfolge von mehr oder minder interessanten Vorträgen sein, sondern "Gaißachs Geschichte wird in Form eines Theaters gezeigt", wie Margreiter avisiert.

Ein Thema ist zum Beispiel die Zeit der Pest oder der Einfall der Panduren im 17. Jahrhundert. Auf der Bühne werde vorgeführt, "wie sich der Ort entwickelt hat", sagt Margreiter.

Den Schlusspunkt bildet der historische Umzug am Sonntag, 20. August. Alle Gaißacher Vereine, alle Musikkapellen aus den Nachbarorten sind mit von der Partie, "das ganze Dorf wird auf den Füßen sein", sagt der Chef des Festkomitees. Die diversen Festwagen zeigten dem Publikum, "was typisch ist für Gaißach, was es bei uns gegeben hat und was den Ort prägt". Das reicht von der Darstellung des Almabtriebs bis hin zu Schleppmaschinen aus alter Zeit.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. "Wir wollen ja, dass viele Leute kommen, die mit uns feiern." Wer mit dem Auto kommt, kann drei Parkplätze nutzen: an der Untermbergstraße, an der Bahnhofstraße (Mühl/Wetzl) und am Ahornweg (nur am Sonntag).

Die ursprüngliche Bezeichnung "Keizahu" hat sich übrigens über die Jahrhunderte hinweg von Keizan und Kazzah zu Gaizzah verändert. Eine Urkunde aus dem Jahr 1268 belegt, dass Bischof Konrad II. von Freising einige Güter an einen gewissen Heinrich - den "Gaizzacher" - verliehen hat. Dieser Ortsadelsname lässt sich auch ohne viel Fantasie dem heutigen Gaißach zuordnen.

Weitere Informationen gibt es im Internet: www.festjahr-gaissach.de.

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