Isar:Auf der hohen Kante

Noch ist für die Experten die anhaltende Trockenheit im Landkreis nicht besorgniserregend. Doch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim lässt vorsichtshalber weniger Kubikmeter aus dem Sylvensteinspeicher ab

Von Claudia Koestler

Sylvensteinstausee

Noch ist von Wasserknappheit im Sylvensteinsee kaum die Rede, was Burkhard Martens und Nina Brümmer in ihrem Kajak zugutekommt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Erst gab es ungewöhnlich wenig Schnee im Winter, jetzt kaum Niederschlag in den ersten Frühlingswochen: Als Resultat liegen bereits vielerorts die Pegel unter der Marke für Niedrigwasser. Am Sylvensteinspeicher wird derzeit sogar "so viel wie möglich vom Zufluss zurückgehalten, um die Vorräte zu erhöhen", sagt Tobias Lang vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Denn von Oktober bis März seien dort mit 180 Milliliter pro Quadratmeter nur 60 Prozent des langjährigen Mittelwertes an Niederschlag gefallen. Auch Restschnee gäbe es dort inzwischen keinen mehr. Doch da der Sylvensteinspeicher neben dem Hochwasserschutz auch die Niedrigwasserversorgung des Isartals gewährleisten soll, ist jetzt "vorausschauendes Haushalten mit dem knappen Gut gefordert", sagt Lang. Sein Fazit: "Jetzt lebt die Region von dem, was an Regen kommt."

Allerdings ist ihm eines wichtig: "Wir wollen keine Panik verbreiten. Das ist keine akute Maßnahme, sondern vorsorgend. Es ist einfach besser, wir sparen jetzt als im Juni", betont er. Deshalb wurde von Amts wegen am Sylvensteinspeicher die Untergrenze von 20 auf 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde reduziert, die in die Isar fließen. Ob der trockene Winter und Frühling ein Anzeichen für eine Wasserknappheit im Sommer ist, will er daraus nicht ableiten: "Auch wir können zwar in Glaskugeln gucken, sehen aber nichts darin", sagt er. "Unsere Aufgabe ist es vorzusorgen, und genau das tun wir hiermit."

Für die Natur sei es nicht zwingend notwendig, dass die Isar Wasser führe. "Davon würde sich die Umwelt durchaus erholen, nur wir Menschen hätten Probleme", sagt Lang. Denn der Hauptgrund, weshalb die Isar stets ausreichend Wasser führen müsse, seien die Kläranlagen am Fluss. "Die brauchen einen gewissen Pegel, damit das Mischungsverhältnis stimmt für das, was sie einleiten." Für die Tölzer Kläranlage habe das derzeitige Niedrigwasser der Isar aber noch keine Auswirkungen: "Zwar ist mehr Wasser besser, aber noch sind wir nicht im kritischen Bereich", sagt Betriebsleiter Ludwig Burghard.

Noch weniger Sorgen macht sich der Abwasserzweckverband Isar-Loisach: "Wir leiten ja in die Loisach ein, und die führt noch ganz normal Wasser", sagt Betriebsleiter Walter Müller.

Auch die Landwirtschaft ist von der derzeitigen Trockenheit noch nicht bedroht, erklären Experten. Zwar seien "im Moment die Felder zu trocken", sagt Abteilungsleiter Georg Bocksberger vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Wolfratshausen. Florian Turnbauer, Berater in Sachen Pflanzenbau, hingegen betont, dass es zu früh sei, daraus auf Ertragseinbußen zu schließen. Die Böden hätten "eine hohe Wasserspeicherkapazität". Außerdem sei "die Vegetation an sich früher dran als normal, weshalb wir bei Grünland eher eine Ertragssteigerung erwarten. Und für Getreide ist noch genug Zeit, dass Regen kommt", sagt Turnbauer.

Wachsamkeit fordert der geringe Niederschlag bei der Trinkwasserversorgung. Einen Rückgang des Wasserpegels um 20 Zentimeter pro Monat beobachtet derzeit der Wasserwart der Harmatinger Gruppe, Josef Walch. Trotzdem kein Anlass zur Beunruhigung, sagt er: "Das ist normal. Schließlich hatten wir im vergangenen Jahr einen Hochstand." Erst wenn es noch länger trocken bleibe, "könnte es im Herbst eng werden", sagt er. 2003 war es für die Harmatinger Gruppe schon einmal knapp geworden mit dem Wasser. Die Verantwortlichen hatten daraufhin beschlossen, einen zweiten Brunnen zu bohren. "Wir wollten einen Tiefbrunnen. Doch wegen einer Moräne ist der zweite Brunnen auf gleicher Höhe wie der erste", sagt Walch. Icking blickt indes einer Trockenperiode gelassen entgegen: "Bei uns fehlt sich nichts", sagt Wasserwart Stephan Burlein. Zum einen seien die Brunnen wesentlich tiefer als die Flüsse, zum anderen sei derzeit der Verbrauch nicht hoch. "Selbst wenn es in den vergangenen Jahren lange trocken war, haben wir das bislang am Pegelstand nur marginal gemerkt".

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